Nahrungsmittel Nahrungsmittel: Deutlich steigende Fleischpreise erwartet
Berlin/MZ. - "Die Preise für Rinder, Schweine und Geflügel werden sich in den kommenden Monaten erheblich verteuern", warnen Rohstoffanalysten der Commerzbank in einer aktuellen Studie.
Hohe Nachfrage
Gründe sind die weltweit wachsende Nachfrage und rasant steigende Kosten bei der Fleischproduktion. Aber auch Finanzinvestoren auf der Suche nach Spekulationsgewinnen werden die Preise nach Einschätzung der Commerzbank in die Höhe treiben. Derzeit ist Fleisch im Vergleich mit anderen Lebensmitteln noch relativ günstig. So wurde Schweinefleisch nach Angaben der Zentrale Markt- und Preisberichtsstelle (ZMP) vergangenes Jahr um 3,8 Prozent teurer, Rindfleisch um gut drei Prozent und Geflügel um elf Prozent. Das ist zwar nicht wenig - aber immer noch deutlich weniger als die hohen zweistelligen Zuwachsraten bei vielen anderen Lebensmitteln.
Doch die relative Ruhe an der Preisfront dürfte auch beim Fleisch demnächst vorbei sein. Die Ökonomen der Commerzbank rechnen für 2009 mit Steigerungen der Erzeugerpreise von bis zu 20 Prozent für Rinder und Schweine. Sie sehen nach der "Agflation" bereits eine "Meatflation" heraufziehen. Das bedeutet: Die in den vergangenen Jahren weltweit steigenden Agrarpreise werden fortan von explodierenden Fleischpreisen begleitet. Die Gründe sind schnell ausgemacht. So stellen die Futtermittelkosten derzeit den größten Kostenfaktor für die Fleischproduktion dar. Bei der Fütterung werden vor allem Mais und Sojabohnen eingesetzt. Deren Preise haben sich seit 2006 mehr als verdreifacht. Verantwortlich hierfür ist auch die Produktion von Biokraftstoffen. "Die Viehzüchter und Fleischproduzenten werden sich dauerhaft an die höheren Futtermittelpreise gewöhnen müssen", sagt Barbara Lambrecht, Rohstoffexpertin bei der Commerzbank.
"Schweinezyklus"
Die Folge: Auf lange Sicht werden sich auch steigende Preise für die Verbraucher nicht vermeiden lassen. Bislang hatten die Konsumenten nur das Glück, dass ein Überangebot auf dem Weltmarkt die Fleischpreise drückte und die derzeit verkauften Viehbestände gemästet wurden, als die Futtermittel noch billiger waren.
Die Erklärung hierfür ist ein Phänomen, das Agrarwissenschaftler "Schweinezyklus" nennen. Damit werden periodische Schwankungen auf der Angebotsseite beschrieben. In Zeiten hoher Preise stocken viele Viehzüchter ihre Bestände auf, verkaufen können sie die Schlachttiere allerdings meist erst Jahre später. Dann drückt ein Überangebot auf die Erzeugerpreise. Bei Rindern vergehen von Zeugung bis Schlachtung etwa zwei bis drei Jahre, bei Schweinen knapp ein Jahr und bei Geflügel zwei bis drei Monate.