1. MZ.de
  2. >
  3. Leben
  4. >
  5. Karriere: Karriere: Karriere richtig planen

EIL

Karriere Karriere: Karriere richtig planen

Von Deike Uhtenwoldt 28.05.2001, 08:31

München/gms. - Aber die Hände in den Schoß zu legen und die Verantwortung an andere abzugeben, ist in solchen Zeiten genau das Verkehrte. «Gerade wenn die Orientierung schwerer fällt, brauchen die Leute einen Kompass, der ihnen die grobe Richtung angibt», so Madeleine Leitner. Die Karriereberaterin bietet Seminare an, in denen Teilnehmer ihren Fähigkeiten und persönlichen Neigungen auf die Spur kommen sollen - beispielsweise indem sie Erfolgsgeschichten aus ihrem Leben vortragen und sie von der Gruppe diskutieren lassen. Im Idealfall erkennt der Teilnehmer selbst den roten Faden, der sich durch seine Erfolgsstoryszieht und zu einem Berufsbild führt: «Das hat eine ganz andere Qualität, als wenn ein schlauer Kopf einem sagt, was man kann und was nicht», erläutert Personalberaterin Leitner.

Wer sich seiner Stärken und Vorlieben bewusst wird, kann auch leichter eigene berufliche Ziele definieren und macht sich unabhängig von Arbeitsmarktprognosen und der Meinung anderer. «Nicht jede Prognose ist wirklich ein Trend», warnt Eva Balster, Redakteurin im Staufenbiel Institut für Studien- und Berufsplanung in Köln. «Vor acht Jahren wurden Umweltjobs hochgejubelt, und die Leute haben reihenweise umgeschult, ohne dass die erhofften Stellen dann wirklichkamen.» Und manchmal wandelt sich die Arbeitsmarktlage auchschneller, als man studieren kann: 1990 wurden Ingenieure gesucht - als die Studenten ab Mitte der Neunziger ihren Abschluss machten, nicht mehr.

Daher gilt bei der Lebensplanung: erstens Interessenschwerpunkte klären, zweitens Augen aufhalten. Wie entwickelt sich der Markt? Wo wird man als Problemlöser gebraucht? Wie kann man auf sich aufmerksam machen? Wie lernt man Ansprechpartner, künftige Kollegen oder Partnerkennen? Diese Fragen sollte man sich immer wieder tellen.

Drittens sollte man sich möglichst lange, möglichst viele Optionen offen halten. «Die Kunst der Laufbahnplanung ist heute, eine Perspektive zu haben - allerdings ohne die Sicherheit, dass es genau so kommen wird, wie man es sich vorgestellt hat», erklärt Hubert Haas, Vorsitzender des Deutschen Verbandes für Berufsberatung in Roxheim (Rheinland-Pfalz).

Der Verband sieht einen steigenden Bedarf an Beratung, der sich die Arbeitsämter aber immer mehr entzögen: «Die Arbeitsämter sind nicht die richtigen Ansprechpartner für Leute, die ein berufliches Unbehagen spüren», so Berufsberater Haas. Professionelle Beratung verlange Zeit und Kontinuität. Außerhalb des Arbeitsamtes kann sie auch ins Geld gehen: Das Durchschnittshonorar der Berater liegt bei 150 Mark pro Stunde. «Da kommt man schnell auf eine vierstellige Summe. Aber das ist immer noch günstiger, als Ausbildung oder Studium abzubrechen», gibt Haas zu bedenken.

Berufsberater verstehen sich als Berater für Menschen, die sich persönlich und beruflich verändern wollen. Karriereberater spezialisieren sich dagegen auf diejenigen, die aufsteigen wollen. Aber der Karrierebegriff steht immer mehr auch für Selbstbestimmung und Berufszufriedenheit. Vertikale und horizontale Karrieren vermischen sich, die Grenze zwischen Berufs- und Karriereberatung fällt.

Eine Trennlinie aber bleibe wichtig, betont Haas: die zurArbeitsvermittlung. Andernfalls bestehe die Gefahr, dass der Berater seine Unabhängigkeit verliert und zugleich doppelt kassiert. Die rund 1000 Mitglieder des Berufsberater-Verbandes haben in einer Verpflichtungserklärung unterschrieben, dies nicht zu tun.

Eine von ihnen ist Bärbel Löwe. Die diplomierte Berufsberaterinhat im April 1999 das Institut für Berufs- und Lebensgestaltung in Buxtehude gegründet. Damals mit dem Ziel, in fünf Jahren die erste Mitarbeiterin einzustellen. Die kam dann aber schon nach fünf Monaten: «Man sollte sich immer konkrete Ziele setzen, die realistisch sein müssen. Ein Treffen mit seinem Berater hilft zu überprüfen, wie weit man gekommen ist.»