Christian Wulff Christian Wulff: Buch über Ex-Bundespräsidenten erscheint
Berlin/Dapd. - Der Ex-"Mr. Tagesthemen" durfte am Mittwoch in Berlin das Buch der "Bild"-Reporter Martin Heidemanns und Nikolaus Harbusch über die "Affäre Wulff" vorstellen. Im Februar 2012 musste Christian Wulff nach nur eineinhalb Jahren Amtszeit wegen eines Kredit-, Schnäppchen- und Medienskandals als Bundespräsident zurücktreten. Die Staatsanwaltschaft ermittelt und ermittelt noch heute. Zuletzt lief es allerdings ein bisschen besser für Wulff.
Für die Konrad-Adenauer-Stiftung kehrte er in der italienischen Stadt Cadenabbia hinter verschlossenen Türen auf die politische Bühne zurück und hielt eine Rede über die Integration. Dann beschloss der Bundestag, dass der 53-Jährige seinen Fahrer, sein Büro und seine Büromitarbeiter dauerhaft behalten kann.
Auf dem Büchermarkt aber schwelt die Affäre weiter. Zunächst versuchte Präsidentengattin Bettina Wulff, literarisch ihr Image zu korrigieren, nun wirbelt das Buch der "Bild"-Journalisten alle Details noch einmal auf. Beide stellen auf 336 Seiten ausführlich dar, warum sie den begehrten Journalistenpreis zu Recht erhalten haben. "Die Geschichte ist aus meiner Sicht noch nicht zu Ende", sagt Wickert. Dann lobt er die "Fleißarbeit" der beiden Chronisten, die die Affäre maßgeblich mit ins Rollen gebracht hatten.
Die Kreditaffäre um sein Haus in Großburgwedel, über die Wulff schließlich stolpern sollte, sei durch Vorwürfe aus "dem engen Umfeld" des CDU-Politikers ausgelöst worden, bekräftigen Heidemanns und Harbusch in ihrem Buch. Die beiden Journalisten schreiben zudem, dass das Vertrauensverhältnis zwischen Wulff und seinem Sprecher Olaf Glaeseker bereits vor dessen Entlassung "schwer belastet" gewesen sei. So habe das damalige Staatsoberhaupt seinen langjährigen Wegbegleiter nach dessen Darstellung von seiner Nachricht auf der Mailbox von "Bild"-Chefredakteur Kai Diekmann gar "nicht informiert".
Dieser legendäre Wutausbruch Wulffs gilt bis heute als wichtiger Meilenstein zum Abschied aus Schloss Bellevue. "Dieses Buch ist frei von jeglicher Häme", versichert Harbusch. "Christian Wulff ist an Christian Wulff gescheitert." Man habe lediglich die Probleme darstellen wollen. "Die politische und juristische Auswertung, die obliegt uns nicht", sagt der "Bild"-Journalist. Und Heitmann ergänzt, auch er könne "nicht beantworten, was Wulff trieb".
Ex-Anchorman Wickert wagt sich weiter vor. Er vergleicht das Buch mit dem deutschen Spielfilm "Der blaue Engel" nach dem Roman "Professor Unrat" von Heinrich Mann. Darin verliebt sich ein älterer Lehrer in eine Frau aus dem Varieté und geht daran zugrunde. Auch Wulff habe sich - aus kleinen Verhältnissen kommend - auf dem Weg nach oben stets "sehr stark" um sein Image gesorgt. Mit neuer Partnerin sei dann der "Bruch" gekommen - bis hin zur "kleinteiligen" Schnäppchenaffäre. Ein "deutsches Sittengemälde" eben.
Martin Heidemanns und Nikolaus Harbusch: Affäre Wulff. Bundespräsident für 598 Tage - Die Geschichte eines Scheiterns, Verlag Schwarzkopf & Schwarzkopf, 336 Seiten, 19,95 Euro.