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Israel Israel: Präsident Mosche Katzav soll angeklagt werden

23.01.2007, 15:15

Tel Aviv/dpa. - Der israelische Präsident Mosche Katzav (61) soll wegen Vergewaltigung, sexueller Nötigung von Frauen sowie Korruptionim Amt vor Gericht gestellt werden. Das israelische Justizministerium teilte am Dienstag mit, Generalstabschef Menachem Masus habe eine entsprechende Empfehlung ausgesprochen. «Es gibt ausreichend Beweise für eine Anklageschrift gegen den Präsidenten», hieß es in derMitteilung des Justizministeriums. Über eine formale endgültigeAnklageerhebung solle allerdings erst nach einer letzten Anhörung vonKatzav entschieden werden. Nach israelischen Medienberichten könntedies erneut bis zu drei Monate dauern. Katzavs Anwalt David Libai sagte in Tel Aviv, der Präsident werdekämpfen, um seine Unschuld zu beweisen. Er sei zuversichtlich, dassman Masus mit Hilfe neuer Beweise überzeugen könnte, von seinerEntscheidung abzuweichen. Generalstaatsanwalt Menachem Masus folgte mit seiner Empfehlungfür eine Anklageerhebung Vorgaben der Polizei. Diese hatte sich sichMitte Oktober nach dreimonatigen Ermittlungen dafür ausgesprochen,Katzav vor Gericht zu stellen. Nach Medienberichten soll der Präsident nun wegen sexuellerVergehen gegen vier Frauen angeklagt werden, die während seinerAmtszeit als Präsident oder zuvor als Tourismusminister für ihngearbeitet hatten. Er soll sie in Missbrauch seiner Macht sexuellgefügig gemacht haben. Ursprünglich hatten sich zehn Frauen bei derPolizei über Katzav beschwert. Ein weiterer Anklagepunkt lautet,Katzav habe bei privaten Festen Dutzende von Silberkelchen verteilt,die auf Kosten des Präsidentenamts gekauft worden seien. Zudem soller Zeugen eingeschüchtert und die Ermittlungen behindert haben. Der Anwalt Katzavs stellte die Glaubwürdigkeit der Frauen, diesich über den Präsidenten beschwert hatten, am Dienstag in Frage. Siehätten sich erst Jahre nach den angeblichen Vorfällen gemeldet,nachdem sie vergeblich versucht hätten, wieder eine Anstellung beidem Präsidenten zu erhalten. «Was weiß denn die Öffentlichkeit vondiesen Frauen, wer sind sie überhaupt?» Der Präsident wolle sich andiesem Mittwoch vor der Presse über seine Zukunft äußern. Mehrere Parlamentsabgeordnete verschiedener Fraktionen fordertenumgehend einen sofortigen Rücktritt Katzavs. «Die Vorwürfe gegenKatzav sind besonders schwerwiegend», erklärte Scheli Chaimowitschvon der Arbeitspartei. Er könne auf keinen Fall im Amt bleiben.Notfalls müsse das Parlament ihn absetzen. Auch Frauen- undBürgerrechtsorganisationen forderten seinen Rücktritt. Im Oktoberhatte Katzav eine von Masus empfohlene Amtsniederlegung zunächstabgelehnt.