Verkehr Verkehr: Experten fordern Kaufprämie für E-Autos

Frankfurt - Deutsche Autobauer haben derzeit 28 Elektro-Modelle im Angebot, die mit reinem Batterie-Antrieb oder mit einem Hybrid-Konzept daher kommen. Fahrzeuge wie der i3 von BMW oder die B-Klasse Electric Drive von Mercedes gelten als technisch avanciert. Doch am Markt kommen sie nicht an. Derzeit sind bundesweit nur 20 000 reine Elektro-Autos unterwegs. Unter den 1,9 Millionen im vorigen Jahr neu zugelassenen Pkw waren nur 8463, die mit Strom oder mit der Kombination aus Sprit und elektrischer Energie angetrieben werden.
Mehr PS gewünscht
Diese Entwicklung setzt sich auch 2015 fort. Der wichtigste Grund sind die günstigen Spritpreise. Dadurch steige der Wunsch nach mehr PS, sagt Ferdinand Dudenhöffer, Automobilwissenschaftler an der Uni Duisburg-Essen. Der Wissenschaftler hat herausgefunden, dass im den ersten zwei Monaten des neuen Jahres Neuwagen mit durchschnittlich 143 PS zu gelassen wurden, noch einmal drei PS mehr als im Vorjahr. Das sei eindeutig auf den Boom bei sportlichen Pseudogeländewagen (SUV) zurückzuführen, die in der Regel stärker motorisiert sind.
Elektroautos sind Kunden schlichtweg zu teuer: Ein reines Elektroauto kostet immer noch fast doppelt so viel wie ein Verbrenner, hat aber den Nachteil der begrenzten Reichweite von maximal 200 Kilometer bei den Modellen der deutschen Anbieter. Wer auf einen Hybrid mit Steckdose (Plug-In) wie den Golf GTE setzt, hat zwar in etwa die gleichen Spritkosten wie bei einem Diesel, muss aber etwa 10 000 Euro mehr für die Anschaffung auf den Tisch legen.
Förderungen wirkungslos
Was tun, um die Vorgabe der Bundesregierung – eine Million Elektroautos bis 2020 – noch zu erreichen? Bislang werden E-Autos dadurch gefördert, dass sie fünf Jahre lang von der Kfz-Steuer befreit sind. Zudem sollen Städte demnächst privilegierte Parkplätze für die Batterie-Pkw ausweisen können und ihnen das Nutzen von Busspuren erlauben. Aus Dudenhöffers Sicht ist all dies wirkungslos. Er fordert einen zeitlich begrenzten Aufschlag von einem Cent pro verkauftem Liter Sprit. Mit den Einnahmen soll der Aufbau eine Infrastruktur mit Ladesäulen und eine Kaufprämie von 4000 Euro für jedes neue E-Auto finanziert werden. Doch davon will die Bundesregierung bislang nichts wissen. Insider berichten aber, dass in Berlin intensiv über eine Forderung des Branchenverbands VDA nachgedacht wird: Unternehmen sollen 50 Prozent der Kosten für E-Firmenwagen im ersten Jahr abschreiben können.
„Ökologisch sinnvoll wäre, keinen weiteren Zuwachs beim Pkw-Bestand anzustreben und den Trend zu stoppen, dass Autos immer größer, schwerer und schneller werden“, sagt “, sagte Jens Hilgenberg, Verkehrsexperte beim Bund für Umwelt und Naturschutz. An Kaufanreizen für Elektroautos geht aus seiner Sicht kein Weg vorbei. Die sollten aber für Elektro-Fahrzeuge aller Art gelten, also auch für Lastenfahrräder und Elektro-Roller. Ein zentraler Punkt für Hilgenberg ist, dass die Subventionen aufkommensneutral sind – Fördermittel müssten also etwa über eine höhere Kfz-Steuer oder eine spezielle Abgabe für SUV-Fahrer finanziert werden.