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Thalia Theater Halle Thalia Theater Halle: Proteste im Foyer

Von KATJA PAUSCH 10.10.2010, 08:54

Halle (Saale)/MZ. - Transparente hätte man erwartet, einen Kommentar von der Bühne - ein Zeichen des Widerstandes am Abend nach der Verkündung des Beschlusses des Aufsichtsrats der Theater, Oper und Orchester GmbH, das Thalia zum Ende der Spielzeit zu schließen.

Doch keinem einzigen Schauspieler sieht man bei der Premiere "Das Ballhaus" den Schock an, den die Nachricht vom Vortag hervorgerufen haben musste. Vom Mittwoch auf den Samstag verschoben, spielen die Akteure nunmehr mit dem Wissen um eine ungewisse Zukunft - und überzeugen mit einer grandiosen, mit stehendem Applaus belohnten Vorstellung. Lediglich Theaterpädagogin Susann Vieweg, seit 25 Jahren am Thalia, trägt eine schwarze Schärpe mit der Aufschrift: "Wenn Thalianer Trauer tragen...".

Ablehnung in Schriftform

Die erwarteten Proteste verlaufen still, dafür umso eindringlicher: Noch bevor das Publikum den Saal betritt, tragen sich etliche Zuschauer in das ausgelegte "Kondolenzbuch" ein. Imke Hlady, Chefin des Künstlerischen Betriebsbüros, hatte das letzte leere Intendantenbuch auf ein Pult im Foyer platziert, das sofort dicht umringt ist. "Thalia bleibt!" wird da gefordert, und: "Es ist eine Schande für eine Stadt, die Kulturhauptstadt sein will! Nein zur Schließung". "Solidarische Grüße" sendet "Bine" in ihrem Eintrag, Tina Hädicke prangert die Ignoranz der Stadtoberen an, und Ute Raab und Cornelia Oehme schreiben, "es darf nicht sein, dieses wundervolle Ensemble zu kündigen". Maria Winter und Sabine Kneipp, 23 und 20 Jahre alt, können sich die Schließung nicht vorstellen: "Wir sind fast jede Woche hier", so die angehenden Erzieherinnen. Das Thalia greife Themen auf, die andere Theater nicht wahrnähmen, vor allem für Jugendliche. Auch Bernd Leistner, langjähriger Bühnenbild-Chef am Opernhaus, und Stadträtin Sabine Wolff (Neues Forum), die als Aufsichtsratsmitglied gegen die Schließung gestimmt hatte, äußern an diesem Abend ihre Empörung.

"Arbeit wird nicht gebraucht"

In einer Presseerklärung lässt Intendantin Annegret Hahn verlauten: "Das Thalia war bereit, seine Erfahrungen in die GmbH einzubringen. (...) Fazit ist, dass diese Arbeit nicht gebraucht wird und austauschbar ist." Weiter heißt es, die Investition in die Zukunft der Kinder und Jugendlichen, die vom Thalia geleistet worden sei, werde ohne Debatte zugunsten eines temporären Sparerfolgs liquidiert. Unterstützung erhält das Thalia auch von der Vereinigung Assitej. Die internationale Vereinigung des Theaters für Kinder und Jugendliche fordert Geschäftsführer Rolf Stiska in einem Brief zum Erhalt des traditionsreichen Thalia Theaters als eigenständiges Kinder- und Jugendtheater auf.