Früherer Berliner Schauspieler Früherer Berliner Schauspieler: Fred Düren ist gestorben

Berlin - 1980 war es so weit. Fred Düren, der zu den bedeutendsten Bühnenkünstlern Ostdeutschlands gehörte, hatte sich für das Judentum entschieden. Und mehr als das. Der Mann, der 1968 in der Regie von Adolf Dresen und Wolfgang Heinz einen legendären Faust gespielt, der 1962 den Trygajos in „Der große Frieden“ von Peter Hacks gegeben hatte (45 Minuten Schluss-Applaus!), wollte raus aus der DDR. Düren meldete sich bei dem für Kirchenfragen zuständigen Staatssekretär Klaus Gysi. Der antwortete: „Nach Israel wollen Sie, warum eigentlich nicht?“ 1988 durfte Düren die Koffern packen. Seitdem lebte er als Rabbiner in Jerusalem. Klein und fein: ohne Fahrrad, Auto und Hund. Dreimal am Tag ging der Mann, der in Defa-Filmen wie „Goya“ und „Levins Mühle“ zu sehen war, in den Gottesdienst. „Es war meine Einsicht“, sagte er, „meine Entscheidung.“
Die war nicht von Anfang an absehbar. Fred Düren wurde 1928 als Arbeitersohn in Leverkusen geboren, besuchte nach dem Krieg eine private Theaterschule, spielte in Wismar und Schwerin, wurde von Brecht 1953 ans Berliner Ensemble geholt, wo er bis 1958, bis zu seinem Wechsel an das von Wolfgang Langhoff geführte Deutsche Theater, engagiert war. Dort, während der klassischen Zeit des DDR-Theaters, schrieb er Bühnengeschichte. Bis er aus der SED austrat und zum Judentum konvertierte.
Theater, sagte Düren zuletzt, wirke in sittlicher Hinsicht nur „bis zur nächsten Ecke, bis zum nächsten Bier“. Man dürfe auch nicht mehr verlangen. Aber er sehnte sich nach mehr und anderem: nach Einkehr, Einklang, Rückzug. Wie jetzt seine Familie mitteilte, starb Fred Düren am 2. März im Alter von 86 Jahren in Jerusalem. Er wurde auf dem Ölberg beerdigt. (mz)