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Feiertage in Sachsen-Anhalt Tag der Arbeit: Warum ist der 1. Mai ein Feiertag?

Der 1. Mai ist ein gesetzlicher Feiertag in Deutschland. Arbeitnehmer und Schüler haben frei. Warum eigentlich?

Von Andreas Montag/DUR/acs Aktualisiert: 29.04.2024, 09:08
Am 1. Mai finden in der Regel viele Proteste, Demonstrationen und Kundgebungen statt.
Am 1. Mai finden in der Regel viele Proteste, Demonstrationen und Kundgebungen statt. Foto: dpa | Kay Nietfeld

Halle (Saale) - Was war das doch für ein friedliches Bild in den 1990er Jahren: Am 1. Mai zog man mit Kind und Kegel ins Freie, schließlich war Feiertag. Und die Sonne schien meistens auch. Auf Plätzen und in Parks sammelte sich das Volk und vergnügte sich bei Bratwurst, Brause und Bier.

Sozialdemokraten, Gewerkschafter und Linke, die damals noch PDS hießen, bauten Infostände, Basteltische und Glücksräder auf. Dazu war Live-Musik angesagt, gern schunkelte man zu Gunter Gabriels altem Schlager „Hey Boss, ich brauch mehr Geld“.

Warum ist der 1. Mai ein Feiertag?

Das stimmt natürlich zu allen Zeiten, da stimmt man voller Inbrunst ein. Genützt hat es meistens nichts, aber es war ein warmes Gefühl da. Anders als zu DDR-Zeiten, als die werktätigen Massen, Schulkinder, Soldaten und Kampfgruppentrupps, geschmückt mit roten Papiernelken, an ihren jeweiligen Ortsparteiführern vorbeizumarschieren und begeistert auszusehen hatten. Schließlich war ja der Kampf- und Feiertag angesagt.

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Die zündenden Losungen für die mobilen Transparente und Spruchbänder kamen sämtlich aus dem Zentralkomitee der SED, damit die Genossinnen und Genossen im Verein mit all ihren verbündeten Parteien, Organisationen und Schichten bloß nicht das Falsche forderten. „Mein Arbeitsplatz - mein Kampfplatz für den Frieden!“, hieß es zum Beispiel kernig. Und „Alles raus zum 1. Mai“ sowieso.

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Auch das hat nichts genützt, wie man weiß. All die ruhmredigen Selbstverpflichtungen im sozialistischen Wettbewerb flattern als zerschlissene Makulaturfähnchen im Wind der Geschichte. Und niemand trauert ihnen nach.

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Wie hieß der 1. Mai in der DDR?

Der 1. Mai war als gesetzlicher Feiertag in der Verfassung der DDR seit 1949 geschützt. An diesem Tag sollte Arbeitsruhe herrschen. Anders als in der Bundesrepublik Deutschland wurde er nicht als „Tag der Arbeit“, sondern als „internationaler Kampftag der Arbeiterklasse“ bezeichnet.

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1. Mai - Proteste von rechts und links

Nun aber kommt anscheinend wieder Fahrt auf in Sachen 1. Mai - nicht nur in Berlin oder Hamburg, wo seit Jahren linke Gruppen zu Spaß und Protest gegen Kapitalismus und Globalisierung mobilisieren. Und ebenso lange hängen sich ultralinke Spinner und Krawalltouristen an diesen Zug, um sich Gefechte mit der Polizei liefern zu können.

Der Berliner Stadtteil Kreuzberg sieht in schlimmeren Jahren am Tag danach wie ein Schlachtfeld aus: zertrümmerte Fensterscheiben, Barrikadenreste, ausgebrannte Autos.

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Seit ein paar Jahren rücken die Auseinandersetzungen auch im überwiegend friedvollen Rest des Landes wieder in den Blick. Zum einen ist die Debatte um soziale Gerechtigkeit vor dem Hintergrund der immer weiter auseinanderklaffenden Schere zwischen Arm und Reich neu entfacht in der Gesellschaft.

Zum anderen wittern im Sog populistischer und revisionistischer Parteien und Bewegungen auch Neonazis nach Jahren relativer Zurückhaltung nun wieder eine Chance, ihre Stiefeltreter-Parolen an den Mann (und an die Frau) zu bringen.

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Was ist am 1. Mai passiert?

Womit wir bei der Grundidee des 1. Mai angekommen wären, die, wie so vieles, aus den USA zu uns Europäern gekommen ist. August Spies, der Chefredakteur und Herausgeber der Arbeiter-Zeitung, hielt am Abend des 1. Mai 1886 auf einer Arbeiterversammlung auf dem Haymarket in Chicago eine Rede, in den folgenden Tagen gab es Streiks und Tumulte, von Provokateuren wurde eine Bombe geworfen, schließlich waren bei Demonstranten wie Polizisten sogar Tote zu beklagen.

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August Spies, ein aus Hessen gebürtiger Anarchist, wurde festgenommen und hingerichtet. Auf dem Gründungskongress der Zweiten Internationale, einem Zusammenschluss sozialistischer Parteien, wurde 1889 in Paris zum Gedenken an die Opfer des sogenannten Haymarket Riot der 1. Mai als „Kampftag der Arbeiterbewegung“ ausgerufen.

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Am 1. Mai 1890 wurde zum ersten Mal dieser „Protest- und Gedenktag“ mit Massenstreiks und Massendemonstrationen in der ganzen Welt begangen.

Wer hat den 1. Mai zum Feiertag gemacht?

In der Zeit der Weimarer Republik scheiterte der Vorstoß, dieses Gedenken am 1. Mai zum gesetzlichen Feiertag zu erklären. Die Nationalsozialisten, die sich ja in ihrer Propaganda als Partei der kleinen Leute darstellten (und von diesen auch massenhaften Zulauf erhielten) bemächtigten sich schließlich dieser Tradition, seit 1933 ist der 1. Mai Feiertag in Deutschland - in ungebrochener Folge.

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Denn die Alliierten beschlossen, den Deutschen diesen Tag zu erhalten, wenn auch mit Einschränkungen, was Kundgebungen anbetraf.

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So steht dieser Maifeiertag nun in einer langen, kämpferischen Tradition - aber auch in einer des Missbrauchs. Eigentlich kein Wunder also, dass dies sich nun bis in unsere Tage erstreckt. 

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Ist der 1. Mai in jedem Bundesland ein Feiertag?

Am 1. Mai ist überall in Deutschland frei. Der Tag der Arbeit ist ein "gesetzlicher Feiertag" und gehört zu den neun Feiertagen in Deutschland, die in allen Bundesländern gelten.

Aus diesem Grund gibt es am 1. Mai traditionell schulfrei. Des Weiteren sind auch die meisten Geschäfte geschlossen. Für die meisten Beschäftigten gilt deswegen: keine Arbeit. Dies ist zumindest in den Branchen und Berufen so, die an anderen Feiertagen auch frei haben. In Krankenhäusern, Pflegeeinrichtungen sowie Not- und Rettungsdiensten darf die Arbeit nicht stillstehen. Auch Taxifahrer, Arbeitnehmer in der Produktion, der Gastronomie, sowie Beschäftigte im Medien-, Kultur- und Freizeitbereich arbeiten am 1. Mai.