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Real-Mitarbeiter sauer real-Mitarbeiter sauer: Supermarkt-Kette drückt Gehalt bei Neueinstellung und Versetzung

Von Joachim Göres 25.06.2018, 16:28
Bei den Real-Märkten stehen die Zeichen auf Sturm.
Bei den Real-Märkten stehen die Zeichen auf Sturm. dpa

Hannover/Berlin - Nach einer gerade erfolgten Umstrukturierung bei der Einzelhandelskette Real sollen neue Mitarbeiter in den bundesweit mehr als 280 Supermärkten künftig deutlich schlechter bezahlt werden als bisherige Kräfte. Dies gilt auch für die Märkte in Bitterfeld, Halle, Hettstedt, Landsberg, Querfurt und Weißenfels.

„Neue Mitarbeiter verdienen bis zu 25 Prozent weniger“, sagt Christian Vasenthien, bei der Gewerkschaft Verdi im Bezirk Hannover-Heide-Weser für den Bereich Handel zuständig. Auch bisherigen Beschäftigten drohen Einbußen – trotz der gegenteiligen Versicherung der Geschäftsleitung.

„Wer versetzt oder befördert wird oder andere Aufgaben übernimmt und dabei einen neuen Vertrag unterzeichnet, wird künftig weniger verdienen als nach dem alten Tarifvertrag vorgesehen. Solche Fälle hat es in letzter Zeit bereits gegeben“, sagt Vasenthien, der derzeit auf Real-Betriebsversammlungen große Verunsicherung bei den Beschäftigten erlebt.

Real: Gehälter bei Neueinstellungen oder Versetzungen geringer

Seit Anfang Juni sind die 34.000 Real-Mitarbeiter nicht mehr wie bisher bei der Real SB-Warenhaus GmbH beschäftigt, sondern bei der Metro Services GmbH, die als Real GmbH firmiert. Die Real-Geschäftsleitung hatte dazu kürzlich erklärt: „Durch die Übertragung des Geschäftsbetriebes auf eine nicht an die Tarifverträge mit Verdi gebundene Gesellschaft sind die Voraussetzungen dafür geschaffen worden, die Personalkosten bei Real mittel- bis langfristig wettbewerbsfähig zu gestalten.“ Laut Verdi sind auch 4.500 befristet Beschäftigte betroffen - ihre alten Verträge sollen nicht verlängert werden.

Die Gewerkschaft setzt auf Tarifverhandlungen mit der für die Real GmbH zuständigen Unternehmensvereinigung für Arbeitsbedingungen im Handel und Dienstleistungsgewerbe (AHD). Diese lehnt die AHD mit folgender Begründung ab: „Wir haben offenbar einen erheblichen Dissens, was die Ausgangsbasis für mögliche Tarifverhandlungen betrifft. Als solche kommen unsererseits für Neueinstellungen nur die im Unternehmen geltenden DHV-Tarifverträge in Betracht.“

Die mit dem Deutschen Handelsgehilfen Verband (DHV) abgeschlossenen Tarife liegen deutlich unter denen mit Verdi getroffenen Vereinbarungen. Das Bundesarbeitsgericht will Ende Juni darüber entscheiden, ob der dem Christlichen Gewerkschaftsbund angehörende DHV überhaupt Tarifverträge abschließen darf.

Verdi will Verhandlungen erzwingen und schließt dafür einen Streik nicht aus. „Wir beraten derzeit mit den Betriebsräten das weitere Vorgehen. Wir haben einen sehr großen Zulauf von neuen Mitgliedern“, sagt Günter Isemeyer, Verdi-Sprecher in der Berliner Gewerkschaftszentrale.

„Wir sind kampfbereit“, betont Susanne Meister, Betriebsratsvorsitzende und Mitglied der Verdi-Tarifkommission. Sie fügt hinzu: „Wenn neue Kräfte für die gleiche Tätigkeit 500 Euro im Monat weniger verdienen als die Stammbelegschaft, übt das natürlich psychischen Druck auf die langjährigen Mitarbeiter aus.“

Verdi ruft für den 30. Juni in Hannover zu einer Protestkundgebung auf. Auch die Aktion Arbeitsunrecht kritisiert „Lohndumping durch Tarifflucht“ und will Mitte Juli vor Real-Märkten demonstrieren.

2016 hatten sich Real und Verdi auf einen „Zukunftstarifvertrag“ geeinigt, in dem das Management bis 2019 betriebsbedingte Kündigungen ausschloss. Im Gegenzug hatte sich die Gewerkschaft auf einen Verzicht auf Lohnerhöhungen bis 2019 bereiterklärt und die Kürzung von Urlaubs- und Weihnachtsgeld akzeptiert. (mz)