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Das "Gehirn" tickt neu Energieversorger Mitnetz hat seine Leitstelle für 25 Millionen Euro modernisiert

Von Fabian Wölfling 17.04.2018, 19:24
Von Taucha aus kontrolliert Mitnetz sein Stromnetz.
Von Taucha aus kontrolliert Mitnetz sein Stromnetz. Fabian Wölfling

Taucha - Die Farbe ist entscheidend. Solange die feinen Linien auf dem Monitor gelb leuchten, ist alles in Ordnung. Springt eine der Verbindungen aber auf weiß um, besteht in der Leitstelle von Energieversorger Mitnetz Handlungsbedarf.

Denn eine weiße Linie signalisiert eine Störung. Ein Teilabschnitt des Netzes ist ohne Strom. „Nicht immer muss dann ein Techniker raus“, sagt Adolf Schweer, Geschäftsführer von Mitnetz. Das Unternehmen statte immer mehr Trafostationen mit fernschaltbarer Technik aus. Bei Störungen können diese Stationen zentral gesteuert werden, per Mausklick aus der Zentrale.

Die Leitstelle in Taucha bei Leipzig ist so etwas wie das Gehirn von Mitnetz, dem größten Stromnetzbetreiber in Mitteldeutschland. Von hier aus überwacht und steuert das Unternehmen seine mehr als 70.000 Kilometer langen Stromleitungen in Sachsen-Anhalt, Sachsen, Thüringen und Brandenburg. 2,3 Millionen Kunden werden von Mitnetz direkt mit Energie versorgt.

Im vergangenen Jahr wurde das „Gehirn“ des Unternehmens grundlegend erneuert. Mitnetz stattete die Leitstelle mit neuen Rechnern aus, auch neue Software wurde installiert. Rund 2,5 Millionen Euro hat der Energieversorger mit Sitz in Halle dafür investiert. Nach einjährigem Probebetrieb ist das neue Leitsystem seit Anfang 2018 vollständig im regulären Betrieb.

Durch die Erneuerung erhofft sich der Netzbetreiber unter anderem eine Verbesserung der Cyber-Sicherheit. Laut Mitnetz sei die Zentrale in Taucha nun besser gegen Angriffe aus dem Netz geschützt. „Etwa vor dem Eindringen von Viren“, sagt Geschäftsführer Schweer.

Mitnetz setzt auf Ökostrom

Mit der Erneuerung des Leitsystems reagierte Mitnetz aber auch auf die Energiewende. Eine zentrale Herausforderung ist, so absurd das zunächst klingt, zu viel Strom. Mitnetz setzt auf Ökostrom, betreibt selber mehr als 42.000 Anlagen.

„Wir versorgen unsere Verbraucher mit 100 Prozent Ökostrom und sind damit praktisch fertig mit der Energiewende“, sagt Schweer. Allerdings sind die 100 Prozent im Jahresmittel gerechnet. Da die Produktion von Wind- und Sonnenenergie von der Witterung abhängt, produzieren die Anlagen mal zu wenig und mal deutlich zu viel Strom.

Gerade bei Stürmen, wie zuletzt „Frederike“, aber auch schon an sehr windreichen Tagen kann es zu einer Überversorgung kommen. Dann übersteigt die Strom-Einspeisung den Kundenbedarf. „Wir haben dann Probleme, die Energie wegzubekommen“, sagt Schweer. Das wiederum kann zu Netzüberlastungen führen und in einen großflächigen Stromausfall münden. Um das zu verhindern, muss Mitnetz die Stromproduktion drosseln, etwa indem Windkraftanlagen abgeschaltet werden. 2017 musste das Unternehmen 261 solcher Abschaltungen vornehmen.

Mitnetz investiert weiter in Ausbau des Leitungsnetzes

Durch die neue Software ist die Leitstelle nun in der Lage, bei entsprechend kritischen Wetterprognosen frühzeitig die zu erwartende Stromproduktion zu kalkulieren, erläutert Schweer. „Das System ist jetzt vorausschauender“, sagt er. Mitnetz kann besser planen, sich auf Abschaltungen vorbereiten und diese frühzeitig kommunizieren.

Gelöst wird das Problem der Überproduktion dadurch aber nicht. Deshalb investiert Mitnetz auch weiter in den Ausbau des Leitungsnetzes. So soll noch in diesem Jahr der 8,5 Millionen Euro teure Umbau des Umspannwerks im brandenburgischen Großräschen abgeschlossen werden. Danach ist das Werk in der Lage, Strom in einer Frequenz von 50 Hertz in das überregionale Stromnetz abzugeben und dadurch die Leitungen von Mitnetz zu entlasten.  (mz)