Wintersport Wintersport: Skifahren in Steamboat Springs

Steamboat Springs/dpa. - Jeder kann Olympiasieger werden, meint Billy Kidd. «Ihr müsst nur die Stöcke ordentlich platzieren, dann klappt das schon mit der Medaille», sagt der Ex-Rennläufer, der auf der Piste Cowboyhut trägt. Das ist typisch für Steamboat Springs.
Schneekristalle glitzern auf den Hängen des Skiorts im US-Bundesstaat Colorado. Angeblich sind sie hier feiner als anderswo. Steamboat Springs liegt vier Stunden nordwestlich von Denver. Weil der Schnee im Halbwüsten-Mikroklima besonders leicht und trocken ist, stieben die Flocken wie Sektperlen in die Höhe. Das glaubte jedenfalls der Rancher John McElroy und erfand in den fünfziger Jahren den Marketingslogan vom «Champagne Powder» - oft zitiert, aber eigentlich geschütztes Markenzeichen für Steamboats Pulverschnee.
Mit zwölf Quadratkilometern Fläche ist das rustikale Rocky Mountain Resort eines der größten Skigebiete Nordamerikas. Schroffe Flanken wie in den europäischen Alpen sieht man hier nicht. Darum erscheint das Terrain auf den ersten Blick einfach. Doch nur 13 Prozent gelten tatsächlich als leicht. «High Noon» heißen die Abfahrten, «Tomahawk» und «Rough Rider». Letztere versuchen hier jedes Jahr am 18. Januar Buckelpisten statt Mustangs zu bezwingen: Dann startet das «Cowboy Downhill»-Rennen der Rodeo-Reiter.
Im Gegensatz zu Aspen oder Vail begann Steamboat nicht als Goldgräbernest, sondern als Rancherstadt. Trapper, die den Yampa River hinunterpaddelten, vermuteten ein schnaufendes Dampfschiff hinter der nächsten Kehre - daher kommt der ungewöhnliche Name. Doch das Geräusch stammte nicht von einem Dampfer, sondern von einem fauchenden Geysir. Rings um das knapp 10 000 Einwohner zählende Städtchen sprudeln mehr als 150 Thermalquellen.
Noch vor 100 Jahren stampften Büffel durch das Yampa Valley. Heute stapfen Rinder durch den Schnee. Da sind waschechte Cowboys wie Ray Heid nicht weit. Über dem Ski-Overall trägt er einen wadenlangen Wapiti-Hirschledermantel mit Biberpelzkragen: Après-Schick à la Steamboat Springs. Bei achteinhalb Metern Schnee im Jahr haben seine Vorfahren Skier als Transportmittel benutzt, erzählt Ray.
Dann habe sich 1914 dieser «verrückte» norwegische Skispringer Carl Howelsen hier niederlassen, eine Schanze gebaut, den «Winter Sports Club» gegründet und alle mit dem Ski-Fieber infiziert. Wer mit dem Rinderhüten fertig war, schnallte sich die Bretter zum Vergnügen an. So brachte «Little Cow Town» mehr Winter-Olympia-Athleten hervor, als jeder andere Ort in den USA. 54 sind es bis jetzt. Ray Heid zum Beispiel gehörte 1960 zum Skisprungteam.
Billy Kidd wird dabei nicht einmal mitgezählt, weil er erst nach seinem Medaillensieg hierher zog. Die Skistars teilen ihren Olymp gern mit Besuchern. Freestyle-Promi Nelson Carmichael gibt immer sonntags Gratis-Tipps. Billy übt jeden Mittag mit potenziellen Olympioniken den richtigen Stockeinsatz - und wie man bei rasanter Schussfahrt den Cowboyhut nicht verliert: Auf den richtigen Winkel der Krempe zum Fahrtwind kommt es an.
Informationen: Colorado Tourism Office, Neumarkt 33, 50667 Köln (Tel.: 0221/233 64 07, Fax: 0221/233 64 50).