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Umweltschutz An der Buschmühle Aschersleben: Hartmut Petrausch kritisiert geplante Fällung von vier Eschen

Von Harald Vopel 21.03.2018, 08:55
Am heutigen Mittwoch sollen weitere drei Bäume an Hartmut Petrauschs Grundstück fallen.
Am heutigen Mittwoch sollen weitere drei Bäume an Hartmut Petrauschs Grundstück fallen. Gehrmann

Aschersleben - Unverhofft kommt oft. Hartmut Petrausch ahnte jedenfalls nichts Schlimmes, als am vergangenem Freitag eine Mitarbeiterin des städtischen Tiefbauamtes bei ihm an der Tür klingelte. Sabine Richter, Expertin für Natur- und Baumschutz in der Ascherslebener Stadtverwaltung, habe ihm mitgeteilt, dass mehrere Bäume an der Grenze zu seinem Grundstück gefällt werden sollten, erzählt Petrausch.

Vier Eschen sind augenscheinlich kerngesund

Und das findet der Anwohner des Wohngebiets An der Buschmühle überhaupt nicht komisch. Immerhin würden die „Todeskandidaten“ - vier Eschen - seit mindestens einem halben Jahrhundert dort stehen. Und von einer Krankheit sei bei keinem der Exemplare eine Spur zu erkennen.

Vielmehr seien sie nach Petrauschs Ansicht kerngesund. Und ein Sturm, wie zuletzt „Friederike“, könne ihnen offensichtlich auch nichts anhaben. In seiner Meinung, dass die Bäume tatsächlich in Saft und Kraft stehen, sah sich der Ascherslebener bestätigt, nachdem bereits am Montag der erste Baum der Kettensäge zum Opfer gefallen war.

„An den Baumscheiben ist nicht die kleinste Schadstelle zu entdecken“, so Hartmut Petrausch.

„Warum reden wir über Dieselautos, wenn wir alle diese Bäume fällen?“

Der fragt sich jetzt, wer die Fällung veranlasst hat und übt Kritik an der Stadtverwaltung. „Die Bäume leisten aufgrund ihres Kronenvolumens einen wichtigen Beitrag zur Luftqualität, dienen als Nistplätze und stehen nicht auf dem Marktplatz. Warum reden wir über Dieselautos, wenn wir alle diese Bäume fällen?“, so der Ascherslebener.

Er wundert sich auch über die eher ausweichenden Antworten, die er am Freitag auf seine Fragen von der Rathaus-Mitarbeiterin erhielt. Eine Nachfrage per E-Mail an Oberbürgermeister Andreas Michelmann sei komplett unbeantwortet geblieben, bedauert Hartmut Petrausch.

Keine Antwort auf Nachfrage an Oberbürgermeister Michelmann

Dessen Vermutung, dass die Entscheidung zur Fällung der Bäume von höchster Stelle im Rathaus - auf Wunsch eines einzelnen Bürgers - veranlasst worden sein könnte, weist Oberbürgermeister Michelmann zurück. Er wisse nichts von dem Vorgang.

Da verlasse er sich zu 100 Prozent auf die fachkundigen Entscheidungen der zuständigen Mitarbeiter, so der OB auf Nachfrage der MZ. Michelmann räumt gleichzeitig ein, dass sich durchaus ein Bürger an die Stadtverwaltung gewandt haben könnte mit einem Hinweis auf eine Gefährdung durch die betreffenden Bäume.

Ein solcher Hinweis werde dann von Experten geprüft und eine Entscheidung getroffen. Eins stehe für ihn fest: „Niemand in der Verwaltung veranlasst eine Baumfällung aus Spaß und ohne triftigen Grund. Da bin ich mir sicher“, so Michelmann.

Stadt verweist auf Symptome des sogenannten Eschentrieb-Sterbens

Und einen triftigen Grund soll es für die Fällung der Eschen am Wohngebiet An der Buschmühle tatsächlich geben. Auf Nachfrage der Mitteldeutschen Zeitung teilte Stadtsprecherin Judith Kadow am Dienstag mit, dass die Eschen Symptome des sogenannten Eschentrieb-Sterbens - auch „Falsches Weißes Stengelbecherchen“ oder „Eschenwelken“ genannt - gezeigt hätten.

Die Krankheit endet oft mit dem Tod des befallenen Baumes. Vorangegangene Pflegemaßnahmen hätten bei der Bekämpfung keinen Erfolg gezeigt, so dass schließlich nur noch die Fällung der Bäume bliebe, um den Befall weiterer Bäume zu verhindern, so Kadow. Die Untere Naturschutzbehörde habe für das Fällen der Bäume an der Buschmühle dann auch die notwendige Ausnahmegenehmigung erteilt.

Untere Naturschutzbehörde beim Salzlandkreis gab Erlaubnis

Für einen zeitlichen Aufschub der Fällungen könnten im letzten Moment nur noch Vögel sorgen, die im Geäst ihre Nist- und Brutplätze eingerichtet haben. Zumindest sei die mit der Fällung beauftragte Firma dazu verpflichtet, die Bäume auf das Vorhandensein von Nestern zu kontrollieren, bevor die Säge angesetzt werde, so Stadtsprecherin Kadow. Dann wäre aber alles nur aufgeschoben - nicht aufgehoben. (mz)