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Megadeal Deutsche Telekom: Fusion von Sprint und T-Mobile US ist überraschend gescheitert

Von Frank-Thomas Wenzel 01.11.2017, 15:39
Ein T-Mobile-Laden in Chicago (USA).
Ein T-Mobile-Laden in Chicago (USA). dpa-Zentralbild

Frankfurt - Es sieht so aus, als gäbe es nur Verlierer. Die Fusion der beiden amerikanischen Mobilfunker Sprint und T-Mobile US, eine Tochter der Deutschen Telekom, ist überraschend gescheitert. Dabei waren sich die Analysten noch vor einigen Tagen sicher, dass der Megadeal bald über die Bühne geht. Masayoshi Son hat die Verhandlungen nach monatelangem Hin und Her plötzlich abgebrochen. Son ist  Chef des Hightech-Investmenthauses Softbank, das die Mehrheit der Sprint-Aktien hält.

Alles sah sehr vielversprechend aus. Mit T-Mobile US und Sprint wollten sich die Nummer drei und die Nummer vier des US-Mobilfunkmarktes zusammentun. Sie hätten dann ein wuchtiges Gegengewicht zu den beiden Dominatoren AT&T und Verizon gebildet – dabei geht es um den erbitterten Kampf auf einem Markt, der einerseits enorm hohe Investitionen erfordert, der aber andererseits auch riesige Profite verspricht.

Management-Versagen soll Grund für das Scheitern sein

T-Mobile US ist für die Telekom in der jüngeren Zukunft zum wichtigsten Gewinnbringer geworden. Bei einem Zusammengehen hätte es sogenannte Synergien bis zu 45 Milliarden Dollar geben können. Die Einsparungen hätten sich vor allem durch das Zusammenlegen der Mobilfunknetze ergeben. Zweiter wichtiger Punkt: Ein neuer größerer Anbieter könnte bei seinen Lieferanten erhebliche höhere Rabatte herausschlagen, da größere Volumina an teurer Netztechnik gekauft würden. Und natürlich hätten auch gemeinsamer Vertrieb und gemeinsames Marketing einiges gebracht.

Warum dann das plötzliche Aus? Analysten sprachen am Mittwoch von Management-Versagen auf beiden Seiten. Offensichtlich ist Son ziemlich sauer und beleidigt. Er soll nach japanischen und US-Medienberichten, sich darüber beschwert haben, dass die Softbank bei einem fusionierten Unternehmen zu wenig Einfluss gehabt hätte. Die Japaner sollten etwa 40 Prozent der Anteile kontrollieren, die Mehrheit hätte aber T-Mobile gehalten – entsprechend der Größe und der Finanzkraft der beiden Unternehmen.

Sprint-Aktien sackten ab, auch Telekom macht Verluste

Sprint hätte durch die Fusion vor allem seine Verschuldung reduziert, die nach Ansicht von Branchenkennern auf die Dauer viel zu hoch ist und auch die Softbank in der Vergangenheit massiv belastet hat. Entsprechend sackten die Aktie des japanischen Konzerns massiv ab, als das Aus der Fusion bekannt wurde. Und die Telekom stand am Mittwoch mit Verlusten von zeitweise mehr als 1,6 Prozent am unteren Ende des Deutschen Aktienindizes.   

Und wie sieht Son die Sache? Vor einigen Wochen tat er kund, dass sich Sprint von einem Sorgenkind zum Musterknaben gemausert hat. Viele Experten vermuteten seinerzeit, dass es sich nur um ein taktisches Manöver handelte, um den Preis hochzutreiben. Doch nun wird vermutet, dass Son tatsächlich eine sehr helle Zukunft für Sprint erwartet.

Das Stichwort lautet Edge Computing. Dahinter steckt das Szenario, dass Roboter und künstliche Intelligenz in einigen Jahren so ziemlich alle Lebensbereiche dominieren. Die Maschinen können aber nur deshalb viel klüger als Menschen sein, weil sie unvorstellbar große Datenmengen verarbeiten. Das wiederum kann nur mit extrem schnellen Datennetzwerken gehen, die von Mobilfunkern betrieben werden. Son glaubt an diese Vision will offenbar in dieser Science-Fiction-Welt eine zentrale Rolle spielen und nicht als Minderheitsaktionär am Katzentisch sitzen.