Nach KZ-Äußerung auf Pegida-Versammlung Nach KZ-Äußerung auf Pegida-Versammlung: Neues Buch von Akif Pirinçci erscheint in dieser Woche

Berlin - Eine entschlossene verlegerische Haltung sieht anders aus. Der Manuscriptum Verlagsbuchhandlung Thomas Hoof KG liefert in dieser Woche wie geplant das neue Buch des deutsch-türkischen Schriftstellers Akif Pirinçci aus, der spätestens wegen seiner KZ-Äußerungen auf der Pegida-Versammlung vom Montag in Dresden als persona non grata des Literaturbetriebs gilt.
Mit immer drastischeren Tönen hatte Pirinçci sich in das Umfeld der Pegida-Demonstranten begeben, denen er bereits im Dezember 2014 mit den Sätzen einheizte: „Ihr seid Deutsche, keine feigen Ratten. Es lebe das heilige Deutschland.“ Thomas Hoof, der Verlagsgründer von Manuscriptum, gibt sich am Telefon gegenüber der Berliner Zeitung einsilbig zu den Vorgängen um seinen Autor, gegen den inzwischen staatsanwaltschaftliche Ermittlungen wegen Volksverhetzung eingeleitet wurden.
Das Buch mit dem provozierenden Titel „Die große Verschwulung“ werde erscheinen, aber man habe sich bereits vor einiger Zeit von dem Autor getrennt, und nach dem Vorfall in Dresden sei man nicht weniger unglücklich über diese Trennung als vorher, so Hoof, der Pirinçcis Entgleisungen in Dresden als „unselige Äußerungen“ bezeichnete.
Mehr gebe es aus Sicht des Verlags zu der Angelegenheit jedoch nicht zu sagen. Bei seinem Pegida-Auftritt am Montag hatte Pirinçci wörtlich gesagt: „Es gäbe natürlich andere Alternativen, aber die KZs sind ja leider derzeit außer Betrieb“.
Verlage Diana, Goldmann und Heyne mit eindeutiger Reaktion
Sehr viel eindeutiger war die Reaktion der Bertelsmann-Verlage Diana, Goldmann und Heyne ausgefallen, in denen Pirinçcis äußerst erfolgreiche Krimis erschienen, in denen eine Katze die Hauptrolle spielt. Mit großer Bestürzung und Unverständnis, so die Bertelsmann-Verlage, habe man die Aussagen des Autors Akif Pirinçci zur Kenntnis genommen und distanziere sich entschieden.
Die Verlage kündigten an, die bereits vor Jahren veröffentlichten belletristischen Bücher von Pirinçci umgehend zu sperren und nicht mehr anzubieten. Der Sachbuchautor Pirinçci ist unterdessen weiterhin lieferbar. Das gilt sowohl für Pirinçcis Buch „Deutschland von Sinnen“, in dem der Autor sich in rauer Diktion gegen die seiner Ansicht nach privilegierte Stellung Homosexueller, Migranten und Frauen in der bundesrepublikanischen Debatte wendet, und an das er in seinem neuen Buch nahtlos anzuknüpfen scheint.
Pirinçci passte zum Manuscriptum Verlag
Auch wenn der schreibende Berserker Pirinçci künftig wohl auch im Manuscriptum Verlag keine verlegerische Heimstatt mehr finden dürfte, schien er dort eine Zeit lang doch ganz gut hinzupassen. Verlagsgründer Thomas Hoof (Jahrgang 1948), der vor 1989 Landesgeschäftsführer der Grünen in Nordrhein-Westfalen war und danach das überaus erfolgreiche Warenversandhaus Manufactum ins Leben rief, hatte seit jeher ein Faible für grüblerisches Geraune mit deutschnationalen Untertönen.
Der Manuscriptum Verlag war Mitte der 90er-Jahre aus dem Versuch hervorgegangen, den Erfolg des Warenhauses Manufactum („Es gibt sie noch, die guten Dinge“) auf das Verlagsgeschäft auszudehnen. In einem kommentierten Bücherkatalog hielt Hoof sich wenig zurück, den potenziellen Leser mit seiner eigenen Überzeugungsrhetorik zu traktieren. Oder auch ambitioniert zu provozieren.
Im aktuellen Verlagsprogramm findet sich eine Wiederauflage von Gustav Freytags Roman „Soll und Haben“, zu dem es eine lange literaturhistorische Debatte über die antisemitischen Motive des Romans und seines Autors gibt. Während sich seinerzeit selbst Theodor Fontane fragte, wohin das nur führen solle, scheint das für den Manuscriptum Verlag geradezu ein Ansporn für eine Neuauflage des umstrittenen Buches gewesen zu sein.
Die Ansicht, dass im Fall Pirinçci eine Grenze überschritten worden ist, scheinen Hoof und sein Verlagsleiter Andreas Lombard indes zu teilen. Vorerst aber geben sie sich peinlich berührt statt verlegerisch konsequent.
Anmerkung der Redaktion:
Zu obigem Beitrag über den Skandal-Autor Akif Pirinçci legt der Manuscriptum Verlag Wert auf die Feststellung, dass die Verlagsgründer Thomas Hoof zugeschriebene Stellungnahme von Verlagsleiter Andreas Lombard stammt.