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Russische Invasion Krieg gegen die Ukraine: So ist die Lage

Während die ukrainische Gegenoffensive im Süden stockt, ist der Nordosten vermehrten Angriffen ausgesetzt. Nun müssen im Gebiet Charkiw mehr als Zehntausende ihre Häuser verlassen. Die News im Überblick.

Von dpa 10.08.2023, 05:16
Zwei ukrainische Soldaten in einer Panzerhaubitze an der Frontlinie bei Donezk.
Zwei ukrainische Soldaten in einer Panzerhaubitze an der Frontlinie bei Donezk. Libkos/AP/dpa

Kiew/Moskau - Angesichts heftiger Kämpfe bei der ostukrainischen Stadt Kupjansk im Gebiet Charkiw haben die ukrainischen Behörden die Evakuierung von 37 Ortschaften in der Region angeordnet.

Laut einer Liste, die die städtische Militärverwaltung veröffentlichte, handelt es sich neben kleineren Dörfern im nördlichen und südlichen Umland auch um Teile der am Ostufer des Flusses Oskil gelegenen Stadt. Mehr als 11.000 Menschen, darunter 600 Kinder, seien betroffen, schrieb der Leiter der regionalen Militärverwaltung, Oleh Synjehubow.

Die Ukraine hatte die Stadt Kupjansk im vergangenen Jahr im Zuge einer überraschenden Gegenoffensive im Gebiet Charkiw aus russischer Besatzung befreit. Die Stadt und das Umland wurden danach immer wieder und zuletzt verstärkt Ziel russischen Beschusses.

In der Nacht zum Donnerstag soll eine Fliegerbombe des Typs Fab-25 das Gebäude der Stadtverwaltung beschädigt haben, wie Synjehubow auf Telegram berichtete. Zudem sollen in derselben Nacht im nur wenige Kilometer entfernten Dorf Kindraschiwka zwei Zivilisten durch russischen Beschuss verletzt worden sein. Das Dorf steht nun ebenfalls auf der Liste der zu evakuierenden Ortschaften.

Das dort angegriffene Territorium ist außerhalb der vier von Russland völkerrechtswidrig annektierten Gebiete. Beobachtern zufolge könnten die Angriffe dort der Entlastung russischer Truppen im Süden und Südosten dienen, wo ukrainische Truppen seit zwei Monaten ihre Gegenoffensive konzentrieren. Moskau könnte demnach aber auch neue Eroberungen im Gebiet Charkiw anstreben, um diese als Verhandlungsmasse für den Fall einer diplomatischen Lösung des Krieges in der Hand zu haben.

Öldepot durch russischen Drohnenangriff zerstört

Auch fernab der Front im Westen der Ukraine wurden russische Angriffe gemeldet. Nach Angaben der örtlichen Behörden soll bei Dubno in der Region Riwne im Nordwesten des Landes in der Nacht ein Öldepot durch einen russischen Drohnenangriff zerstört worden sein.

Insgesamt habe Russland in der Nacht zehn Kamikaze-Drohen iranischer Bauart gegen das Nachbarland eingesetzt, teilte die ukrainische Luftwaffe mit. Sieben davon seien von der Luftverteidigung abgeschossen worden. Unabhängig lassen sich Angaben aus dem Kriegsgebiet oft nicht direkt überprüfen.

In seinem bereits seit mehr als 17 Monate andauernden Angriffskrieg bombardiert Russland die Ukraine immer wieder mit Marschflugkörpern, Raketen und Drohnen. Die Luftabwehr der Hauptstadt Kiew gilt mittlerweile dank internationaler Hilfe als gut ausgebaut. In anderen Städten und an der Front ist die Abwehr russischer Angriffe aus der Luft schwieriger.

Verletzte durch Beschuss bei Hilfsgüterausgabe in Cherson

Während der Verteilung humanitärer Hilfsgüter in der südlichen Region Cherson sind offiziellen Angaben zufolge mindestens sechs Menschen durch russischen Beschuss verletzt worden. Eines der Opfer im Dorf Biloserka habe schwere Verletzungen erlitten, teilte der Leiter der regionalen Militärverwaltung, Olexander Prokudin, auf Telegram mit. Die Menschen wurden demnach in ein Krankenhaus gebracht.

Prokudin zufolge beschoss Russland die Region Cherson im Verlauf der vergangenen 24 Stunden insgesamt 65 Mal. Dabei sollen alleine in der gleichnamigen Gebietshauptstadt 16 Geschosse eingeschlagen sein.

Polen: 10.000 Soldaten in Grenzregion zu Belarus

Polen plant die Stationierung von insgesamt 10.000 Soldaten in der Grenzregion zum Nachbarland Belarus. Etwa 4000 Soldaten würden den Grenzschutz unterstützen, weitere 6000 sollten die Reserve bilden, sagte Polens Verteidigungsminister Mariusz Blaszczak dem polnischen öffentlich-rechtlichen Rundfunk am Donnerstag. „Es geht uns darum, den Aggressor abzuschrecken, damit er nicht wagt, Polen anzugreifen.“

Polen ist ähnlich wie Litauen besorgt wegen der Aktivitäten russischer Wagner-Söldner in Belarus und einer steigenden Zahl von Migranten, die über das Nachbarland unerlaubt in die EU einreisen wollen. Das EU- und Nato-Mitglied Polen hat eine 418 Kilometer lange Grenze zu Belarus.

Estland wird Handfeuerwaffen an Ukraine liefern

Estland wird der Ukraine weitere Militärhilfe für den Kampf gegen Russland leisten. Die Regierung des baltischen EU- und Nato-Staates beschloss am Donnerstag, Handfeuerwaffen und Munition an Kiew zu übergeben. „Wir haben wieder einmal einen Weg für Estland gefunden, zu helfen“, sagte Verteidigungsminister Hanno Pevkur in Tallinn. „Die Ukraine muss gegen die anhaltende Aggression der Russischen Föderation unterstützt werden.“

Das an Russland grenzende Estland hat nach eigenen Angaben zufolge bislang Militärhilfe für die Ukraine im Wert von mehr als 400 Millionen Euro geleistet - oder umgerechnet mehr als ein Prozent des Bruttoinlandsprodukts. Der kleine Baltenstaat hat rund 1,2 Millionen Einwohner und zählt zu den wichtigsten Unterstützern der Ukraine.

Yandex-Mitbegründer: „Ich bin gegen den Krieg“

Der Mitbegründer des russischen Internetkonzerns Yandex, Arkadi Wolosch, hat sich gegen den russischen Angriffskrieg in der Ukraine ausgesprochen. „Ich bin kategorisch gegen die barbarische Invasion Russlands in der Ukraine, wo ich, wie viele andere auch, Verwandte habe“, sagte Wolosch gemäß einer Mitteilung vom Donnerstag, die dem unabhängigen Portal „Medusa“ vorlag.

Obwohl er seit 2014 nicht mehr in Russland lebe, trage er Verantwortung für die Handlungen seiner Heimat, erklärte der 59-Jährige, der als Yandex-Chef zurückgetreten war, nachdem er im Sommer 2022 auf die EU-Sanktionsliste gesetzt wurde. Es dürfe darüber gestritten werden, ob sein Anti-Kriegs-Statement zu spät komme, fügte Wolosch hinzu - nicht aber über dessen Inhalt: „Ich bin gegen den Krieg“, betonte er.