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Abschluss der Automesse Abschluss der Automesse: Hannes Knüpfer und der Silberstreif von Leipzig

Von Hans-Ulrich Köhler 25.04.2004, 18:12

Ob Hannes Knüpfer aus Dessau als Rekordhalter in die Geschichte der Leipziger Automesse eingeht, ist nicht nachprüfbar. Sicher ist nur, dass er an seinem Besuchstag Schlag neun in den Messehallen war - um sie kurz vor 18 Uhr wieder zu verlassen. Ganz sicher aber ist, dass Rekord-Mann Knüpfer seinen Anteil hat am guten Ergebnis der diesjährigen Messe. 266000 Menschen ließen sich insgesamt vom Auto faszinieren, ein Spitzenergebnis in der Messegeschichte.

Dieses Interesse hat die Branche dringend nötig. Denn seit 1999 werden in Deutschland Jahr für Jahr weniger Autos verkauft. Das Vertrauen potenzieller Autokäufer in die Reformpolitik ist angeschlagen. Viel zu viel Geld liegt auf der hohen Kante - man weiß ja nie -, viel zu wenig wird ausgegeben.

Nun kam zum Messestart vor einer Woche die Nachricht, dass es im März bei den Zulassungszahlen erstmals wieder leicht bergan ging. Dieser Silberstreif am Horizont taucht für den deutschen Automobilbau just in dem Moment auf, da Europa am kommenden Wochenende größer wird. Das birgt Chancen und Risiken zugleich. Dabei steht nicht zuvorderst die Qualität der hiesigen Produkte auf dem Prüfstand, sondern vielmehr der Aufwand, mit dem diese Spitzenqualität hier hergestellt wird.

Deutsche Autos sind nicht nur die teuersten der Welt, sie werden eben auch zu teuer hergestellt. Mit der EU-Erweiterung konkurrieren Wolfsburg und Rüsselsheim direkter mit den neuen Märkten. Dort wird billiger produziert. Aber dort warten auch neue Chancen für neue Gewinne. Wie man den nun veränderten Wettbewerbsbedingungen begegnen muss, ist der Branche im Prinzip klar: mehr Flexibilität in der Fertigung, niedrigerere Kosten auf allen Positionen, intelligentere Arbeitszeitmodelle. Politik (Rahmenbedingungen) und Tarifpartner (Kompromissbereitschaft) sind gleichermaßen gefordert.

Nur mit einem Punkt hat die Branche keine echten Probleme: neue, innovative Autos am laufenden Band zu liefern. Das fand auch Hannes Knüpfer bei seiner Marathonvisite in Leipzig. Dort war jenseits von Millionen und Prozenten der Trend klar zu sehen.

Autos werden in Zukunft noch vielseitiger nutzbar sein. Sie werden im Schnitt immer größer. Stärker werden sie in der Regel nicht, sparsamer schon eher. Und sie werden - Geschmack hin, Geschmack her - schöner, heißt, die Marken wollen über Form und Material stärker denn je das Gefühl der Käufer ansprechen, um an ihr Geld zu kommen. So wird es künftig noch mehr Gesichter in der automobilen Menge geben.

Nur eines - das zeigt Leipzig leider auch - werden die Autos nicht: billiger. Darüber ärgert sich Hannes Knüpfer und der Rest der Käuferwelt. Knüpfers Liebe zum Auto wird ihn nun dennoch zum Händler treiben. Er hat an den Messeständen genug geträumt. Nach Leipzig - den Silberstreif am Zulassungshimmel vor Augen - träumen nun Autohersteller und Autoverkäufer heftig wie nie zuvor von den Knüpfers der Nation.