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Heinrich Melchior Mühlenberg Heinrich Melchior Mühlenberg: Es war einmal in Amerika

Von MARKUS DECKER 01.06.2011, 18:28

BERLIN/MZ. - Denn Halles Franckesche Stiftungen zeigen seit Dienstag in der Landesvertretung eine Ausstellung über Mühlenberg. Und das Kirchliche ist den USA ja seit jeher nicht fremd - so wenig wie Ministerpräsident Reiner Haseloff (CDU), der als Katholik das leidlich lutherische Sachsen-Anhalt zu repräsentieren hat. So sprachen am Dienstag zunächst die Honoratioren. Haseloff sagte, Mühlenberg sei ein Mosaikstein zur Selbstfindung des Landes. Murphy erinnerte daran, dass sie Heinrich seinerzeit bald Henry riefen und dass dieser ein Beitrag zur Vielfalt seiner Heimat gewesen sei.

Cornelia Pieper (FDP), Staatsministerin im Auswärtigen Amt, strich die Bemühungen des Ministeriums bei der Kulturförderung heraus. Nach ihr trat Ingeborg Berggreen-Merkel auf, Abteilungsleiterin unter Kulturstaatsminister Bernd Neumann (CDU), und betonte die Bedeutung der Reformation für die Gegenwart. Aus ihr hätten sich Aufklärung und Demokratie ergeben. Darin fänden sich Deutschland und die USA. "Unsere Staaten basieren auf dem Grundverständnis von Freiheit." Wittenbergs Regionalbischof Siegfried Kasparick mahnte, bei einem Anteil von 85 Prozent Nicht-Christen an der Gesamtbevölkerung sei das Miteinander der Konfessionen gefragt - "nicht Konkurrenzkampf".

Gegen Ende des Abends gab Thomas Müller-Bahlke, Direktor der Franckeschen Stiftungen, eine genauere Vorstellung davon, wer Mühlenberg eigentlich gewesen ist. Der vor bald 300 Jahren geborene Theologe wurde 1741 von Halle nach Pennsylvania entsandt, um dort die versprengten lutherischen Gemeinden zu einen. Während in Deutschland der Absolutismus herrschte und auch aus wirtschaftlichen Gründen etwa 60 000 Menschen nach Amerika übersiedelten, ging es an dessen Ostküste freiheitlicher zu. Mühlenberg konnte das heimische Kirchenmodell deshalb nicht eins zu eins übertragen, sondern musste krumme, sprich pragmatische Wege gehen. Das gelang ihm exzellent. Der Mann blieb. Seine Nachfahren prägten die modernen USA - jenen melting pot, aus dem Mister Murphy in die Landesvertretung kam.