Abschied von Kult-Show "Zimmer frei" - Christine Westermann und Götz Alsmann nehmen Abschied von Kult-Show

Köln - Götz Alsmann hat sich über die letzte Show schon so seine Gedanken gemacht. „Wir werden uns vornehmen, dass wir diesen Abend einerseits hochemotional, andererseits aber auch gefasst über die Bretter kriegen“, sagt er. Diesen Abend - das ist der letzte Abend, an dem er „Zimmer Frei!“ moderieren wird, eine Show, die ihn 20 Jahre lang begleitet hat. Alsmann ahnt, was aus seinem Vorhaben wird. „Mindestens 50 Prozent dieser Vorsätze werden scheitern.“
Am 25. September (22.15 Uhr, WDR) beendet der WDR nach 20 Jahren „Zimmer Frei!“ mit einem großen Abschiedsspecial. Es wird nicht ein Prominenter zu Gast sein, es kommen gleich mehrere: Unter anderem sind Guido Maria Kretschmer, Mariele Millowitsch, Oliver Welke und Anne Will angekündigt. Es ist, als wollten am Ende noch mal viele die Chance nutzen, das alte Show-Flaggschiff zu sehen, bevor es ganz von dannen zieht.
Vom Pausenfüller zum Dauerprogramm
„Zimmer Frei!“ gehört zum Inventar der deutschen TV-Landschaft. Was bemerkenswert ist, denn die Mischung aus Late-Night-Show, Talk, Comedy, Spielen und Musik fand im Grunde komplett im Dritten statt. Jeweils ein Prominenter buhlte darin um ein fiktives Zimmer und wurde von den beiden Moderatoren Götz Alsmann und Christine Westermann auf seine WG-Tauglichkeit getestet - so das Konzept. Eigentlich war die Sendung aber ein Zwitter aus Talk - Westermanns Part - und Kindergeburtstag für Erwachsene - eher Alsmanns Aufgabe.
Dabei war „Zimmer Frei!“ nur als Pausenfüller im Sommerloch gedacht. Wer Alsmann fragt, wie ihm die Sendung schmackhaft gemacht wurde, erhält die unverblümte Antwort: mit Gage. „In der Lebenssituation, in der ich mich vor 20 Jahren befand, sagen Sie nicht „Da muss ich eine Woche drüber schlafen“.“ Da schaue man in den Kalender und sage zu. Das Konzept habe auch nicht unschlüssig geklungen. Aber ein Renner? „Es ist eines der Konzepte, die man mit der Moderation füllen muss.“
Dass „Zimmer Frei!“ Dauerprogramm wurde, lag auch an den beiden Moderatoren, die so unterschiedlich waren und sich gerade deshalb ergänzten. Während Westermann am Tisch die Gäste behutsam ausfragte, mampfte Alsmann neben ihr das Essen und warf ab und zu launige Bemerkungen rein. Die ansonsten zurückhaltend wirkende Westermann wiederum war sich für kein noch so blödes Spiel zu fein.
Ende gemeinsam mit Moderatoren entschieden
Der WDR begründete das Ende damit, dass „Zeit für Neues“ sei. Danach gab es ein wenig Irritationen, weil Westermann in einem „Bild am Sonntag“-Interview die Einstellung mit ihrem Alter in Verbindung brachte. Der WDR erklärte, das Ende habe man gemeinsam mit Westermann und Alsmann so entschieden. Fest steht, dass mit „Zimmer Frei!“ eine der wenigen Shows geht, die dem deutschen Fernsehen noch aus den 90er Jahren übrig geblieben war. Zuletzt hatte sich ja auch „TV total“ (seit 1999) mit Stefan Raab verabschiedet.
Einzelne Folgen sorgten für ziemliche Aufregung. Die Aufzeichnung mit Cherno Jobatey, damals noch ZDF-Frühmoderator, blieb über Jahre im Giftschrank, bevor sie dann doch gezeigt wurde. Die beiden Moderatoren hatten Jobatey auf die Schippe genommen, weil er in einem Interview mal über seine Legasthenie gesprochen hatte. Alsmann trug ein ABC-Pflaster, beide servierten Jobatey Buchstabensuppe. Dieser verließ wütend das Studio und kam erst nach zehn Minuten zurück.
Götz George war nie zu Gast
In all den Jahren gab es aber viele weitere bemerkenswerte Gäste. Zuletzt kam noch mal die junge Unterhaltungsriege vorbei - Jan Böhmermann, Joko Winterscheidt, Lena Meyer-Landrut. Westermann sagt, dass sie sich höchstens noch Götz George gewünscht hätte. „Als ich nach seinem Tod die Dokumentation in der ARD sah, dachte ich: Wie schön wäre das gewesen. Und zugleich wäre es unbefriedigend geblieben, weil man so ein Leben nicht in 60 Minuten packen kann.“
Der Musiker Alsmann nennt als größten Star-Gast der Sendung übrigens Annette Dasch, eine Opernsängerin. „Auf der anderen Seite hatten wir auch irgendwelche Flitzpiepen mit allerkürzester Fernsehpräsenz“, schränkt er ein. Die seien aber genau im Moment der Aufzeichnung eine große Nummer gewesen. So eine Hitliste könne man nicht machen. Alsmann sagt: „Fernsehen ist eine Kunst für den Sofortverzehr.“ Nun wird ein letztes Mal aufgetischt.