Wirtschaftsentwicklung Wirtschaftsentwicklung: Babcock ist auf Suche nach Fachleuten
Bitterfeld/MZ. - Dem akuten Facharbeitermangel will das Unternehmen Babcock Industrierohrleitungsbau Bitterfeld GmbH mit eigener Ausbildung entgegenwirken. Zwei Azubis haben gestern ihren Lehrvertrag unterschrieben. Damit werden bei Babcock Bitterfeld insgesamt elf Jugendliche zu Anlagenmechanikern ausgebildet. Wie nötig dieser Schritt ist, belegt die Tatsache, dass derzeit zehn bis 15 Facharbeiter fehlen. "Das entspricht acht Prozent der Belegschaft", sagte Geschäftsführer Lutz Zschoch. "Wir sind sehr disponibel mit unserem Personal. Aber wenn wir langfristig diese Lücke nicht schließen können, könnte Auftragsrückgabe durchaus ein Thema werden."
Um dem Trend, der sich auch bei anderen Firmen abzeichnet, entgegenzuwirken, beteiligt sich Babcock an der Unternehmerinitiative "Sicherung bedarfsgerechten Fachpersonals", die das sachsen-anhaltische Arbeitsministerium, Arbeitsamt und Bildungsträger ins Leben gerufen haben. Mit Hilfe eines Netzwerks sollen Qualifizierungskonzepte so gestaltet werden, dass flexibel auf Veränderungen des Marktes und der Technik reagiert werden kann. "Eine Arbeitslosenquote im Land von 20 Prozent ist ein Indiz dafür, dass viele Arbeitsuchende die Qualifizierungs- und Motivationsanforderungen der Unternehmen nicht erfüllen", so der Geschäftsführer.
Das habe Babcock selbst unlängst erlebt. Eine in Sachsen und Sachsen-Anhalt groß geschaltete Annonce zur Einstellung von 15 Schweißern und Vorrichtern auf den Montage-Baustellen des Unternehmens habe einen mageren Erfolg gebracht. Ebenso der Weg über die Internetseite der Arbeitsämter. Von lediglich 20 Bewerbern konnte letztlich einer übernommen werden. Ein Teil des Babcock-Facharbeiter-Nachwuchses soll nun aus den eigenen Reihen kommen. Die Ausbildung, die in Kooperation mit dem benachbarten Unternehmen Borsig Inkra erfolgt, sei "solide, sehr kompetent und praxisbezogen", wie Zschoch erklärte.
Die Azubis im dritten Lehrjahr beispielsweise erfüllten bereits die Jungfacharbeiternorm. Über 80 Jahre ist das Rohrleitungsbau-Unternehmen, jetzt eine 100-prozentige Tochter des Babcock Industrieanlagenbau Leverkusen, in der Region Bitterfeld ansässig. 220 Mitarbeiter sind derzeit in der Bitterfelder Firma, die einen durchschnittlichen Jahresumsatz von 46 Millionen Mark verzeichnet, beschäftigt. Produktionsschwerpunkte sind neben dem Chemieanlagenbau der Industrieanlagenbau, der Bau von Systemen zur Energieversorgung und der Geräteservice. Babcock Bitterfeld hat zurzeit Montage-Baustellen in Deutschland, Spanien, Dänemark, Frankreich, Holland. Zu den "großen Brocken" in diesem Jahr zählen die Montage von Chemieanlagen in Karlsruhe, Hamburg, Köln.