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AfD-Kandidat zur Bundestagswahl AfD-Direktkandidat im Bundestags-Wahlkreis 68: Rentner aus Stiege will in den Bundestag

Von Marko Jeschor 09.06.2017, 19:30
Ronald Bischoff tritt im Wahlkreis 68 an, zu dem Aschersleben und Seeland zählen.
Ronald Bischoff tritt im Wahlkreis 68 an, zu dem Aschersleben und Seeland zählen. privat

Aschersleben - Irgendwann wurde es selbst einem AfD-Sympathisanten zu bunt. „Mario“, sagte er, „du hast die Frage nicht beantwortet und schwafelst seit einer Stunde nur rum.“ Gemeint war Mario Lehmann, früher Polizist und jetzt AfD-Landtagsabgeordneter.

Lehmann verwendete tatsächlich viel Zeit darauf, zu erklären, was in Deutschland aus seiner Sicht gerade alles schief laufen soll und wie er persönlich darunter leidet. Er zog dabei häufig auch Parallelen zur DDR.

Einwurf aus der letzten Reihe im Konferenzraum

Der Einwurf aus der letzten Reihe in einem Konferenzraum im Askania-Hotel in Aschersleben am Mittwochabend war dann auch für ein älteres Paar in der vorletzten Reihe der letzte Anlass, das erste Bürgerforum des AfD-Kreisverbandes in Aschersleben vorzeitig zu verlassen.

Zuvor hatten sie nur immer wieder ungläubig mit dem Kopf geschüttelt: ob der nicht enden wollenden Monologe von Lehmann oder aufgrund unbeantworteter Fragen, die sich im Kern fast ausnahmslos auf die Flüchtlingskrise beschränkten.

Und die bis auf die mithin AfD-typischen Antworten hinsichtlich der Verfehlungen von Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) und der viel kritisierten Rolle der Medien nichts Neues zu Tage förderten. Viel zu spät eigentlich versuchte AfD-Kreischef Matthias Büttner jedenfalls zu moderieren.

Bischoffs Politikansatz blieb weitestgehend im Dunkeln

Das in Staßfurt laut Büttner bereits etablierte Bürgerforum sollte ursprünglich dazu dienen, auch mit Bürgern in der Region Aschersleben über ihre Probleme und Erwartungen zu sprechen und auch den Bundestagskandidaten im Wahlkreis Harz, Frank-Ronald Bischoff, 69, Unternehmensberater aus Stiege, kennenzulernen. Das Problem: An der AfD und ihrem programmatischen Ansatz interessierte Bürger hatten sich nicht viele im Konferenzsaal eingefunden, obwohl dieser durchaus ordentlich gefüllt war.

Auch Bischoffs Politikansatz blieb weitestgehend im Dunkeln. Außer biografischen Angaben - er kommt aus einfachen Verhältnissen und hat eine kommunistische Vergangenheit - und einer Eigen-Einschätzung zu seinen Eigenschaften - er nannte ein paar preußische Tugenden - gab es nicht viel, woran man hätte die besondere Eignung für den Bundestag hätte erkennen können.

Bischoff tritt gegen Brehmer und Brecht an

Auf die Frage eines jungen Mannes, wie er denn die zu erwartenden weiteren Flüchtlingsströme aufhalten wolle, sagte Bischoff: Sein Einfluss sei wegen der zu erwartenden Wahlergebnisse begrenzt. Er werde den etablierten Parteien aber die Leviten anhand der Gesetze lesen. „Das sind sie so nicht gewohnt.“

Geklärt wurde eben auch nicht, inwiefern er sich in Berlin als Direktkandidat für seinen Wahlkreis einsetzen will, sollte er sich denn direkt gegen Heike Brehmer (CDU) oder Eberhard Brecht (SPD) durchsetzen, oder eben über den Listenplatz sieben einziehen.

Tatsächlich wusste Bischoff bis vor wenigen Wochen selbst nicht, dass er die Möglichkeit dazu bekommen könnte. Er habe sich nicht für ein Amt in der Partei beworben, wie er eingangs selbst erklärte. Vielmehr sei er „in zweiter Lesung gewählt worden“, weil sein Vorgänger den Landesvorstand „in erbärmlicher Art versuchte vorzuführen und zu diskreditieren“.

Den Namen Armin Friese sprach Bischoff dabei nicht aus. Friese war Mitglied einer Chatgruppe, die gegen den AfD-Landesvorstand arbeitete und dafür neben zwei weiteren Direktkandidaten abgestraft wurde. (mz)