Gedenkort Gedenkort: Ehrenmal erinnert an tote Soldaten

Berlin/dpa. - Für den Frieden war der junge Mann nach Afghanistangegangen. Dann riss ein Selbstmordattentäter den Sohn von Klaus-Dieter Diebel und zwei weitere Bundeswehrsoldaten in den Tod. AmDienstag spricht der trauernde Vater gefasst und doch mit Nachdruckwährend des Festaktes zur Einweihung des neuen zentralen Ehrenmalsder Bundeswehr in Berlin. «Heute geht ein langgehegter Wunsch inErfüllung», sagt er und spricht damit für die vielen anderenHinterbliebenen, deren Angehörige im Bundeswehrdienst gestorben sind.
Das Ehrenmal hole die Namen der Toten in das «Gedächtnis derNation» zurück. Diebel gibt der Politik eine Bitte mit auf den Weg -zu bedenken, «dass jedes Menschenleben kostbar, zerbrechlich undeinmalig ist».
Rund 3100 Bundeswehrangehörige sind bislang im Dienst ums Lebengekommen. Ihre Namen werden in dem Ehrenmal mit Lichtstrahlen aufeinen Deckenbalken projiziert. Der Tag der Einweihung sei ein «Tagdes öffentlichen Verneigens vor denen, die ihr Leben zum Teil weitweg von zu Hause riskiert und verloren haben», sagt Diebel. Zugleichfordert er im Namen aller Hinterbliebenen klare Worte von derPolitik: «Wir ertragen sehr viel mehr Wahrheit und Offenheit alsPolitiker uns zutrauen.» Seine Rede wird kurz von lauten Rufen einesKriegsgegner gestört, der sofort überwältigt und weggetragen wird.
Das neue Ehrenmal wird nicht nur unter Kriegsgegnern kontroversdiskutiert. Jahrelang hatte die Politik über die neue Gedenkstättegestritten - vor allem über den Standort. Einige Politiker meinten,die Soldaten hätten sich einen Platz gewünscht, der weniger abgelegenals der Bendlerblock am Verteidigungsministerium ist - zum Beispielin der Nähe des Bundestages, zumal die Abgeordneten über dieBundeswehr-Einsätze im Ausland entscheiden. Jung verteidigte dengewählten Standort für das von ihm initiierte Ehrenmal jedoch mit derBegründung, der Bendlerblock stehe wie kein anderer Ort für dieBundeswehr. Dort waren nach dem gescheiterten Anschlag auf AdolfHitler am 20. Juli 1944 einige der Attentäter hingerichtet worden.
Das Denkmal nach den Plänen des Münchner Architekten Andreas Meckist eine zehn Meter hohe Stahlbeton-Konstruktion. Im Inneren gibt eseinen in schwarz gehaltenen Raum der Stille. Dort können vor einerGedenktafel Kränze und Blumen niedergelegt werden. Umhüllt wird dasGebäude von einem Bronzekleid, aus dem halbe Ovale ausgestanzt sind.Diese sind den Erkennungsmarken von Soldaten nachempfunden, die beideren Tod in der Mitte durchgebrochen werden. Unfälle, Übungen,Anschläge, Abstürze oder Selbsttötung: Das Ehrenmal unterscheidetnicht, auf welche Weise die Bundeswehrangehörigen ums Leben kamen.
Mit der neuen Gedenkstätte versucht das Verteidigungsministerium,die Bundeswehr mehr in das Bewusstsein der Bevölkerung zu rücken.Dies wünscht sich auch Bundespräsident Horst Köhler, der derdeutschen Bevölkerung bereits vor einiger Zeit ein «freundlichesDesinteresse» an der Bundeswehr attestierte.
Die Soldaten zweifelten manchmal daran, ob ihre Mitbürger in derHeimat die Bedeutung des Auftrages in Afghanistan und den Wert despersönlichen Einsatzes der Soldaten überhaupt kennen und anerkennen,sagt Köhler am Dienstag bei der Einweihung des Denkmals. Das Ehrenmalgebe darauf keine Antwort, meint das Staatsoberhaupt. «Die Antwortsollten wir alle geben, indem wir uns den Angehörigen der Bundeswehrund ihren Familien zuwenden.»