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Mit nervig-deutschem Akzent auf Platz 1 in Frankreich

Von Jens Dreisewerd 18.08.2009, 14:54

Paris/dpa. - Mit seinem deutschen Akzent geht Helmut Fritz vielen Franzosen gehörig auf die Nerven. Im Internet überbieten sie sich mit Beleidigungen des Sängers, der mit «Ça m'énerve» («Das nervt mich») im schmissigen Disco-Beat auf Platz eins der französischen Charts stürmte.

Das bringt den 34-Jährigen erst recht ins Gespräch. Der Clou: Fritz heißt eigentlich Eric Greff und ist selbst Franzose. Der französische Musikproduzent Laurent Konrad hat die Kunstfigur erschaffen.

Konrad scheint keine besonders hohe Meinung von den Deutschen zu haben, soll doch sein Protagonist mit dem urdeutschen Namen so etwas wie den Prototypen darstellen. Ständig nörgelt er in seinem ersten Hit, nie ist er zufrieden. Dabei hätte er nach seiner - fiktiven - Biografie durchaus Grund zur Freude: Im norddeutschen Reinbek aufgewachsen, erbte Helmut Fritz vor elf Jahren 300 Millionen Mark von seinem Großonkel. Daraufhin wandte er sich von seinen Eltern, die den «Fritzhoff» bewirtschaften, ab und wanderte nach Frankreich aus, wo er das süße Leben zu lieben begann.

Mit jeder Menge Selbstbewusstsein ausgestattet greift Helmut Fritz in seiner neuen Single «Miss France» nun eine französische Institution an. Die langjährige Veranstalterin der Miss-France-Wahl, Geneviève de Fontenay, gerät zur Zielscheibe seiner musikalischen Attacken. In dem Clip, in dem auch eine dümmlich daherkommende Doppelgängerin von Fontenay auftaucht, stolpern die Kandidatinnen über die Bühne und scheitern an einfachsten Aufgaben. Fontenay hält das Stück einfach für debil. «Dieser Typ ist kein Poet. Er sollte sich lieber um seine Miss Deutschland kümmern», sagte sie der Zeitung «Le Parisien». Dabei ist Fritz Lothringer - genau wie Fontenay.

Derzeit gibt der Axl-Rose-Fan seinen Gesang auf einer Tournee zum Besten. Mindestens 20 Termine umfasst seine Tour, die über die Strände und durch die Clubs der Côte d'Azur führt. Als reine Partymucke versteht Fritz seine Musik allerdings nicht: «Sie ist auch geeignet, wenn man es sich mal in aller Ruhe auf der Couch gemütlich machen möchte», sagte der Künstler dem Internet-Musikmagazin Zikeo.com. Sein aktuelles Album «En observation» umfasst 13 Titel und macht schon wieder Furore. Wäre er kein Franzose: Fritz könnte der populärste aktuelle deutsche Künstler in Frankreich sein - von Tokio Hotel einmal abgesehen.

www.helmut-fritz.com