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WM 2010 WM 2010: Chance für Südafrika - Risiko für die FIFA

Von Oliver Hartmann 16.05.2004, 14:36

Zürich/dpa. - Südafrika ist zwar der verdiente Gewinner, doch dieWahl des Gastgebers für die Fußball-Weltmeisterschaft 2010 ist einSieg für das ganze Afrika. Endlich dürfen die Fußballer aus demschwarzen Kontinent nicht nur mitspielen, was sie zuletzt immererfolgreicher getan haben. Endlich kommt das größte Sport-Ereignis zuihnen. Dieser Schritt war überfällig. Zum Glück für Deutschlandhatten die meisten Exekutivmitglieder des Weltverbandes FIFA vor vierJahren bei der Vergabe der WM 2006 noch nicht den Mut zum Risiko, densie jetzt an den Tag legten.

Es spricht dabei für die FIFA-Funktionäre, dass sie am Samstagnicht der millionenschweren Bürgschaft aus dem marokkanischenKönigshaus erlagen, mit der die ansonsten dröge und halbherzigeBewerbung des nordafrikanischen Konkurrenten aufgepeppt werdensollte. Das wäre das falsche Signal gewesen.

Die Entscheidung pro Südafrika, das sich mit viel Herzblut undihrem Idol Nelson Mandela präsentierte, aber ohne finanzielleGarantien dastand, wählte die FIFA die riskantere und zugleichreizvollere Variante. Allerdings nahm sich der Weltverband damit auchselbst in die Pflicht. Schließlich muss gewährleistet sein, dass inSüdafrika der Hochglanz-Präsentation kein Organisations-Chaos folgt.Es muss dafür gesorgt werden, dass die Südafrikaner von ihrenabenteuerlichen Plänen abrücken, zwei Drittel aller Tickets fürdreistellige Dollar-Beträge verkaufen zu wollen. Und es muss einzuverlässiges Sicherheitskonzept entwickelt werden.

Dies alles zu realisieren, ist eine große Herausforderung, undZweifel am Gelingen sind durchaus angebracht. Die Menschen am Kapleiden noch immer unter den Folgen der Apartheid, unter derArbeitslosigkeit, unter der großen Armut, unter der extrem hohenKriminalitätsrate und unter der AIDS-Epidemie. Die FIFA wird wohlnicht umhin kommen, sich so aktiv wie nie zuvor in die Organisationeiner WM einzuschalten.

Wie es funktionieren kann, zeigt derzeit die Europäische Fußball-Union. Da die UEFA große Bedenken hatte, dass Portugal die jetztbevorstehende Europameisterschaft alleine auf die Beine stellenwürde, gründete der Dachverband ein «Joint-Venture» mit demportugiesischen Verband - und übernahm damit selbst die Federführung.