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DDR-Star DDR-Star: Der Schauspieler Horst Drinda ist tot

Von Irma Weinreich 22.02.2005, 09:41
Der Schauspieler Horst Drinda in Berlin (Archivfoto vom 23.01.1991). (Foto: dpa)
Der Schauspieler Horst Drinda in Berlin (Archivfoto vom 23.01.1991). (Foto: dpa) dpa-Zentralbild

Berlin/dpa. - In letzter Zeit hat Drinda manches Angebot abgelehnt. Er wollehöchstens noch eine Rolle spielen, die vor allem ihm Spaß macht,hatte er noch an seinem 75. Geburtstag erklärt. «Ich gebe von meinerLebenszeit nichts mehr ab für irgendwelche Märker», sagte er damals.Das Geld reichte trotzdem für eine Kreuzfahrt mit seiner Frau nachÄgypten und durchs Mittelmeer.

Als smarten Kapitän Karsten kannten Millionen ostdeutscherFernsehzuschauer Drinda seit Mitte der 70er Jahre aus dem Neunteiler«Zur See». Der Schauspieler - volles weißes Haar und gestutzterBackenbart - wäre eine ideale Besetzung für das «Traumschiff»,meinten seine Fans. «So eine Lichtgestalt wie der 'Traumschiff'-Kapitän ohne sozialen Hintergrund interessiert mich nicht», wehrteDrinda ab.

Kritiker und Publikum überzeugte Drinda über Jahrzehnte mit seiner«viel gerühmten Wandlungsfähigkeit» zwischen klassischer Strenge undkomischem Talent. Geschichte oder Gegenwart, Scharnhorst, Dimitroffoder Salvador Allende - 70 oder mehr Rollen müssen es gewesen sein,in denen er wirkte. Er selbst hatte sie nicht nachgezählt. Mitunterführte er beim DDR-Fernsehen Regie und übernahm noch die Hauptrolle.

Vor der Wende habe er «wahnsinnig viel» gearbeitet, sagt Drinda.In der Nachwendezeit ging es vergleichsweise ruhiger zu. Das Gefühl,vorzeitig «in die Rente abgeschoben» zu sein, kam bei ihm jedochnicht auf. Er spielte am Stadttheater Bern oder am BerlinerSchloßpark-Theater. Zu dem knappen Dutzend Filmen nach der Wendegehörten die Fernsehserie «M.S. Königstein» und der Krimi «Stubbe unddas Kind». Mit Iris Berben stand er in «Verliebte Feinde» vor derKamera.

Von Hause aus war der geborene Berliner Flugzeugmotoren-Schlosser.Als der Beruf nach Kriegsende nichts mehr taugte, besann sich Drindaauf sein Talent beim Aufsagen von Gedichten in der Schule. Nach derAusbildung an der neu gegründeten Schauspielschule des DeutschenTheaters in Berlin rückte er ins Ensemble des traditionsreichenHauses auf. Unter der Intendanz von Wolfgang Langhoff entwickelte ersich zu einem der profiliertesten Darsteller, ob als Ferdinand(Egmont), Don Carlos, Max Piccolomini (Wallenstein), Orest (Iphigenieauf Tauris), Geßler (Wilhelm Tell) oder Hamlet. Mit seinem komischenTalent brillierte er in «Der Drachen» von Jewgeni Schwarz in derRegie von Benno Besson. Auch als er 1971 ins Ensemble des DDR-Fernsehens umstieg, spielte er die Rolle weiter: 700 Aufführungen in15 Jahren.

Mit «Einmal ist keinmal» (1955), einer sozialistischenHeimatgeschichte (Regie Konrad Wolf), gab Drinda sein Filmdebüt. Dergut aussehende Schauspieler «schmückte» den politischen Abenteuerfilmwie «Der Traum des Hauptmann Loy» genauso wie die Beziehungskomödie«Die Liebe und der Co-Pilot». Mit der Fernsehserie «Ich - Axel CaesarSpringer» (1968/70), die sich im Sinne des SED-Klassenkampfes mit demSpringer-Verlag auseinander setzte, erreichte Drinda im Osten einenGipfelpunkt seiner Popularität.