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Taglilien blühen im Tagesrhythmus

Von Helga Panten 25.06.2007, 14:34

Bonn/dpa. - Vergänglich und ausdauernd zugleich, das klingt wie ein Widerspruch. Ist es aber nicht, zumindest nicht bei den Taglilien (Hemerocallis). Ihre großen, prächtigen Blüten halten nur einen Tag.

Aber während sie verblühen, platzen Abend für Abend bereits die nächsten Knospen. So entsteht ein Blütenflor, der dem Garten über Wochen hinweg Farbe und Eleganz verleiht. Kenner holen sich immer neue Exemplare der mittlerweile weltweit 56 000 Sorten in den Garten. Fast alle Farben spielen sie damit durch - vom dunklen Violett einer 'Grape Fun' über das knallige Orangerot der 'Mauna Loa'. Dazu kommt die Fülle verschiedener Formen. Dicht gefüllte Typen wie 'Shirley Valentine' zeigen Üppigkeit. Zurückgeschlagene Blütenblätter lassen runde oder dreieckige Blütenformen entstehen, etwa bei 'Red Eyed Shocker'.

Nicht weniger groß ist die Variationsbreite bei den Blütengrößen. Miniatur-Taglilien wie 'Bitsy' werden gerade einmal vier Zentimeter groß. Riesen wie 'Anaconda' entfalten dagegen 25 Zentimeter große Blumen. Es gibt kleinwüchsige Sorten wie die goldgelbe 'Stella de Oro' sowie großwüchsige Exemplare mit bis zu 130 Zentimetern Höhe.

Ein Ende dieser Vielfalt ist nicht abzusehen, denn gezüchtet wird weiterhin mit großer Begeisterung. So populär wie Rosen oder Tulpen sind Taglilien trotzdem nicht. Ein Grund mag der langsame Start der Pflanzen sein. Bis zu drei Jahre lang dauert es, bis sie sich im Garten zu voller Pracht entfalten.

Neben dem langsamen Start mag die Gelbrote Taglilie (Hemerocallis fulva) ein weiterer Grund für das verhaltene Interesse sein. Die Pflanze mit den wenig spektakulären braun-orangenen Blüten wächst seit Jahrhunderten ohne großen Pflegeaufwand in vielen Gärten. Problemlos lässt sie sich durch Teilung vermehren.

Dass sie eigentlich ein Exot ist, vergaß man darüber völlig. Zusammen mit der duftenden Gelben Taglilie (Hemerocallis lilioasphodelus) kam sie im 16. Jahrhundert nach Deutschland. Beide galten als Pflanzen des Vorderen Orients. Gebildete lasen bereits bei Theophrast und Dioskorides von der Hemerocallis, deren Name sich vom griechischen «hemera» für Tag und «kallos» für Schönheit ableitet. In Wahrheit aber stammten alle 15 Hemerocallis-Wildarten aus Ostasien. Man vermutet, dass die alten Handelskarawanen die Pflanzen aus China über die Seidenstraße in den Westen mitbrachten.

Auch die meisten modernen Taglilien-Sorten wachsen unkompliziert. An die Böden stellen sie wenig Ansprüche, solange sie nahrhaft sind und keine Staunässe herrscht. Sie mögen volle Sonne, kommen aber auch im leichten Schatten noch zurecht. Auf Frühjahrsdüngung reagieren sie mit kräftigem Wachstum. Außerdem ist eine gute Wasserversorgung für reichen Blütenansatz und große Blüten wichtig.

Der zarte Austrieb im Frühjahr schmeckt den Schnecken. Rechtzeitig gestreutes Schneckenkorn aus Eisenphosphat hilft gut dagegen. Gefährlicher ist die Hemerocallis-Gallmücke. In von ihr befallenen Knospen entwickeln sich bis zu 300 Larven, aus denen unbekämpft Massenbefall wird. Aber auch Ungeübte lernen rasch, die befallenen Knospen zwischen den gesunden zu entdecken. Einfach Herausbrechen und Vernichten löst das Problem.