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Ambitionierter Boxer wird Polizist

19.01.2007, 18:20

Aschersleben/MZ. - Frank Retzlaff, Sportverantwortlicher der Schule, sprach mit dem Hallenser.

Wie schätzt du diesen Erfolg ein? Wust: Eigentlich gut, doch ich hatte mir mehr vorgenommen. Mit einer glücklicheren Auslosung hätte ich es ins Finale schaffen können. Außerdem hatte ich leider nicht die Chance, mich im Halbfinale mit meinem Gegner zu messen. Aufgrund einer Verletzung bekam ich Starverbot vom Arzt. Trotzdem schätze ich den Erfolg groß ein, da ich noch nicht so lange im Schwergewicht boxe und noch "schmächtig" gegenüber den anderen bin.

Dein Heimatverein, der SV Halle, hat eine große Boxtradition - viele bekannte Boxer sind aus den Staffeln hervorgegangen. Seit wann bist du dort im Training und bei wem trainierst du?

Wust: Ich boxe seit 13 Jahren und trainiere seit acht Jahren in Halle. Seit drei Jahren ist Siegfried Vogelreuter mein Trainer.

Der Chemiepokal ist weltbekannt. Hattest du schon die Gelegenheit, dort zu starten?

Wust: Leider nicht. 2006 sollte ich teilnehmen, doch nach Absprache mit meinem Trainer haben wir uns dagegen entschieden. 2007 müssen wir mal schauen!

Profiboxen ist zurzeit wieder in aller Munde. Wo siehst du die wesentlichen Unterschiede zwischen dem Amateurboxen und den Profis?

Wust: Zunächst in der Kampfzeit und der Schutzausstattung für die Boxer. Auch in der Jahreskampfplanung und Trainingsplanung gibt es erhebliche Unterschiede. Während ein Amateur bis zu 25 Kämpfe im Jahr hat und am besten das ganze Jahr bei 110 Prozent Leistungsvermögen stehen muss, macht ein Profi maximal vier bis fünf Kämpfe und hat zwischenzeitlich Ruhephasen von mehreren Monaten. Das heißt aber nicht, dass es weniger anstrengend ist.

Viele denken, Boxer stehen fast nur im Ring und sparren oder hüpfen mit dem Seil! Welcher Belastung unterziehst du dich im Training?

Wust: Das Training von Boxern ist sehr vielseitig. Natürlich ist ein Hauptbestandteil das Sparring, aber auch Laufen ist wichtig, um Grundlagen zu schaffen. Weitere Bestandteile sind Krafttraining, Koordination und die dauernde Schulung von Schlägen, Reaktion und Kombinationen.

Du steckst mitten in der Ausbildung zum Polizeivollzugsbeamten. Wie verträgt sich das mit deinen Ambitionen im Boxen?

Wust: Es ist schon nicht leicht, aber man findet immer eine Lösung. Ob ich nun hier in Aschersleben trainiere oder die ganze Woche in Halle, bleibt sich eigentlich gleich. Zudem wird vorausgesetzt, dass Leistungssportler auch so etwas alleine durchziehen und durchsetzen können. Ist das nicht der Fall, ist es wohl nicht die richtige Sportart!

Das allgemeine Klischee der Boxer besagt: Wer zu lange boxt, bekommt später Probleme mit geistiger Fitness und dem Sprechen. Wie siehst du das?

Wust: Wer das sagt, der schaut Boxen nur aus dem Grund, weil er Blut sehen will. Er will sehen, wie sich zwei Sportler sinnlos prügeln. Das ist aber kein Boxen. Boxen heißt, den Schlägen ausweichen.

War der Polizeiberuf dein Wunschtraum oder eher eine Notlösung?

Wust: Es war nicht ganz ein Wunschtraum, aber eine Notlösung war es auch nicht. Es ist klar, dass ich Profi werden will. Für die Polizei haben einfach die Sicherheit, der Umgang mit Menschen und vieles mehr gesprochen. Profiboxer ist man etwa bis 35 Jahre und wenn man da Verletzungen erhalten hat, steht man danach mit nichts da. Und ich hatte die Chance, bei der Polizei anzufangen und möchte diese auch konsequent nutzen!

Während der Ausbildung wird auch sehr viel Zeit in die Zweikampfausbildung investiert. Siehst du hier Vorteile für dich und wie steht es um deine Fertigkeiten im Ju-Jutsu oder Karate?

Wust: Meine einzigen Vorteile sehe ich hier in den Reaktionen, denn diese Sportarten sind koordinativ völlig anders als Boxen. Für mich ist es eher schwierig, nach so vielen Jahren im Boxen die Umstellung in der Technik und Taktik hinzubekommen. Irgendwie kommt immer noch der Boxer durch. Aber trotzdem denke ich, dass ich so schlecht nicht bin.

Jeder Boxfan weiß, dass die Klitschko-Brüder über zwei Meter groß sind. Du bist wesentlich kleiner und auch leichter, ist das genug für einen Schwergewichtler?

Wust: Größe hat nicht unbedingt mit Boxen zu tun, es ist nur ein kleiner Vorteil. Natürlich wäre es besser, größer zu sein, aber man muss mit den Mitteln auskommen, die einem gegeben sind. Ich habe mir aber vorgenommen, etwa zehn Kilo zuzunehmen - ich wiege 88 Kilo. Mein Vorteil ist dagegen, dass ich wesentlich schneller und beweglicher bin und somit, denke ich zumindest, gleicht sich alles ein wenig aus!