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Internationale Automobilausstellung Internationale Automobilausstellung: Grüne Welle auf der IAA

Von Tobias Schormann 16.08.2007, 12:57
Rollt bald auch in Deutschland zu den Händlern: Nissan stellt den Tiida auf der IAA in Frankfurt vor. (Foto: dpa)
Rollt bald auch in Deutschland zu den Händlern: Nissan stellt den Tiida auf der IAA in Frankfurt vor. (Foto: dpa) Nissan

Limburg/dpa. - Diesen Trend wollen die Hersteller auf der InternationalenAutomobilausstellung (IAA) nicht verpassen: Für viele sind auf derMesse in Frankfurt/Main (13. bis 23. September) Hybrid-Modelle miteiner Kombination aus Verbrennungs- und Elektromotor ein Thema.

Allzu viel Marktfertiges gibt es nach Angaben von Experten dortaber noch nicht zu sehen. «Hier erleben wir die Ruhe vor dem Sturm»,sagt Nick Margetts vom Marktbeobachter Jato Dynamics in Limburg.Jeder Hersteller rede von seinen Projekten, aber die Ergebnisse seienfür Verbraucher noch nicht greifbar. Messebesucher erwarte daher«viel Lärm, aber wenig Handfestes». Bislang blieben Toyota mit demPrius, Lexus mit seinen Modellen RX 400h und GS 450h sowie Honda mitseinem Civic Hybrid in Europa die Alleinvertreter derZukunftstechnik. Die anderen Hersteller arbeiteten noch an derSerienreife ihrer Hybridantriebe.

Das Prinzip dieser Technik ist einfach: Zwei Antriebe ergänzensich gegenseitig, um Energie einzusparen. So hilft der Elektromotorbeim Anfahren und im Stadtverkehr, da er schon bei niedrigenDrehzahlen viel Kraft entfaltet. Bei höherem Tempo etwa auf derAutobahn übernimmt der Verbrennungsmotor und lädt gleichzeitig dieBatterie über einen Generator auf. Zusätzlich lässt sich beim BremsenEnergie zurückgewinnen und Sprit durch ein Start-Stopp-System sparen,das den Motor etwa beim Halten an Ampeln kurzzeitig ausstellt.

Die Vorzüge dieser Technik haben auch die deutschen Herstellererkannt und wollen nun verlorenen Boden wettmachen. Neben VW und Audiarbeiten auch Mercedes-Benz und BMW an Konzepten. Klein angefangenhaben die Münchner schon, indem sie den 1er Anfang 2007 mittelsStart-Stopp-Technik und Bremskraftrückgewinnung zu einem sogenanntenMicro-Hybrid umgerüstet haben. Auch das auf der IAA vorgestellte1er-Coupé dürfte diese Effizienztechnik später erhalten. Volkswagenentwickelt einen Hybridantrieb, der Medienberichten zufolge kleinerund leichter sein soll als bisherige Systeme. «Downsizing ist auchhier wichtig, um Gewicht einzusparen und so den Verbrauch niedrig zuhalten», sagt Sprecher Hans-Georg Bode in Wolfsburg.

Audi setzt weiter auf seinen Q7 Hybrid, der schon als Studiegezeigt wurde und im kommenden Jahr in Serie gehen soll. Laut demUnternehmen wird das SUV einen 4,2 Liter großen V8-Benziner mit einerLeistung von 257 kW/350 PS unter der Haube haben, der ein maximalesDrehmoment von 440 Newtonmetern (Nm) erreicht. Die Elektromaschineunterstützt den Ottomotor mit einer Leistung von 32 kW/44 PS undeinem Drehmoment von 200 Nm. Der Verbrauch liege mit 12 Litern auf100 Kilometer um 13 Prozent niedriger als beim Basismodell.

Auch der Sportwagenbauer Porsche reagiert auf die Klimadiskussion:Auf der IAA wird eine Full-Hybrid-Variante des Geländewagens Cayennegezeigt. Auf den Markt soll der Wagen bis zum Jahr 2010 kommen, sagtPorsche-Sprecher Eckhard Eybl in Stuttgart. Im Hybrid-Cayenne sollder Elektromotor 38 kW/54 PS leisten und im reinen E-Betrieb eineHöchstgeschwindigkeit von 120 Stundenkilometern (km/h) erlauben. DerWagen soll 8,9 Liter Benzin auf 100 Kilometer verbrauchen - 4,0 Literweniger als der bislang sparsamste Cayenne. Der CO2-Ausstoß wird demUnternehmen zufolge bei rund 216 Gramm pro Kilometer liegen.

«Man merkt zwar, dass hierzulande ein Bewusstseinswandel in derÖffentlichkeit stattfindet - die Entwicklung steckt in Deutschlandaber noch in den Kinderschuhen», sagt Karsten Rehmann von Toyota inKöln. Dabei seien immer mehr Käufer bereit, auf Hybridtechnikumzusteigen: So verzeichnete Toyota bei seinen Hybriden in diesemJahr eine Absatzsteigerung von 50 Prozent im Vergleich zumVorjahreszeitraum. Seit 1997 haben Toyota und seine Luxusmarke Lexusweltweit mehr als eine Million Autos mit Hybridantrieb verkauft.

Fortschritte in der Hybridtechnik sind laut Rehmann unter anderembei den Batterien zu erwarten: Neu sind etwa Elektromotoren, dieFahrer auch in der Garage wieder aufladen können. Damit soll eseinfacher werden, Kurzstrecken im reinen Elektrobetrieb zu fahren.Als erster Hersteller testet Toyota ein Prius-Modell mit«Plug-in»-Technik in Japan. Auf der IAA können Besucher einentsprechendes Konzeptauto beim Zulieferer Johnson Controls ansehen.

Auch die Idee eines Diesel-Hybrids ist nicht länger Zukunftsmusik.Peugeot zeigt auf der Messe eine Studie des neuen Kompaktmodells 308mit einem Diesel-Elektromotor. Durch diese Kombination lasse sich derVerbrauch um mehr als 30 Prozent gegenüber dem Basismodell senken, soein Sprecher von Peugeot Deutschland in Saarbrücken. Der Verbrauchdes 308 Hybrid HDi soll bei 3,4 Litern Diesel je 100 Kilometerliegen. Das entspricht einem CO2-Ausstoß von 90 Gramm pro Kilometer.Auf den Markt kommen soll die Hybrid-Variante bis zum Jahr 2010.

Umweltschützern gehen die Pläne der Autobauer noch nicht weitgenug: «Die meisten benutzen Hybridtechnik als reine Imagepflege»,sagt Marc Specowius, Verkehrsexperte von Greenpeace in Hamburg. Wagenwie der Porsche Cayenne Hybrid seien viel zu schwer und hättendadurch einen enormen Verbrauch. Auch Nick Margetts dämpft dieErwartungen: «Zu viele Fahrer sehen alternative Antriebe alsAllheilmittel und glauben, dass unsere PS-reiche Autowelt damitsauber gemacht werden kann - so einfach ist das aber leider nicht.»