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Dom in Naumburg Dom in Naumburg: Ist Uta eigentlich Reglindis?

30.06.2011, 17:21

NAUMBURG/MZ/GKO. - Uta ist Reglindis, Reglindis ist Uta? Keine der vielen neuen wissenschaftlichen Erkenntnisse aus der jüngst eröffneten Ausstellung zum "Naumburger Meister" hat bisher für mehr öffentliche Aufmerksamkeit gesorgt als diese. Der Domkustos und Ko-Kurator der Ausstellung Holger Kunde hat bestätigt, dass Äußerungen im Katalog zutreffen, die die herkömmliche Identifizierung dieser Figuren im Westchor des Doms in Frage stellen.

In der Forschung bestehen diese Zweifel schon länger, weil die historische Uta von Ballenstedt die Gemahlin des Markgrafen Ekkehard II. war und für eine Krone dieser Größe und Pracht wohl nicht in Frage kam; eine solche Krone trugen Königinnen. Dagegen trägt ihr gegenüber die als Reglindis bezeichnete Figur nur ein Diadem, die historische Reglindis aber war die Tochter des Boleslaw Chobrys, eines polnischen Grafen, der sich 1025 kurz vor seinem Tode zum König ernannte. Dass sich der Bildhauer "geirrt" haben könnte, hält Kunde für ausgeschlossen. "Von der Bewaffnung bis hin zum Schmuck ist alles ganz genau nach den damaligen Normen dargestellt", sagt Kunde. Da sei es schwer vorstellbar, dass einer der bedeutendsten Bildhauer Europas ausgerechnet bei der Krone patzte. Es ist also möglich, dass die Namen der Figuren falsch zugeordnet sind.

Die Frage der Namenszuschreibung muss offenbar auch für die männlichen Stifterfiguren neu eröffnet werden, weil Untersuchungen an ihren Schilden Zweifel an der Authentizität der Inschriften sowie der Bemalung geweckt haben. Spuren darunter liegender Bemalung deuten auf eine spätere Restaurierung, außerdem ist in der vergleichbaren Grabmalsplastik der Zeit kein Fall einer Inschrift auf einem Schild bekannt. Ungewöhnlich erscheint auch das florale Ornament der Schilde, das wohl kein Wappen, sondern den Schildbeschlag darstellt. Nur Graf "Sizzo" trägt auf seinem Schild eine eindeutig heraldische Figur, aber auch sein Löwe war in der darunter liegenden Fassung eine andere Figur, ein "gelöwter" Leoparde. Die Übermalung ist wohl ins 16. Jahrhundert zu datieren.