Verkauf von KaDeWe-Mehrheit Verkauf von KaDeWe-Mehrheit: René Benko treibt Karstadt-Umbau voran

Berlin - Der österreichische Investor René Benko legt beim Karstadt-Umbau ein erstaunliches Tempo vor. Jetzt hat er die Kontrolle über die drei Nobelfilialen KaDeWe (Berlin), Oberpollinger (München) und Alsterhaus (Hamburg) an die thailändische Central Group abgegeben. Gemeinsam soll nun eine europäische Kette mit Luxushäusern aufgebaut werden.
Benko hatte im vergangenen Jahr Karstadt übernommen. Die KaDeWe Group gilt als Filetstück - in ihr sind die drei Nobelläden zusammengefasst. Zum Konzern gehören auch Sportgeschäfte und klassische Warenhäuser, die der Investor mit dem Rivalen Kaufhof fusionieren will.
Zurück zur Luxussparte: Genau genommen gibt Benkos Firma Signa Retail 50,1 Prozent der Anteile der KaDeWe Group an die europäische Tochter der Central Group ab – ein Kaufpreis wurde nicht genannt. 49,9 Prozent würden langfristig im Besitz der Signa bleiben, teilen die Österreicher mit, die hervorkehren, dass für alle „wesentlichen strategischen Zukunftsentscheidungen“ das Prinzip der Einstimmigkeit vereinbart sei.
Central Group hat das Sagen
Central-Chef Tos Chirathivat lässt gleichwohl aber keinen Zweifel, dass seine Manager künftig im operativen Geschäft in den drei Häusern das Sagen haben. Man werde Strategien für die Warenhäuser entwickeln und die Erfahrung im Einzelhandel nutzen, um jeden Standort zu stärken, lässt er mitteilen. Die Übernahme sei ein signifikanter Schritt, um die Expansion in Europa fortzuführen.
Das europäische Ableger der Central Group besitzt bereits das Kopenhagener Traditionskaufhaus Illum und die italienische Warenhauskette La Rinascente mit elf Standorten – eine enge Kooperation mit der KaDeWe Group ist geplant. Dort wird Vittorio Radice das Steuer übernehmen. Er ist zugleich Vize-Verwaltungsratschef von La Rinascente. Die drei deutschen Standorte seien „echte Juwelen“, betont der Manager. Sie würden künftig von Synergie-Effekten und Knowhow-Transfer profitieren. Ziel seines Unternehmens sei, eine Auswahl herausragender Warenhäuser auf dem alten Kontinent zu betreiben. Man wolle Europas Marktführer im Premiumsegment werden, heißt es bei Signa. Neue Standorte in Wien und Prag seien bereits geplant. Die Partner würden für die Expansion einen dreistelligen Millionenbetrag investieren. „La Rinascente handelt und denkt wie wir: europäisch“, sagt Stephan Fanderl, Signa-Manager zugleich Karstadt-Chef. Er sieht weitreichende Möglichkeiten für Kooperationen. Von gemeinsamer Beschaffung oder grenzüberschreitenden Marketingkampagnen könnten alle profitieren - auch die klassischen Warenhäuser.
Durch die Übernahme der Mehrheit an dem deutschen Unternehmen soll sich der Jahresumsatz der europäischen Aktivitäten der Central Group auf 1,2 Milliarden Euro verdoppeln. Hinter dem thailändischen Unternehmen steht die Familie Chirathivat, der das US-Magazin Forbes ein Vermögen von rund 13 Milliarden Dollar zuschreibt.
Immobilien bleiben bei Benko-Firma
Das operative Geschäft der drei Luxus-Läden ist das eine, die Immobilien sind das andere. Die gehören nämlich komplett der Benko-Firma Signa Real Estate. Und das soll auch so bleiben. Für den Handelsexperten Gerd Hessert, bedeutet diese Konstellation: „Benko hat kein langfristiges Interesse am operativen Betrieb von Unternehmen im Einzelhandel. Ihm geht es offenbar vor allem um Immobiliengeschäfte.“ Was aber keineswegs ein Nachteil für die Häuser sein muss. Die Central Group wolle das Luxussegment im Einzelhandel weiterentwickeln, so Hessert, und Benko wolle davon offenbar unmittelbar profitieren: „Er hat ein Interesse an gut funktionierenden Premium-Warenhäusern, damit steigt auch der Wert der Gebäude und das bringt letztlich auch höhere Mieteinnahmen“, sagt der Handelsexperte.
Er hält es sogar für möglich, dass der KaDeWe-Deal zu einer Art Blaupause für die Zukunft der etwas weniger schicken klassischen Karstadt-Filialen werden könnte. Signa will sie mit der Kaufhof-Kette fusionieren, die derzeit noch im Besitz des Metro-Konzerns ist. Es würde ein Warenhaus-Gigant mit rund 200 Standorten hierzulande entstehen. Benko könnte sich auch hier aufs Verwalten von Immobilien und das Kassieren von Mieteinnahmen konzentrieren – nach einer Übernahme von Kaufhof dürfte der Österreicher nach Einschätzung von Insidern insgesamt etwa 75 Warenhaus-Immobilien unter seiner Kontrolle haben. Denn denkbar ist aus Sicht von Hessert, dass bei einem Zuschlag das Kaufhof-Management mit seiner langjährigen Erfahrung das operative Geschäft des neuen fusionierten Unternehmens übernimmt.
Unklare Zukunft
Noch ist allerdings gar nicht klar, wer beim Kaufhof zum Zuge kommt. Die Entscheidung soll aber noch im Juni fallen. Benko bietet 2,9 Milliarden Euro für die Metro-Tochter, nebst einer „langjährigen“ Arbeitsplatz- und Standortgarantie für die Filialen beider Ketten. Der kanadische Einzelhandelskonzern Hudson’s Bay hat eine konkurrierende Offerte ebenfalls über 2,9 Milliarden abgegeben.
Spannend ist indes für Hessert auch die Frage, wie die KaDeWe Group und damit die Luxus-Sektion weiter entwickelt wird: „Naheliegend wäre, ihr auch die großen Karstadt- und Kaufhof-Häuser in Metropolen zuzuordnen, die mehr als 100 Millionen Euro Jahresumsatz erzielen.“ Dann könne ein homogenes und robustes Premiumwarenhaus-Konzept mit etwa 20 Standorten deutschlandweit entwickelt werden. Daneben lasse sich aus Karstadt und Kaufhof langfristig eine Gruppe mit 50 kleineren, aber dauerhaft lebensfähigen Warenhäusern formen. Das würde allerdings bedeuten, dass in den nächsten Jahren mehr als jeder zweite Standort von Karstadt und Kaufhof dicht gemacht wird.