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Versteigerung Versteigerung: Auktion von Kunstschätzen füllt die Kasse der Welfen

15.10.2005, 16:31
Rund 1000 Kunst-Interessierte kommen am Samstag (15. Oktober 2005) auf Schloss Marienburg bei Hannover zum letzten Tag der Welfenauktion.
Rund 1000 Kunst-Interessierte kommen am Samstag (15. Oktober 2005) auf Schloss Marienburg bei Hannover zum letzten Tag der Welfenauktion. dpa

Hannover/dpa. - Leicht wehmütig schaut Uwe Zieseniß über die Menschenmenge und beobachtet das rege Treiben auf der Marienburg bei Hannover am letzten Tag der Welfenauktion. «Es ist schon schade, dassso viel aus der Burg rausgenommen wurde», sagt er. «Ich habe hier im Schloss zehn Jahre lang Führungen gemacht.» Ein Gemälde beeindruckte ihn besonders. «Das wollte ich vor ein paar Tagen ersteigern, aber der Preis war mir am Ende zu hoch.» Am letzten Tag der zehntägigen Auktion von Kunstschätzen aus Europas ältestem Fürstenhaus will Zieseniß erneut sein Glück versuchen.

Mit ihm sind bis zum Mittag knapp 1000 Menschen auf die Burggekommen, um das Finale mitzuerleben. «Das ist ein Rekord», sagtSotheby's-Sprecherin Selei Serafin. Das Auktionshaus versteigerte amSamstag Restobjekte - eine bunte Mischung aus alten Gemälden, Möbeln,Porzellan sowie kupferner Töpfe, Pfannen und Backformen. «Wir sindscharf auf die Kochpötte», sagt Uwe Meyer, der mit seiner FrauWaltraud auf die malerische Burg gekommen ist. Eine andere Besucherininteressiert sich für ein Bronzepferd, aber «mehr als 200 Euro sindnicht drin», sagt Petra Dietrich.

Viele Besucher sind jedoch einfach nur gekommen, um «ein wenigkönigliches Flair zu erleben», meint der Kunstberater der Welfen,Christoph Graf Douglas. «Das bringt den Kick», sagt er und erklärtdamit zugleich den enormen Erfolg der Auktion. Bereits am zweiten Tagder Versteigerung hatte Sotheby's den ursprünglichen Gesamtschätzwertvon 12 Millionen Euro überschritten. Nach zehn Tagen hat dasAuktionshaus mit der Versteigerung von Gemälden, Möbeln, Porzellan,Waffen und Textilien aus dem Besitz der Welfenfamilie weit über 40Millionen Euro erzielt. «Diese Unberührtheit der Gegenstände, dienoch nie auf dem Kunstmarkt waren, das macht das Besondere aus», sagtGraf Douglas.

Kritiker sprechen dagegen von einem Ausverkauf derniedersächsischen Landesgeschichte. Viele der angebotenen Objektehätten nicht veräußert werden dürfen, sagen sie. Noch während derVersteigerung wurden einzelne Stücke aus dem Auktionskataloggenommen. «Das Land Niedersachsen etwa hätte sich im Vorfeldintensiver einschalten müssen», hatte der Generaldirektor desDeutschen Historischen Museums in Berlin, Hans Ottomeyer, immerwieder betont. Andere Museumsdirektoren kritisierten, sie hättenwährend der Vorbesichtigung der Objekte in Amsterdam kaum etwaserkennen können.

Kunstberater Graf Douglas weist diese Vorwürfe zurück. DieInitiatoren der Auktion, die beiden jungen Welfen-Prinzen ErnstAugust und Christian von Hannover, seien den Museen mitVorkaufsrechten entgegen gekommen. Mit den Einnahmen der Auktionsollen die deutschen Besitztümer der Welfen auf Dauer erhaltenbleiben. Unter anderem wollen die Prinzen die Marienburg, einneugotisches Schloss aus dem 19. Jahrhundert, für Touristenattraktiver machen.

Während der Auktion, die einen weit höheren Erlös als dieVersteigerungen der Adelshäuser Thurn und Taxis oder von Baden in den90er Jahren einbrachte, kauften nach Angaben von Sotheby's vor allemEngländer, Deutsche, Russen und Amerikaner ein. Oftmals lagen die«Hammerpreise» weit über den angegebenen Schätzwerten.

Auch am Samstag schossen die Preise in die Höhe. Gemälde mit einemSchätzwert von 50 Euro gingen für 5000 Euro weg. «Es ist toll, dabeizu sein», sagt Uwe Meyer. Bis zum Mittag hatte er noch keine«Kochpötte» ersteigert - das Budget reichte nicht. Erfolgreicher warMichael Andreas: Er ersteigerte für seine Gastwirtschaft bei Dresden60 Kupfertöpfe, -pfannen und -backformen.