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Abwrackprämie Abwrackprämie: Vergoldete Wracks

Von JULIA KLABUHN 10.03.2009, 19:42

HALLE/MZ. - Und ergänzt: "Das war sensationell. So einen Ansturm auf Neuwagen habe ich noch nicht einmal kurz nach der Wende erlebt". Unerwartet viele Kunden hätten sich entschlossen, ihr mehr als neun Jahre altes Auto verschrotten zu lassen und mit staatlicher Förderung einen Neuwagen zu kaufen.

In vielen Autohäusern in Sachsen-Anhalt ist immer noch außergewöhnlich viel Betrieb. Vorführwagen werden vorgefahren, in Verkaufsgesprächen erkundigen sich die Kunden, wie und wo sie ihre alten Autos verschrotten können. Die Vertragshändler berichten einstimmig von einem regelrechten Boom in den Autohäusern seit Januar. Genauso einmütig sprechen sie aber auch von der momentan einsetzenden Verunsicherung der Kunden darüber, wie lange der Prämientopf noch reichen wird. Auch der Zentralverband Deutsches Kraftfahrzeuggewerbe (ZDK) sieht trotz Käuferboom noch keinen dauerhaften Aufschwung in der Branche. Nach Auslaufen der Abwrackprämie befürchtet der Verband einen Nachfrage-Knick.

"Die ersten Käufer waren die Spontanen. Die kamen zu uns und haben sofort einen Kaufvertrag unterschrieben", erzählt Stierwald. Von den Modellen mit einfacher Ausstattung sind nun keine mehr im Autohaus vorrätig. Die Kunden müssen bestellen. Und das heißt: Sie können die Umweltprämie noch nicht gleich beantragen. Zwar zieht Stierwald seinen Kunden die 2 500 Euro zunächst vom Kaufpreis ab. Ein zusätzlicher Vertrag stellt jedoch sicher, dass der Käufer diese doch noch zahlt, falls der Prämientopf inzwischen leer sein sollte. "Seit letzter Woche ist es viel ruhiger hier. Als hätten sich die Kunden abgesprochen", sagt Stierwald.

"Die Unsicherheit bei den Kunden ist spürbar. Die Leute fragen sich, ob sie die Umweltprämie noch bekommen", sagt der Obermeister der Kfz-Innung Halle-Saalekreis und Inhaber eines Opel-Autohauses, Horst Mundt. Er lobt deshalb die Entscheidung, dass ab dem 30. März ein zweistufiges Antragsverfahren für die Abwrackprämie eingeführt werden soll. Der Bonus kann dann bereits beantragt werden, wenn der Kaufvertrag über das neue Auto abgeschlossen ist. Damit sichert sich der Antragsteller die Abwrackprämie. Sobald das neue Auto zugelassen ist und das alte verschrottet, wird die Prämie ausgezahlt. Auch der Verband der Automobilindustrie (VDA) begrüßt diese Neuregelung. "Die Kunden haben jetzt mehr Planungssicherheit", sagt Eckehart Rotter, Sprecher des VDA. Die Kauflust könnte also wieder steigen.

"Wenigstens kann man dann sehen, wie der Stand ist", sagt Franz Jose, Filialleiter eines Renault-Autohauses in Halle. Zwar veröffentlicht das Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle regelmäßig die Zahl der eingegangenen Anträge, aber es gibt eine Dunkelziffer, weil bisher die erst bestellten Autos nicht eingerechnet sind. "Es gibt wüste Spekulationen in dieser Frage. Einige meinen, der Fördertopf sei theoretisch schon leer. Andere meinen, die Prämie werde nie ausgeschöpft werden", sagt Jose. Ihm wäre es aber lieber gewesen, wenn die Prämie zu einem Stichtag auslaufen würde.

Auch der Zentralverband Deutsches Kraftfahrzeuggewerbe (ZDK) wirbt in diesem Zusammenhang dafür, die Beschränkung des Prämienvolumens aufzuheben. Die Maßnahme solle statt dessen bis zum Ende des Jahres zeitlich begrenzt werden, forderte der Verbandspräsident Robert Rademacher am Dienstag in München. Unabhängig davon, wann die Prämienregelung ausläuft, befürchtet der ZDK für die Zeit danach eine Nachfragelücke. Diese Sorge teilen auch die hiesigen Kfz-Betriebe. "Es ist abzusehen, dass es nach der Abwrackprämie ein Loch geben wird", sagt Mundt. Händler von hochklassigen Fahrzeugen spürten schließlich schon länger einen Einbruch der Nachfrage.

Noch aber läuft das Geschäft mit den Kleinwagen. Auch im Autohaus Stierwald hat sich inzwischen wieder ein Kunde eingefunden. Er habe sein Auto unfreiwillig verschrottet, erzählt Sebastian Grunitz. "Ich habe es leider an die Wand gesetzt", sagt der 21-Jährige. Da seine geliebte Karre älter als neun Jahre alt war, will Grunitz nun mit Hilfe der Umweltprämie einen neuen Wagen anschaffen. "Hoffentlich ist der Abwrack-Topf noch nicht leer. Sonst könnte ich keinen Neuwagen kaufen", sagt er und startet zu einer Probefahrt.