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61-Jähriger brennt lichterloh vor dem Hennebrunnen

Von DETLEF VALTINK UND SUSANNE THON 04.01.2011, 20:01

ASCHERSLEBEN/MZ. - Kurz vor 18 Uhr hat sich gestern am Hennebrunnen in Aschersleben eine Tragödie abgespielt. Ein 61-jähriger aus Niedersachen mit familiärer Bindung nach Aschersleben brannte am gesamten Oberkörper lichterloh. Passanten haben beobachtet, dass der Mann urplötzlich von Bauch an in Flammen stand, dabei das gesamte Kopfhaar abgebrannt ist und er augenscheinlich auch schwer verletzt wurde.

Warum der 61-Jährige, der aus der Obdachlosenszene stammen soll, brannte, ist nach ersten polizeilichen Erkenntnissen nicht bekannt. Die vor Ort eingesetzten Beamten konnten noch keine Befragung des Brandopfers durchführen, da dieser nach der Ersten Hilfe vor Ort sofort in das Ascherslebener Klinikum eingeliefert wurde. Dort wurde Verbrennungen zweiten und dritten Grades festgestellt, so dass eine weitere Behandlung in einer Spezialklinik in Halle notwendig und der sofortige Weitertransport veranlasst wurde. Die Polizei konzentrierte sich auf die Sperrung des Areals rund um den Hennebrunnen, auf die Befragung eventueller Zeugen und die Sicherung von Spuren. "Erfahrungsgemäß kann eine Befragung erst Stunden später, nach Abschluss der ärztlichen Behandlung, durchgeführt werden", so Polizeioberkommissar Thomas Engel auf Anfrage der Ascherslebener Zeitung. Dann werde sich auch erst der genaue Hergang analysieren lassen. So gingen gestern die Beamten noch davon aus, dass sowohl eine Selbstentzündung als auch eine Tat durch einen Zweiten oder Dritten in Frage kommen.

Der 61-Jährige hatte auf jeden Fall mehr als einen Schutzengel an seiner Seite. Unmittelbar nach der Entzündung eilten ihm Passanten zu Hilfe. Ein Mann aus Nienburg und eine Frau aus Güsten (die Namen sind der Redaktion bekannt), die sich gerade auf der anderen Straßenseite und damit in unmittelbarer Nähe des Unglücksortes befanden, waren zuerst zur Stelle und verhinderten durch ihr beherztes Eingreifen mit hoher Wahrscheinlichkeit Schlimmeres. "Wir haben den Mann lichterloh brennen sehen und sind sofort zu ihm hin", schilderten die Güstenerin, die in Kempten lebt und derzeit nur zu Besuch hier ist, und der Nienburger das schier unfassbare Geschehen. Das Brandopfer habe sich nach seiner Entzündung noch ein paar Schritte vom Brunnen entfernt und sei dann erst umgefallen. "Wir haben nach Wasser gerufen und dann die Flammen mit Schnee gelöscht", so die beiden Ersthelfer, die in ihrem Tun nur Sekunden später schon von anderen Umstehenden unterstützt wurden. Nicht nur das rettete dem Niedersachsen wohl das Leben. Denn just in dem Moment fuhr am Hennebrunnen ein Rettungsfahrzeug mit entsprechend geschultem Personal vorbei, das sich sofort um den am Boden liegenden Mann kümmern konnte. "Das war wirklich Zufall, dass wir nicht erst auf den schon alarmierten Krankenwagen warten mussten", zeigten sich die beiden Lebensretter noch zwei Stunden nach der Tragödie erleichtert ob des zunächst glücklichen Verlaufs. Einzugreifen sei für sie eine Selbstverständlichkeit. "In dem Moment, in dem einen bewusst wird, was da passiert, überlegt man nicht mehr, dann handelt man nur noch", sagten die beiden und haben nur einen Wunsch: "Hauptsache er überlebt auch." Die Chancen dafür stehen gut, denn zum Zeitpunkt der Notversorgung, so die Polizei, war der Mann noch ansprechbar.

Passanten wollen zudem am Hennebrunnen einen stechenden und beißenden Terpentin-Geruch wahrgenommen haben. Das konnte Diana Dilg nicht bestätigen. Die Inhaberin einer Parfümerie direkt gegenüber dem Hennebrunnen hatte die Geschehnisse mitbekommen und sofort die Polizei informiert. "Mir ist so ein Schreck in die Glieder gefahren", sagte Diana Dilg, die überzeugt ist, dass es noch eine Weile dauern wird, bevor sie das Gesehene verarbeitet hat.

Weitere Fotos vom Unglücksort gibt es unter www.mz-web.de/fotogalerien