Ölpreis Ölpreis: Das Ende des billigen Benzins

War es das schon mit dem billigen Sprit? Die Preise haben in den vergangenen Tagen wieder angezogen. Das hat mit den Ölpreisen zu tun, die in kurzer Zeit heftig in die Höhe geschossen sind. Innerhalb von drei Handelstagen ist der Preis der für Europa maßgeblichen Referenzsorte Brent um 18 Prozent in die Höhe geschossen.
Vergleichbares ereignete sich zuletzt vor sechs Jahren. Mit einiger Verzögerung spiegelt sich diese Entwicklung nun auch an den Tankstellen. Internetportale wiesen am Mittwoch einen Durchschnittspreis für Superbenzin von 1,28 Euro aus. Vor einigen Tagen musste nur 1,24 Euro gezahlt werden.
Der Grund für die plötzliche Verteuerung: Die Firma Baker Hughes, ein Dienstleister für die Ölindustrie, hat berichtet, dass in den USA in der vergangenen Woche 94 von insgesamt rund 1200 Bohrstellen dicht gemacht wurden.
Teure Fracking-Vorhaben werden stillgelegt
Damit verstärkt sich eine Entwicklung, die seit Herbst 2014 beobachtet wird: Immer mehr teure Fördervorhaben mit der umweltschädlichen Fracking-Methode werden stillgelegt. Es handelt sich vielfach um Bohrungen, bei denen Kosten jenseits der 70 Dollar pro Fass anfallen. Ölfirmen machen dabei also heftige Verluste, schließlich wird Rohöl noch immer deutlich unter 60 Dollar an den Rohstoffbörsen gehandelt.
Spekulanten jedenfalls trieben mit ihren Wetten die Preise in die Höhe. Sie werteten die Nachricht von Baker Hughes als Hinweis darauf, dass das Kalkül der Regierung von Saudi-Arabien aufgeht: Die Saudis wollen als wichtigste Öl-Macht einen Preisverfall zeitweise hinnehmen, um US-Konkurrenten aus dem Markt zu drängen – mit dem Langfrist-Ziel, das Angebot zu beschränken, was den Ölpreis letztlich auf einem höheren Niveau stabilisieren soll.
Begünstigt wurde der Preisanstieg zudem dadurch, dass BP, Royal Dutch Shell, Chevron, Conoco-Phillips und andere große Mineralölkonzerne angekündigt haben, ihre Investitionen in die Erschließung neuer Ölquellen zusammen zu streichen.
Keine 100 Dollar für das Barrel
Gleichwohl gehen die Rohstoffexperten der Banken in seltener Eintracht davon aus, dass der Ölpreis nun dennoch nicht wieder in Richtung 100 Dollar marschiert. Dabei dominiert eine Argumentation: Trotz aller aktuellen Ereignisse gibt es nach wie vor eine Überversorgung mit Rohöl. So hat das Ölkartell Opec zuletzt 31 Millionen Fass täglich gefördert. Die Opec geht aber davon aus, dass die Nachfrage nach ihrem Öl dieses Jahr nur bei 29,2 Millionen Fass liegen wird.
Bei den weiteren Aussichten gehen die Einschätzungen der Analysten auseinander. Die Experten der Commerzbank sind der Ansicht, dass der Ölpreis Mitte Januar bei 45 Dollar sein Tief gesehen hat. Eine „nachhaltige Preiserholung“ werde in der zweiten Jahreshälfte erwartet. Dahinter steht das Szenario, dass dann die Förderkürzungen wirklich wirken und kein Überangebot mehr besteht. Bloomberg hat die Prognosen von 86 Ölmarkt-Profis analysiert. Das Ergebnis: eine durchschnittliche Brent-Notierung von 61 Dollar. Das würde einigermaßen stabile Tankstellenpreise bedeuten. Am Mittwoch war es mit dem Höhenflug an den Rohstoffbörsen jedenfalls erst einmal vorbei. Brentöl verbilligte sich wieder.