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Ameos-Klinikum Aschersleben Ameos-Klinikum Aschersleben: Der zweite Geburtstag

Von Ingeburg pocklitz 31.03.2015, 06:11
Das Klinikum Aschersleben gehört zu Ameos.
Das Klinikum Aschersleben gehört zu Ameos. GEHRMANN/ARCHIV Lizenz

Aschersleben - „Bösartiger Tumor im Querdarm - als ich diese Diagnose hörte, war das für mich wie das Todesurteil“, erinnert sich Elsbeth Schreiber aus Aschersleben an den emotionalen Tiefschlag zu Beginn dieses Jahres. Ihr Arzt hatte bei einer Routineuntersuchung extreme Blutarmut festgestellt und sie sofort ins Krankenhaus überwiesen. Dort erbrachte eine Darmspiegelung das niederschmetternde Ergebnis.

„Es war so schrecklich, dass ich es nicht beschreiben kann, aber in den nachfolgenden Gesprächen hat man mir einen Großteil der Angst genommen.“ Zum Glück war der Krebs rechtzeitig entdeckt worden, er hatte nicht gestreut und war auch noch nicht in die Darmwand gewachsen. „Ich bin Ende Januar operiert worden, danach waren weder Chemotherapie noch Bestrahlung nötig, denn der Arzt hatte den Tumor restlos entfernen können. Das war wie mein zweiter Geburtstag“, sagt die zierliche Frau, der man ihre 81 Jahre nicht ansieht und die heute wieder Optimismus und Lebensfreude ausstrahlt.

Die Vorträge im Krankenhaus hört sie sich an, um noch mehr über die Krankheit zu erfahren, die sie eben erst überstanden hat. Und sie sagt aus gutem Grund: „Ich kann jedem nur dringend empfehlen, zur Vorsorge zu gehen.“

Das sagen auch Chefarzt Dr. Jan Wieland und seine Kollegen immer wieder und belegen jedes Jahr beim Informationstag des zertifizierten Darmkrebszentrums im Ameos-Klinikum durch Zahlen und viele Beispiele, dass Darmkrebs geheilt werden kann, wenn er nur rechtzeitig erkannt wird.

Ein ganzes Netzwerk

Ein ganzes Netzwerk steht für die umfassende Versorgung der Patienten von der Vorsorge über die Diagnosefeststellung und die optimale Behandlungsmethode bis zur Nachsorge bereit. Jährlich überprüft die deutsche Krebsgesellschaft zahlreiche Parameter, um die Qualität des Darmkrebszentrums dauerhaft zu gewährleisten.

Peter Sochor, seit Kurzem Chefarzt für Innere Medizin und Gastroenterologie am Klinikum, erläutert die Hauptursachen und Risikofaktoren: Ein Darmtumor vor dem 50. Lebensjahr ist in der Regel genetisch bedingt und kommt selten vor, ansonsten spielen unter anderem Ernährung, Übergewicht, Alkohol, Rauchen und das Lebensalter ab 65 eine Rolle.

Das Hauptproblem: Es gibt keine echten Symptome für die Krankheit. Die bei Elsbeth Schreiber aufgetretene Blutarmut kann ein Hinweis sein, ebenso ein Wechsel von Durchfall und Verstopfung, schwarzer Stuhl, Blutungen, Gelbsucht, Knochenschmerzen oder starker Gewichtsverlust. Der Gang zum Arzt sollte dann auf keinen Fall aufgeschoben werden.

Zur sicheren Diagnose gehören Laboruntersuchungen, das Tasten des Enddarmes, eine Ultraschalluntersuchung des Bauches und natürlich die Darmspiegelung. Diese Untersuchung mit dem Endoskop bringt endgültige Klarheit und ist auch die sicherste Methode der Vorsorge. Der Arzt erklärt genau, was gemacht wird und warum die Untersuchung schmerzfrei ist.

Auf Bildern erkennen

Auf Bildern können die Zuhörer erkennen, wie es im Inneren eines gesunden Darmes aussieht und welche Stadien einer krankhaften Veränderung es gibt.

Leider nehmen trotz intensiver Kampagnen zu wenig Menschen an der Vorsorge teil. Dabei ist der Darmkrebs inzwischen die zweithäufigste Krebsart bei Männern und Frauen, und es scheint erwiesen, dass allein durch Ernährungsumstellung bis zu drei Viertel der Neuerkrankungen vermeidbar wären.

Chefärztin Gabriela Krüger, seit 20 Jahren Leiterin der Pathologie, gibt hochinteressante Einblicke in die Arbeit mit Gewebeproben. So werden beispielsweise während einer Operation Schnellschnitte untersucht, um dem Chirurgen zu signalisieren, ob er weit genug in das gesunde Gewebe geschnitten und damit den Tumor vollkommen entfernt hat.

Nach den Vorträgen sind alle interessierten Gäste in die Pathologie eingeladen, um sich selbst ein Bild zu machen. Dieses Angebot nutzt auch Elsbeth Schreiber, die sich schon darauf freut, bald wieder ihren Hobbys wie Chorsingen, Sport und Wandern frönen zu können. Am meisten aber freut sie sich darüber, dass ihr Sohn nun auch zur Darmspiegelung gegangen ist und kein Anlass zur Sorge besteht. (mz)