Universität Halle Universität Halle: Milton T. Stubbs ist dem Xa auf der Spur
Halle/MZ. - Zugegeben, auf den erstenBlick gibt es erstaunliche Ähnlichkeiten zwischenMilton T. Stubbs II. und seinem Landsmann,dem amerikanischen Schauspieler Will Smith.Da sind diese großen und wachen Augen, derdunkle Teint, die kurzen schwarzen Haare;dann aber auch dieser jugendlich federndeGang, den kaum ein Deutscher hinkriegen würde.Doch anders als der "Man in Black", jagt Stubbskeine bösartigen Aliens, sondern ist als Manin White dem Xa auf der Spur.
Hinter dem Kürzel verbirgt sich ein Protein,das im menschlichen Körper die Lizenz zurBlutgerinnung hat. Milton Stubbs' Jagdreviersind daher nicht die Weiten des Alls, sonderndie Labore des Instituts für Biotechnologieder Uni Halle. Seit März ist er dort Professorfür physikalische Biotechnologie.
Noch beherrscht gähnende Leere sein Büro.Ein drei Meter langes Whitebord hebt sichkaum von der sonstigen Raumausstattung ab. Allesist im gleichen klinischen Weiß gehalten:Regale, Vitrinen, der große Schreibtisch,bis hin zur Blumenvase die zwar mit rotenund gelben Tulpen einen kleinen Farbklecksin den Raum bringt, allerdings wiederum aufeinem ebenfalls weißen Konferenztisch. Dahintersitzt der Professor leger in Jeans und Rollkragenpullover.Er schmunzelt: "Ich kenne die Reaktionen,aber ich bin wirklich älter als ich aussehe."Diesen Satz sagt der 39-Jährige oft. "DieLeute halten mich meistens für einen Studenten.Der Vorteil: Ich kann Inkognito bleiben."
Dass Stubbs nun nach fünf Jahren von der MarburgerUniversität in die Saalestadt wechselt, hatetwas mit den guten Arbeitsbedingungen amInstitut für Biotechnologie zu tun: "Hiergibt es alles, was ich brauche", sagt der Spezialist für Proteinkristallographie.Außerdem biete Halle unter anderem mit denbenachbarten Instituten für Biotechnologie,Biochemie und Pflanzenbiologie viele Institutionen,die an der Herstellung von Proteinen interessiertsind.
Einem dieser Moleküle hat sich Professor Stubbsbesonders verschrieben. "Mit einer Länge von100 Ångström ist Xa ein relativ großes Protein",erklärt er anhand eines schwammähnlichen Modellsauf dem Bildschirm seines Laptops.Zur Vorstellung: 100 Ångström entsprechenetwa dem Hunderttausendstel eines Millimeters.Dieses Xa wiederum steht inmitten einer ArtProteinkaskade, in der ein Protein ein odermehrere andere auslöst. Stubbs: "Das funktioniertwie ein Staffellauf, der das Blut gerinnenlässt." Eigentlich ein Schutzmechanismus des Körpers,endet dieser Vorgang beim Infarkt oft tödlich.Etwa 80000 Deutsche sterben jährlich an einemHerzinfarkt. Dem möchte der Wissenschaftlerentgegenwirken: "Wenn es uns gelingt, Xa zublockieren oder in der Struktur zu verändern,könnte die tödliche Gerinnung gestoppt, zumindestaber verzögert werden."
Schon seit Jahren beschäftigt sich MiltonStubbs mit der Struktur von Proteinen. Von1996 bis 2002 leitete er die Röntgenstrukturanalyseam Institut für pharmazeutische Chemie ander Philipps-Universität Marburg.Zu seinen bisherigen wissenschaftlichen Stationenzählt auch die Arbeit am Max-Planck-Institutfür Biochemie in Martinsried, wo er mit dem Nobelpreisträger für Chemie, Prof.Robert Huber, zusammenarbeitete. Wenn seineStudenten in Halle jeden Donnerstag in seineVorlesung kommen, wird von ihnen neben Vorstellungsvermögenauch englische Sprachkenntnis erwartet. Dennwenn Stubbs ihnen erklärt, wie Proteine aufRöntgenstrahlen reagieren, tut er das auchauf Englisch.
Stubbs studierte Physik in Durham, dann Biophysikin Oxford. Zu guter letzt folgte er seinemDoktorvater ins schottische Edinburgh. Nachder Promotion zog es ihn nach Deutschland."Ich wollte mal etwas ganz anders als dieUSA oder England sehen. Es macht Spaß, Ausländerzu sein", sagt Stubbs, der neben Englischund Deutsch auch Französisch und Schwedischspricht. Da bleibe man ein offener Menschund lerne von anderen Kulturen.