Otto Waalkes Otto Waalkes: Großhirn an Kleinhirn: Geburtstag!

Hamburg/dpa. - Der Erfinder solcher Figurenwie Harry Hirsch, Susi Sorglos und ihr Fön, Kommissar Kringel oderseines berühmten Ottifanten ist einer der erfolgreichsten Vertreterder deutschen Comedyszene und hat den Humor hierzulande geprägt wienur wenige andere. Sketche wie «Der menschliche Körper» («Großhirn anMilz») oder seine «Wort zum Sonntag»-Variante «Theo, wir fahr'n nachLodz», Lieder wie seine «Hänsel und Gretel»-Versionen oder«Friesenjung», Filme wie mehrere «Otto»-Streifen oder zwei «7Zwerge»-Kinohits und Tourneen begeisterten Millionen Menschen. SeineWitze wird er auch weiterhin machen: «Ich kann nicht anders - injedem Alter.»
Probleme mit dem 60. hat der wechselnd in Hamburg und in den USAlebende Entertainer nicht. «So viele Veränderungen durch das Alterhabe ich an mir noch nicht feststellen können», sagt Waalkes. Ohnehinist er überzeugt, «dass Komiker alterslos sind». Seit mehr als 40Jahren steht der in Emden geborene Sohn eines Malermeisters auf derBühne. Schon als Kind trug er bei Musikwettbewerben den «Babysitter-Boogie» vor, als 12-Jähriger bekam er eine Gitarre geschenkt undrockte wenige Jahre später mit der Amateurband The Rustlers in seinerHeimat. Doch schon früh fiel sein komisches Talent auf. «Ich bin eingeborener Komiker», sagt der Mann mit dem infantilen Humor, derbereits in der Schule als Klassenclown bekannt war.
Seine Liebe galt der Musik, schon während des Studiums an derHochschule für Bildende Künste in Hamburg trat er in Szene-Kneipenauf. Doch die Gags und Sprüche des jungen Mannes mit den langenblonden Haaren kamen besser an als seine Lieder - der Anfang fürWaalkes' Bilderbuch-Blödel-Karriere. Mit seinen Wortspielen undParodien, Kalauern und uminterpretierten Liedern avancierte erschnell zum Star. Der Spaßmacher («...einen hab ich noch») machtegeschäftlich ernst und gründete seine Plattenfirma «Rüssl Räckords».1973 bekam der «Außerfriesische», der zeitweilig mit Künstlerkollegenwie Udo Lindenberg und Marius Müller-Westernhagen in einer WG inHamburg lebte, eine erste eigene TV-Show, im folgenden Jahr die ersteGoldene Schallplatte für seine LP «Otto».
Der Ostfriese schwamm in den 70er und 80er Jahren auf derErfolgswelle: Spitzeneinschaltquoten seiner Fernsehsendungen,ausverkaufte Konzerte, Verkaufserfolge mit Platten, Büchern undComics. Einen Besucherrekord im Kino erzielte er beim ersten «Otto»-Film 1985 mit - zählt man West- und Ostdeutschland zusammen - mehrals 14 Millionen Zuschauern, den somit nicht einmal «Der Schuh desManitu» im Jahr 2001 brechen konnte. «Wo stünde der deutsche Humorohne Otto Waalkes? Vermutlich immer noch bei Heinz Erhardt und HeinzRühmann», meint der Carlsen Verlag, der in dem gerade erschienenenJubiläumsband «Otto - Das Werk» einen Überblick über das Schaffen desKomikers liefert. Er habe nach 1968 den «neuartigen, anarchischen,respektlosen Unernst» der «Neuen Frankfurter Schule» populär gemacht.
Während die Otto-Sprüche Eingang in den täglichen Sprachgebrauchfanden, lobten nicht alle Kritiker seine Blödelkomik als «infantilenBefreiungsschlag in einer Welt der Normen, Vernünftigkeiten, Regelnund Zwänge» («Spiegel»). In der jüngsten Vergangenheit indessenmusste er sich vorwerfen lassen, nur altbekannte Nummern auf seinenTouren zu zeigen. «Wenn ein Rockstar seine alten Hits neuinterpretiert, hat man auch nichts dagegen. Ich habe eben auch meineOtto-Klassiker im Repertoire», sagt er. Der Vater eines erwachsenenSohnes, in zweiter Ehe mit der Schauspielerin Eva Hassmannverheiratet, will sich auch künftig seinen kindlichen Blick als«friesische Pippi Langstrumpf» bewahren. «Meine Komik ist zeitlos undkennt kein Verfallsdatum», meint er. «Ich war, bin und bleibe immerOtto.»