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Verabschiedung von Udo Reiter Verabschiedung von Udo Reiter: Haseloff schließt Gebührenerhöhung aus

05.12.2011, 16:35

Leipzig/dpa. - Sachsen-Anhalts Ministerpräsident Reiner Haseloff(CDU) hat die öffentlich-rechtlichen Rundfunksender zu Beschränkungund Sparsamkeit aufgerufen. «Weitere Gebührenerhöhungen werden in dennächsten Jahren politisch nicht vermittelbar sein», sagte er amMontag in Leipzig beim Abschiedsempfang für den langjährigenMDR-Intendanten Udo Reiter. Die Anstalten sollten sich nicht alsKonkurrenz zu den Privatsendern sehen. Der Mehrwert bestehe darin,sich auf das Wesentliche zu konzentrieren. «Es geht nicht um Masse,sondern um Qualität in der Nische.»

Reiter (67) war Gründungsintendant des Mitteldeutschen Rundfunksund ist Ende Oktober nach mehr als 20 Jahren im Amt in den Ruhestandgegangen. Zuletzt hatte der fünftgrößte ARD-Sender mit rund 2000Mitarbeitern allerdings mit Affären und einem Gerangel um ReitersNachfolge Schlagzeilen gemacht. Zum Empfang kamen mehr als 200 Gästeaus Politik, Wirtschaft und Gesellschaft. Mit dabei war auch dersächsische Ministerpräsident Stanislaw Tillich (CDU).

Die ARD-Vorsitzende und WDR-Intendantin Monika Piel ging auch aufdie Skandale ein. «Das kann man nicht schönreden», sagte sie. Reiterhabe aber mit Kraft dagegen gehalten. Reiter selbst meinteselbstkritisch, der notwendige Pioniergeist der Anfangsjahre habesich zu lange gehalten. «Einige wenige haben diese Freiheitenmissbraucht und dem Sender schwer geschadet.» Er hoffe aber, dassbald wieder die Gesamtleistung im Vordergrund stehen werde.

Ministerpräsident Haseloff lobte Reiter für den Aufbau derDreiländeranstalt für Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen.«Historisch gesehen bleibt diese Leistung.»

Der Intendant hatte im Mai überraschend seinen Abschiedangekündigt und damals gesagt: «Ich gehe lieber, solange man das nochbedauert. Ein öffentlich-rechtlicher Dinosaurier muss ich nichtwerden.» Nach der Wahl von Karola Wille an die Senderspitze sagteReiter: «Ich bin sicher, dass ich der richtige Mann für den Aufbaudes Senders war. Ich bin aber genau so sicher, dass Frau Wille heutedie Richtige ist.»

Das 20. Amtsjahr brachte Reiter kein Glück. Erst wurde einefestliche Gala zum Sender-Jubiläum wegen des Millionenbetrugs beimARD/ZDF-Kinderkanal abgesagt. Später entließ der SenderUnterhaltungschef Udo Foht, der mit hohen Geldbeträgen jonglierte.Mitglieder des MDR-Fernsehballetts tanzten auf einer Geburtstagspartyin Tschetschenien für Machthaber Ramsan Kadyrow. Und bei der Regelungder Nachfolge an der Senderspitze gab es einen beispiellosenMachtkampf, bis wenige Tage vor Reiters Abschied Karola Wille alsNachfolgerin gewählt wurde.

Reiter wurde in Lindau am Bodensee geboren und ist seit einemAutounfall vor etwa 45 Jahren auf einen Rollstuhl angewiesen.Zunächst machte er eine steile Karriere beim Bayerischen Rundfunk undgilt als Entdecker des Entertainers Thomas Gottschalk. Seit 1991baute er den MDR auf. Für seinen Ruhestand hatte er bereits früherangekündigt: «Ich werde in Leipzig bleiben und mich um die schönenDinge des Lebens kümmern: Garten, Film, Literatur. Mir fällt schonwas ein.»