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Kommentar zu Russland-Ermittlungen Donald Trump und die Russland-Ermittlungen: US-Präsident in der Falle - Kommentar

Von Karl Doemens 15.06.2017, 09:08
Der Druck auf US-Präsident Donald Trump wächst in der Russland-Affäre.
Der Druck auf US-Präsident Donald Trump wächst in der Russland-Affäre. AFP

Washington - Das Mauscheln und Tricksen, das Werben und Drohen, die schmeichelnde Umarmung und die eiskalte Erpressung – das alles beherrscht Donald Trump als Immobilienmogul wie kaum ein zweiter. Er selbst hält sich für den Meister des Geschäftemachens und hat es damit immerhin bis ins Weiße Haus gebracht.

Doch seither reiht Trump einen taktischen Fehler an den nächsten. Mit dem Gehabe eines cholerischen Mafiapaten reitet sich der amerikanische Präsident immer näher an den Abgrund. Jetzt hat er es tatsächlich geschafft, im krampfhaften Bemühen, eine Untersuchung gegen sich zu verhindern, eben diese auszulösen.

Insistieren Trumps bei Comey fordert Untersuchung erst heraus

Vor wenigen Wochen noch hatte der damalige FBI-Chef James Comey dem Präsidenten versichert, dass in der Affäre um mögliche illegale Absprachen mit Russland nicht gegen ihn ermittelt wird. Doch das genügte Trump nicht. Er forderte eine Ergebenheitsadresse und die Einstellung der gesamten Untersuchung. Das war sein erster Fehler.

Als sich der FBI-Chef widersetzte, feuerte Trump ihn und machte den zweiten Fehler. Dann drohte er dem gedemütigten Spitzenbeamten auch noch mit der Veröffentlichung geheimer Gesprächsmitschnitte, die es offenbar gar nicht gibt – ein jämmerlicher dritter Fehler.

Mueller lässt sich nicht einschüchtern

Den vierten und schwersten Fehler machte Trump aber, als er glaubte, den inzwischen eingesetzten Sonderermittler Robert Mueller ähnlich einschüchtern zu können wie Comey. Ganze 24 Stunden ließ er das Gerücht im Raum stehen, er wolle Mueller herausschmeißen, bevor eine Sprecherin des Weißen Hauses dementierte.

Doch die Präsentation des Folterwerkzeugs wirkte bei dem ebenso unabhängigen wie abgebrühten Mueller kontraproduktiv: Kurz darauf leitete er die Ermittlungen wegen möglicher Justizbehinderung ein.

Trump kann Mueller nicht hinauswerfen

Trumps Lage ist durch eigenes Zutun nun also unvergleichlich schlechter als im Frühjahr: Wirft er Mueller heraus, liefert er den entscheidenden Beweis für seine Übergriffigkeit. Ein Amtsenthebungsverfahren wäre die Folge. Lässt er Mueller und sein Team von Watergate-gestählten Spitzen-Juristen aber gewähren, könnten demnächst ein paar unangenehme Dinge an die Öffentlichkeit kommen.

Der Pate sitzt in der Falle. Im Rechtsstaat USA gelten eben andere Regeln als in der Halbwelt der Casinos von Atlantic City. Das bekommt Donald Trump nun zu spüren, und als Demokrat darf man sich darüber ehrlich freuen.