Krieg im Irak Krieg im Irak: 1. Woche: Minister kündigt blutige Schlacht an

Bagdad/Washington/London/dpa. - Nach Angaben Haschims ist der Vormarsch der alliierten Truppenetwa 140 Kilometer vor Bagdad zunächst gestoppt. «Der Feind hat an allen Verteidigungsabschnitten schwere Verluste erlitten.» Der Minister äußerte sich überzeugt, dass ein langer Krieg bevorstehe. «Unsere Politik ist es, den Feind bis zum Ende und überall zu bekämpfen. Wenn die Schlacht nicht binnen zehn Tagen entschieden wird, kann sie in zwei Monaten entschieden werden.»
Rund 1000 Fallschirmjäger landeten in der Nacht zum Donnerstag auf einem Flugfeld nahe der nordirakischen Stadt Erbil in kurdisch kontrolliertem Gebiet. Die Fallschirmjäger von der 173. US-Luftlande-Brigade sollen den Flugplatz sichern, auf dem in den nächsten Tagen Transportflugzeuge mit weiteren 5000 bis 6000 Soldaten und schwerem Kriegsgerät landen sollen. Die Eröffnung einer Nordfront hatte sich verzögert, weil die Türkei den ursprünglich geplanten Durchmarsch von mehr als 60 000 US-Soldaten in den Nordirak abgelehnt hatte.
Den ganzen Tag über griffen die Alliierten erneut Bagdad an,darunter Ziele im Stadtzentrum. Irakische Soldaten setzten amStadtrand wieder mit Öl gefüllte Gräben in Brand. Die Rauchwolkensollen feindlichen Flugzeugen die Sicht nehmen.
Der britische Verteidigungsminister Geoff Hoon sagte in London, esgebe «umfangreiche Funde, die eindeutig bewiesen, dass irakischeTruppen für den Einsatz» von Massenvernichtungswaffen vorbereitetseien. Militärs hatten den Fund von Chemieschutzanzügen und größerenMengen des Medikaments Atropin gemeldet. Atropin wird als Gegenmittelgegen Nervengas eingesetzt.
Das US-Zentralkommando hält es für möglich, dass die irakischeArmee am Mittwoch absichtlich eine Rakete in ein belebtes Wohngebietin Bagdad abgefeuert hat. Offizielle irakische Stellen hattenhingegen von einem alliierten Angriff mit Raketen oder Bombengesprochen. Dabei waren 15 Zivilisten getötet worden.
Die Amerikaner stellen sich inzwischen auf einen längeren Kriegein. Als Anzeichen dafür wurde die geplante Entsendung von zusätzlich30 000 Soldaten in den Irak gewertet.
Bush und Blair bekräftigten nach einem «Kriegsgipfel» in CampDavid ihre Entschlossenheit, das Saddam-Regime zu stürzen - egal wielange es dauern werde. Sie drängten auf einer Pressekonferenz die UNzur Wiederaufnahme des Hilfsprogramms «Öl für Lebensmittel» zurVersorgung der irakischen Bevölkerung. Die künftige Rolle der UN nachEnde des Kriegs ließen sie offen.
Südlich von Bagdad lieferten sich alliierte und irakische Truppenschwere Gefechte. Kreise des Pentagon wiesen aber Berichte über einengroßen Gegenangriff irakischer Verbände zurück. Es habe sichvermutlich um eine «Absetzbewegung in andere Stellungen» gehandelt.Bei Kämpfen nahe Nasirija sollen bis zu 30 US-Soldaten durchirrtümlichen Beschuss aus den eigenen Reihen zum Teil schwer verletztworden sein.
Die Kämpfe um Basra dauerten an. Ein britischer Militärsprechersagte, in der Stadt befänden sich reguläre und paramilitärischeEinheiten. Die besonders regimetreuen Fedajin Saddam schüchterten dieregulären Truppen ein und drängten sie zum Kampf.
Nach Angaben des irakischen Gesundheitsministers Omid MidhatMubarak wurden in den ersten acht Tagen des Krieges 350 irakischeZivilisten getötet und 4000 verletzt.
Hilfslieferungen in die von alliierten Truppen eingenommenesüdirakische Hafenstadt Umm Kasr verzögerten sich weiter, nachdemerneut Seeminen gefunden worden waren. Zum ersten Mal wurden nachbritischen Angaben dressierte Delfine von der US-Marine zurMinensuche eingesetzt.
Die USA und Großbritannien verteidigten den Krieg gegen den Irakim Weltsicherheitsrat. Die Militäraktion sei durch Resolutionen desRates ausreichend autorisiert, erklärten ihre UN-Botschafter zumAbschluss der ersten öffentlichen Debatte des Gremiums über den Irak-Krieg. Russland, Frankreich und China widersprachen dieserDarstellung. Zuvor hatte die Mehrheit der rund 80 beteiligten Staatenscharfe Kritik an der Militäraktion geübt.

