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100 Jahre «Persil» 100 Jahre «Persil»: Ein deutsches Waschpulver wird Weltbestseller

Von Frank Christiansen 10.05.2007, 06:21
Eine historische Packung des Waschpulvers «Persil» hält in Düsseldorf eine junge Frau vor ein aktuelles Packet. (Foto: dpa)
Eine historische Packung des Waschpulvers «Persil» hält in Düsseldorf eine junge Frau vor ein aktuelles Packet. (Foto: dpa) dpa

Düsseldorf/dpa. - Eine Zeitungsannonce, erschienen am 6. Juni 1907 inDüsseldorf, versprach Erlösung von der Schinderei. Nicht weniger alsdas «erste selbsttätige Waschmittel» der Welt wurde da angekündigt -chlorfrei. Das Kochen der Wäsche für eine halbe Stunde sollte künftigreichen. Eine Revolution. In diesem Jahr feiert der Henkel-Konzerndas 100. Jubiläum seines Saubermachers.

Dessen Name steht seit vielen Jahren sogar im Duden: Wer bei derEntnazifizierung nach dem Zweiten Weltkrieg mit weißer Weste dastehenwollte, ließ sich einen «Persilschein» ausstellen - so taufte derVolksmund spöttisch die entlastenden Bescheinigungen.

Aus den Hauptbestandteilen Perborat und Silikat schuf derhessische Lehrersohn Fritz Henkel nicht nur das Pulver, sondern ausden ersten Silben auch den Namen «Persil», der noch vor dem ErstenWeltkrieg zu einer Weltmarke wurde. Das kleine grüne 250-Gramm-Paketfür 35 Pfennig war mehr als doppelt so teuer wie die herkömmlichenWaschmittel und dennoch bald in jedem Ladenregal zu finden. «Pauline,laß das Reiben sein», frohlockte die Reklame.

Schon 1908 produzierte Henkel 4700 Tonnen Persil, zwei Jahrespäter mehr als doppelt so viel und im Kriegsjahr 1915 bereits 32 446Tonnen. Im ersten Weltkrieg war jedoch erst einmal Schluss: 1916 gabes nur noch ein «Kriegs-Persil» ohne Seifenzusatz. 1918 wurde dieProduktion eingestellt. Zwei Jahre später kam Persil wieder auf denMarkt - in «Friedensqualität». Drei Jahre später gab es einen Rekordzu vermelden, und zwar das teuerste Persil. Am 26. November 1923, demHöhepunkt der Inflation, kosteten 500 Gramm des Waschmittels 1,25Billionen Mark.

Um den enormen Fettbedarf für die Waschmittel-Herstellung zusichern, unterhielt Henkel in den 30er Jahren eine eigeneWalfangflotte. Der Zweite Weltkrieg brachte die Produktion abererneut zum Erliegen, das Hitler-Regime verordnete Einheits-Waschmittel. Das Wiedererscheinen von «Persil» 1950 nach elf Jahrenwurde als Rückkehr in die Normalität gefeiert. Persil-Plakate an denWänden, Fähnchen an den Straßenbahnen und Spruchbänder verkündeten:«Aus Düsseldorf kommt wieder Persil.»

Mit großem Werbeaufwand wurde die Marke von Anfang an gepflegt.Der erste Werbespot im Fernsehen flimmerte 1956 über die noch wenigenMattscheiben. Mit dem Wirtschaftswunder verdiente auch Henkel mitPersil viel Geld.

Der verschärften Konkurrenz begegnete der «Persil-Mann» in den80er Jahren im Fernsehen ganz konservativ: «Persil - da weiß man, wasman hat.» Der bieder wirkende Slogan war in Wirklichkeit frech, dennRezeptur und Form (Perlen, Gel) des Waschmittels wurden ständigverändert, um es zu verbessern oder neuen Kunstfasern undWaschmaschinen anzupassen - und auch dem wachsendenUmweltbewusstsein: Seit 1986 ist Persil phosphatfrei.

Den No-Name-Produkten der Discounter hat Henkel bislang trotzenkönnen und seine Marktführerschaft in Deutschland mit einem DrittelUmsatzanteil zäh verteidigt. 1,3 Milliarden Maschinenladungen Wäschewerden im Jahr in Deutschland mit Persil gewaschen. Im Henkel-Konzernist das Flaggschiff heute neben Klebstoffen und Kosmetik eine vondrei tragenden Säulen. Mehr als 50 000 Mitarbeiter erwirtschaftetenim vergangenen Jahr 12,7 Milliarden Euro Umsatz.