Wie im Paradies Wie im Paradies: Entspanntes Leben auf Likoma Island
Likoma/dpa. - Es ist Vormittag, aber schon so heiß, dass Spaziergänger sich die Fußsohlen auf dem Sandverbrennen würden. Ein lauer Wind streicht über das Wasser, in einem Baum werkeln Webervögel an ihren Nestern. Wer hätte gedacht, dass sich ein solches kleines Paradies im südöstlichen Afrika versteckt?
«Hat jemand Lust auf eine Runde Bawe?», fragt Ben und hält ein afrikanisches Brettspiel hoch. Der Südafrikaner ist erst 25, hat aber schon jetzt beschlossen, für eine Weile auszusteigen. Seinen Job hat er an den Nagel gehängt, um mit seinem Freund Pete auf dem Landweg von Kapstadt nach Kairo zu reisen. Die Tour war bislang hart. Auf Likoma ist deshalb nun Entspannung angesagt: Schnorcheln und abends mit den anderen hier Gestrandeten Bier und Gin-Tonic trinken.
Das Leben auf Likoma ist erschwinglich. Am Strand bekommen Gäste für umgerechnet 2,10 bis 3,50 Euro pro Nacht eine sehr einfache, aber saubere Strandhütte mit einem Bett samt Moskitonetz. Die Toiletten sind draußen, Strom gibt es nur ein paar Stunden pro Tag.
Für Individualreisende ist Malawi das «Warme Herz von Afrika» und längst mehr als ein Geheimtipp. Besonders der 560 Kilometer lange Malawisee mit seinen Stränden im Süden und Steilküsten im Norden lockt Touristen an. Mit einer Tiefe von mehr als 700 Metern bildet er den Südausläufer des ostafrikanischen Grabenbruchs. Mancherorts wirkt er fast wie ein Ozean, so weit weg scheint das andere Ufer. Auf Likoma hat sich eine bunte Truppe eingefunden. Dazu gehört auch Shay, der sich zu Ben in die Strandbar begeben hat und sich noch mal die Spielregeln von Bawe erklären lässt. Der 32-Jährige aus Tel Aviv erfüllt sich mit Ehefrau Lihi gerade einen Lebenstraum: Sie haben sich einen Geländewagen gekauft, um das südliche Afrika zu bereisen. Eingeplant haben sie ein halbes Jahr und ihre Ersparnisse.
Mittlerweile ist es Nachmittag. Kleine Wolken ziehen über den Himmel, leichte Wellen plätschern an den Sandstrand. Zwei Schwedinnen und ein deutscher Medizinstudent beschließen zu schnorcheln. Der Malawisee ist für seine Fischvielfalt bekannt - hier tummeln sich mehr als 1500 farbenprächtige Arten, darunter viele Buntbarsche.
Da gerade alle Schnorchel benutzt werden, beschließt Trevor, seine Wäsche zu waschen. Der 32-jährige Kanadier ist schon «in Rente». Nach dem Studium hatte er einen Job in der IT-Branche. «Ich habe sehr viel Geld verdient», sagt er, während er Kleidungsstücke im See auswäscht. So konnte er früh Geld zur Seite legen - vielleicht genug um nie wieder arbeiten zu müssen. Seine Zeit in Malawi will Trevor aber auch sinnvoll nutzen. Zwei Monate wird er als Freiwilliger in einem Krankenhaus helfen, um ein Computernetzwerk aufzubauen. Nach dem Abendessen gibt es noch zwei Stunden Zeit für Drinks und Musik vom iPod. Um 22.00 Uhr wird der Strom abgedreht, auf der Insel gibt es nur einen Generator. Nun ist es Zeit, sich wieder an den Strand zu begeben und den Mond zu betrachten. Fledermäuse jagen Insekten, das Wasser des Sees glänzt im Mondlicht wie Quecksilber. Für Ben, Trevor, Shay und die anderen Gäste endet ein perfekter Tag. Der Rest des Lebens beginnt für sie morgen.