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Recherche Recherche: Kliniksuche im Internet lässt noch viele Wünsche offen

Von Arnd Petry 31.05.2006, 10:17
Suchhilfe aus dem Internet - unter «www.klinik-lotse.de» gibt es Informationen für die Klinikauswahl. (Foto: dpa)
Suchhilfe aus dem Internet - unter «www.klinik-lotse.de» gibt es Informationen für die Klinikauswahl. (Foto: dpa) www.klinik-lotse.de

Siegburg/Heppenheim/dpa. - Neben zahlreichen kommerziellen Angeboten sticht vorallem die Webseite www.klinik-lotse.de heraus. Nach Ansicht vonVerbraucherschützern lässt die Krankenhaussuche im Internet jedoch noch viele Wünsche offen.

Entwickelt wurde der virtuelle Kliniklotse vom Verband derAngestellten-Krankenkassen/Arbeiter-Ersatzkassen-Verband (VdAK/AEV)in Siegburg bei Bonn. In die Datenbank fließen die Qualitätsberichteein, zu deren Erstellung alle Krankenhäuser seit 2004 verpflichtetsind. «Die Schwäche des Portals ist, dass es auf den Angaben derKrankenhäuser basiert, die nicht geprüft sind», räumt Daniela Riesevom VdAK/AEV ein. «Mit dem Kliniklotsen haben wir diese Informationenaber so gut wie möglich verfügbar gemacht.»

Mit Hilfe des Kliniklotsen können Patienten etwa in Erfahrungbringen, auf welche Behandlungen ein Krankenhaus spezialisiert ist.Das Kriterium «Ausstattung» ermöglicht, nach technischen Geräten undTherapien zu suchen, aber auch nach Bringdiensten, einer Bibliothekoder der Fernsehaustattung der Zimmer. Vor allem lässt sich inErfahrung bringen, wie häufig eine Klinik welche Eingriffe vornimmt.Der Schluss, den Betroffene daraus ziehen können, lautet: Je öfterdie Ärzte eines Krankenhauses eine bestimmte Operation vornehmen,desto geringer wird das Risiko von Behandlungsfehlern sein.

«Ist Masse aber ein Zeichen für gute Qualität?», fragt WolframCandidus, Präsident der Deutschen Gesellschaft für Versicherte undPatienten (DGVP) in Heppenheim (Hessen). «Es müsste sehr vieldeutlicher auf die Methoden hingewiesen werden, mit denen in derKlinik operiert oder behandelt wird», kritisiert der Experte.

«Hilfreich ist, dass man anfängt, Patienten solcheVergleichsmöglichkeiten überhaupt zur Verfügung zu stellen», urteiltStefan Etgeton, Gesundheitsreferent beim VerbraucherzentraleBundesverband (vzbv) in Berlin. Portale wie der Kliniklotse seien einSchritt in die richtige Richtung. «Meine Befürchtung ist aber, dasses am Ende eine reine Marketingmaßnahme der Krankenkassen bleibt.»

Ein weiterer Kritikpunkt betrifft die Frage, welche Daten inPortale zur Kliniksuche generell einfließen sollten - und welchenicht: «Wir fordern, dass auch die Daten, die dieBundesgeschäftsstelle Qualitätssicherung (BQS) bekommt, fürVerbraucher nutzbar werden», sagt Etgeton. «Die sind aber im Momentnur zu internen Verwertung für Krankenkassen und Kliniken vorgesehen.»

Wenn der Hausarzt zur stationären Behandlung in einer Klinik rät,sollten die Betroffenen laut DGVP-Präsident Wolfram Candidus zuerstzum Telefonhörer greifen: «Rufen Sie die Abteilung an und bitten Sieum den Rückruf eines leitenden Arztes.» Mit dem Arzt sollte einGespräch in der Klinik vereinbart werden, bei dem über den Eingriffgesprochen wird. «Dabei sollten Sie auch nachfragen, ob IhrGesprächspartner den Eingriff selbst vornimmt.» Wer nach dem Gesprächüberzeugt ist, beim richtigen Arzt gelandet zu sein, dem rät WolframCandidus zusätzlich zu seinem Rundgang durch das Krankenhaus.