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Kinostart: 08. Januar Kinostart: 08. Januar: «Lost in Translation»

Von Birgit Heidsiek 04.01.2004, 19:30
Bill Murray als Bob Harris und Scarlett Johansson als Charlotte in dem Spielfilm "Lost in Translation" von Sofia Coppola. Zwei einsame Seelen treffen sich zufaellig in einer Bar in Tokio und beginnen eine aussergewoehnliche Freundschaft. (Foto: dpa)
Bill Murray als Bob Harris und Scarlett Johansson als Charlotte in dem Spielfilm "Lost in Translation" von Sofia Coppola. Zwei einsame Seelen treffen sich zufaellig in einer Bar in Tokio und beginnen eine aussergewoehnliche Freundschaft. (Foto: dpa) ddp

Hamburg/dpa. - Angestrengt versucht ein amerikanischer Hollywood- Star (Bill Murray) den Anweisungen des japanischen Regisseurs zu folgen, mit dem er in Tokio einen Whiskey-Spot dreht. Mit fragendem Blick wendet er sich an die Übersetzerin. Doch von dem langen Wortschwall bleibt nur die Bitte übrig, er solle freundlich in die Kamera lächeln. Ähnlich unverstanden und verloren fühlt sich die junge Ehefrau (Scarlett Johansson) eines viel beschäftigten Fotografen (Giovanni Ribisi), der bei ihren Ausflügen in die lebhafte Metropole ihre Einsamkeit bewusst wird. Mit ihrer melancholischen Komödie «Lost in Translation» über die vorsichtige Annäherung zweier Menschen in der Fremde tritt die US-Autorin, Regisseurin und Produzentin Sofia Coppola («The Virgin Suicides» - «Verlorene Jugend») endgültig aus dem Schatten ihres berühmten Vaters Francis Ford Coppola.

Inspiriert zu dieser Geschichte wurde die junge Regisseurin bei zahlreichen Aufenthalten in Japan. Ein Jahr vor Beginn der Dreharbeiten filmte sie in Tokio mit der Videokamera alle möglichen Drehorte, die ihr interessant erschienen und wandte sich anschließend der Arbeit am Skript zu. Realisiert wurde der unabhängig produzierte Kinofilm an nur 27 Drehtagen in Tokio mit einer überwiegend japanischen Crew. Da den beiden Produzenten Coppola und Ross Katz («In the Bedroom») für «Lost in Translation» nur ein bescheidenes Budget zur Verfügung stand, wurde ausschließlich an Originalschauplätzen gedreht. Um eine gewisse Spontanität im Film zu vermitteln, wurde für die Außenaufnahmen eine kleine, handliche Kamera benutzt, als Statisten fungierten die Menschen auf der Straße.

Trotz der körperlichen Erschöpfung kann der Filmstar in seiner schicken Luxussuite keinen Schlaf finden und grübelt über sein Leben nach. Nacht für Nacht hockt er beim Whiskey in der Hotelbar, wo er die unter einem Jetlag leidende Yale-Absolventin trifft. Nachdem sich ihre Wege immer wieder zufällig auf dem Weg zum Pool oder in der Bar kreuzen, beschließt das ungleiche Paar, gemeinsam die Stadt zu erkunden. Auf ihren ziellosen Streifzügen durch das Nachtleben Tokios mit seinen hippen, schrillen Nachtlokalen und Karaoke-Bars, die der amerikanische Kameramann Lance Acord («Being John Malkovich», «Adaptation») in bunt-schillerndem Neonlicht erstrahlen lässt, entwickelt sich aus der beiläufigen Bekanntschaft eine belebende Beziehung, in der die Grenzen zwischen Freundschaft und Flirt fließend sind.

In dieser witzigen, warmherzigen Komödie arbeitet Coppola nicht nur humorvoll die kulturellen Unterschiede zwischen Japanern und Amerikanern heraus, sondern vermittelt mit feinem Gespür auch den jeweiligen Gemütszustand ihrer Protagonisten. Neben der Lethargie und Langeweile im frostigen, grauen Charme des Luxushotels fängt sie in dem flirrenden Lichtermeer der pulsierenden Metropole die flüchtigen Momente des Lebens ein, die in atmosphärisch verdichteten Bildern festgehalten werden.

«Lost in Translation» ist eine zauberhafte Großstadt-Odyssee, die durch das subtile Spiel der beiden Hauptdarsteller überzeugt, was ihnen jeweils eine Golden-Globe-Nominierung einbrachte. Während Murray sein komödiantisches Talent voll entfalten kann, brilliert die 19-jährige Johansson durch ihre vielfältige Ausdruckskraft, wofür sie bereits bei den 60. Filmfestspielen von Venedig mit dem «Premio Controcorrente» ausgezeichnet wurde.