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RAF-Prozess RAF-Prozess: Klump gesteht Beteiligung an Anschlag

17.04.2001, 12:05

Stuttgart/dpa. - Im Stuttgarter Terrorismus-Prozess hat die Angeklagte Andrea Klump erstmals ihre Beteiligung an einem der RAF zugeschriebenen Sprengstoffanschlag gestanden. «Ja, ich war beteiligt», sagte sie am Dienstag vor dem Oberlandesgericht. Allerdings sei der versuchte Anschlag auf einen spanischen NATO- Stützpunkt im Juni 1988 «keine RAF-Sache» gewesen, sondern «die Flucht vor meiner damaligen Lebenssituation», sagte die 43- Jährige. Ihre Mitgliedschaft in der terroristischen Roten Armee Fraktion (RAF) bestreitet Klump nach wie vor.

Klump war am 15. September 1999 in Wien festgenommen worden. Dabei wurde ihr Lebensgefährte, der RAF-Terrorist Horst Ludwig Meyer, erschossen. Seit November 2000 muss sich Klump vor Gericht verantworten. Die Bundesanwaltschaft wirft ihr Mitgliedschaft in einer terroristischen Vereinigung vor. Weitere Anklagepunkte sind unter anderem versuchter Mord, erpresserischer Menschenraub und Geiselnahme. Nicht Gegenstand der Anklage ist eine mögliche Beteiligung Klumps am Mordanschlag auf den Bankier Alfred Herrhausen am 30. November 1989 in Bad Homburg.

Klumps Anwalt Wolfgang Kronauer sagte der dpa, das Teilgeständnis müsse strafmildernd berücksichtigt werden. «Nach der Einlassung ist aber klar, dass es keine Freispruchforderung geben kann.»

«Für mich war die Beteiligung an dem Anschlag eine Möglichkeit, aus dem Libanon auszubrechen und wegzukommen», gestand Klump unter Tränen. «Ich entschied mich damals nicht vernunftsgemäß. Heute weiß ich, dass es die falsche Entscheidung war.» Klump hatte sich im Sommer 1984 in den Libanon abgesetzt. Zusammen mit Meyer und einem anderen Mann plante sie nach eigenen Angaben den Sprengstoffanschlag auf einen NATO-Flotten- und Luftwaffenstützpunkt im spanischen Rota. Über die Identität des zweiten Mannes wollte sich Klump nicht äußern.

«Es sollte möglichst großer materieller Schaden entstehen, ohne Menschenleben zu gefährden», sagte Klump. Ziel sei es gewesen, die Verwundbarkeit der Weltmacht USA zu demonstrieren. Der Anschlag misslang jedoch, als bei der Montage des aus 13,5 Kilogramm Stahlnägeln bestehenden Sprengsatzes an einem Mofa eine Zündvorrichtung vorzeitig explodierte.

An die folgende Schießerei mit der spanischen Polizei kann sich Klump nach eigenen Angaben nur noch bruchstückhaft erinnern: «Ich wusste, dass Horst bewaffnet war und seine Pistole bei einer Kontrolle einsetzen würde.» Von Spanien flüchteten Klump und Meyer nach Wien, wo sie bis zu ihrer Festnahme 1999 unter falschem Namen lebten. Dabei habe sie «das Leben im Vakuum» hinter sich lassen und eine legale Existenz aufbauen wollen. «Anders als für Horst war und ist es für mich nie vorstellbar, mich zu bewaffnen.» Die Verhandlung wird am 19. April fortgesetzt.