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Bürowarenkonzern Bürowarenkonzern: Herlitz vorerst gerettet

08.04.2002, 14:15

Berlin/dpa. - Das einstige Familienunternehmen mit insgesamt 3000Beschäftigten drücken Schulden von mehr als 300 Millionen Euro.

Das Bankentreffen am Herlitz-Stammsitz in Berlin fand aufEinladung von Leonhardt statt, den die Justiz vergangene Woche mitder vorübergehenden Führung der Geschäfte beauftragt hatte. DasKonsortium unter Führung der Deutschen Bank ist nicht nur der größteGläubiger, sondern hält seit vergangenem Jahr auch 70 Prozent derAnteile an Herlitz. Alle Gespräche zwischen den Banken sowie denbeiden Bundesländern Berlin und Brandenburg über neue Kredite undeine Landesbürgschaft hatten keinen Erfolg gebracht.

Der Insolvenz-Experte Leonhardt konnte nun aber von denGeldinstituten einen so genannten Massekredit für Herlitz erreichen.Damit sei die «kurzfristige Liquiditätssituation» sofort gesichert,sagte der Rechtsanwalt. Die Möglichkeiten einer Fortführung desUnternehmens sei von den Banken «positiv zur Kenntnisgenommen» worden. Auch die Produktion soll in vollem Umgangweiterlaufen. Der Betriebsratsvorsitzende Christian Petsch sprach von«der besten Nachricht seit langer Zeit». Die Belegschaft sei «sehrerleichtert», sagte Petsch der dpa.

Das Herlitz-Management hatte in den vergangenen Wochen immerwieder betont, dass das Kerngeschäft mit Papier- und Schreibwaren inFolge eines radikalen Sanierungskurses fast schon wieder in denschwarzen Zahlen sei. Im vergangenen Jahr machte der Konzern beieinem Umsatz von 438 Millionen Euro allerdings noch 50 MillionenVerlust. In die Krise war Herlitz durch fehlgeschlagene Auslands- undImmobiliengeschäfte geraten. Das Unternehmen zählt in Deutschlandderzeit noch 1900 Beschäftigte, im Ausland gibt es rund 1100Angestellte.

Für Dienstag ist im Berliner Stammsitz eine nicht-öffentlicheBetriebsversammlung geplant, zu der auch der BerlinerWirtschaftssenator Gregor Gysi (PDS) erwartet wird. In denvergangenen Tagen hatte es heftige Vorwürfe an die Adressen vonPolitik und Banken gegeben, weil der Insolvenzantrag nicht verhindertwerden konnte.