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Arbeit des Zollamtes Arbeit des Zollamtes: Russischkenntnisse sind oft sehr hilfreich

Von Elfi Schurtzmann 09.05.2004, 14:16

Aschersleben/MZ. - Nach und nach kommen die zehn Beamten und an den Nummernschildern ihrer Pkw ist zu erkennen, dass nicht einer aus dem hiesigen Landkreis kommt. Die langen Anfahrtswege machen den Beamten aber nichts aus, sagen sie. Einige kommen aus Halberstadt oder Barby, andere aus Quedlinburg, Bernburg, Calbe und Sangerhausen. Eine Stunde Fahrzeit sei keine Seltenheit, erzählt der 50-jährige Abfertigungsbeamte Klaus Wissel, der aus Barby kommt. Inzwischen duftet es auf dem Flur schon nach Kaffee. "Ein wenig Zeit haben wir noch. Möchten Sie auch eine Tasse Kaffee?", fragt die 27-jährige Vorsteherin Isabelle Pyka. Wir nehmen dankend an, denn bei einem guten Morgenkäffchen lässt es sich besser reden.

Isabelle Pyka erklärt zunächst an der Karte, wie groß der Bereich ist, der von den hiesigen Mitarbeitern des Ascherslebener Zollamtes zu betreuen ist. Flächenmäßig sind es rund 5 045 Quadratkilometer. Dazu gehören die Landkreise Aschersleben-Staßfurt, Mansfelder Land, Sangerhausen, Bernburg, Halberstadt, Wernigerode, Quedlinburg und etwa 50 Prozent des Bördekreises. Inzwischen ist es kurz nach sieben Uhr, die ersten Lkw-Fahrer stehen mit ihren Papieren am Tresen. Wilfried Peters ist gerade mit einem türkischen Fahrer beschäftigt. Freundlich begrüßt er die Beamten, auch für die Presseleute lächelt der etwa 40-jährige Yasas Gider in die Kamera. Er hat Baumaschinen geladen und will so schnell wie möglich über Ungarn wieder zurück in seine Heimat. Die Verständigung mit den Fahrern sei manchmal gar nicht so einfach, spricht Klaus Wissel aus Erfahrung. "Manche sprechen etwas deutsch oder auch englisch. Die Fahrer aus den osteuropäischen Staaten dagegen oft nur russisch. Da kommen uns unsere Russischkenntnisse aus der Schulzeit oft zugute", freut sich Wissel. Inzwischen hat Wilfried Peters die Papiere für den türkischen Fahrer fertig. Wissel geht mit ihm auf den Hof, verplombt den Lkw, übergibt ihm seine Dokumente und Yasas Gider kann seine Fahrt in Richtung Heimat fortsetzen. Er winkt uns freundlich zu, drückt noch mal kräftig auf die Hupe und fährt vom Hof des Zollamtes.

Der größte Teil der Fahrer ist abgefertigt und Isabelle Pyka erzählt uns, dass täglich so zwischen 15 und 20 Lkw abgefertigt werden müssen. Dazu komme noch, dass Firmen aus dem Amtsbereich die Zollbeamten anfordern, um die Abwicklung vor Ort vorzunehmen. "Das muss ebenfalls koordiniert werden, um unnötige Umwege und damit lange Wartezeiten beim Kunden zu vermeiden. Während eine Abfertigung im Zollamt kostenfrei ist, kostet es außer Haus Geld", räumt die Chefin ein. Und Klaus Wissel ergänzt, dass Firmen, die am Rande des Amtsbereiches liegen, dieses gern in Kauf nehmen, um ihren Fahrern lange Anfahrtszeiten zu ersparen. Die Abarbeitung vor Ort erfolge analog der auf dem Zollhof, so Frau Pyka. Hin und wieder werde auch die Fracht kontrolliert. "Das machen wir stichprobenartig", erklärt Wissel. Schwierig sei das bei gestapelter Fracht oder bei großen Teilen. Da werde dann die Seitenplane geöffnet, um so einen Einblick in den Laderaum zu bekommen. Spektakuläre Funde oder gar Schmuggelware haben die Beamten hier allerdings noch nicht dabei gehabt.

Das Zollamt ist nicht nur für die in ihrem Bereich ansässigen Firmen zuständig, sondern stehe auch Privatpersonen in allen Fragen der Ein- und Ausfuhr von Waren und zur Abwicklung der verschiedenen Zollverfahren zu Verfügung. Im privaten Postverkehr passieren manchmal schon recht ungewöhnliche Dinge, erinnert sich der Abfertigungsbeamte Wissel. Aus Afrika kam per Post eine Buschtrommel. So weit, so gut. Nur hatte die ganze Sachen einen Haken. Über die Trommel war ein Fell gespannt. Die Zollbeamten hatten nun zu prüfen, ob das gegen das Artenschutzgesetz verstoßen würde. Keine Panik auf der Titanic. Das Ganze klärte sich als harmlos auf, denn es handelte sich um ein Ziegenfell, das für den Klang der Trommel verantwortlich sein soll, erinnert sich Wissel an die Begebenheit. Ein verschmitztes Lächeln kann sich der 50-Jährige, der bereits seit 30 Jahren als Zollbeamter tätig ist, aber nicht verkneifen. Als Dank bekamen die Beamten auch noch ein Ständchen gratis.

Während wir uns im Büro weiter umsehen, stehen die Lkw wieder Schlange auf dem Zollhof. Die Abfertigungsbeamten rüsten sich für den nächsten Ansturm. Alle Computer sind untereinander vernetzt, somit hat jeder Beamte Zugriff auf die Daten, die für die Abfertigung wichtig sind. In der Regel erfolgt die Abwicklung auf elektronischem Wege, aber auch per Post oder manuell. Für Martin Kache, der im Zollamt sein Schulpraktikum absolviert, ist das alles sehr spannend. Martin ist Schüler der neunten Klasse an der Burgschule und hat schon heute konkrete Vorstellungen von seinem künftigen Beruf: Zollbeamter nämlich. Wie er darauf kam? Er hat ein wenig im Internet gesurft und die Klasse besuchte des Berufsinformationszentrum des Arbeitsamtes und erfuhr so mehr über den Beruf.

Der Umgang mit Menschen und die abwechslungsreiche Tätigkeit waren auch für Isabelle Pyka und Klaus Wissel bei der Berufswahl entscheidend. Inzwischen klingelt schon wieder das Telefon. Ein Kunde möchte noch einen Termin vereinbaren. Kein Problem. Es ist Freitag kurz vor 15 Uhr. Die Beamten rüsten sich für den Feierabend.