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Mehr Jobs trotz Krise Warum Corona nicht zu erhöhter Arbeitslosigkeit führt

07.04.2021, 16:21
ARCHIV - 10.07.2019, Kiel: ILLUSTRATION - Zwei Personen stehen vor dem Logo der Agentur für Arbeit. Mehr als zwei Drittel der Arbeitslosenempfänger in Sachsen haben im vergangenen Jahr weniger als 1000 Euro pro Monat bekommen. (zu dpa «68 Prozent der Arbeitslosengeld-Empfänger haben weniger als 1000 Euro») Foto: Carsten Rehder/dpa +++ dpa-Bildfunk +++
ARCHIV - 10.07.2019, Kiel: ILLUSTRATION - Zwei Personen stehen vor dem Logo der Agentur für Arbeit. Mehr als zwei Drittel der Arbeitslosenempfänger in Sachsen haben im vergangenen Jahr weniger als 1000 Euro pro Monat bekommen. (zu dpa «68 Prozent der Arbeitslosengeld-Empfänger haben weniger als 1000 Euro») Foto: Carsten Rehder/dpa +++ dpa-Bildfunk +++ dpa

Halle (Saale)

Die Corona-Krise trifft viele Unternehmen hart. Dennoch gehen Arbeitsmarktforscher davon aus, dass die Arbeitslosigkeit in Sachsen-Anhalt in diesem Jahr stärker sinken wird als im Bundesschnitt. Zudem sollen tausende neue Jobs entstehen.

Das Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) prognostiziert für das laufende Jahr 72.100?Arbeitslose im Land. Das entspricht einem Rückgang der Arbeitslosigkeit um 16,3?Prozent im Vergleich zum Jahresdurchschnitt 2020.  Deutschlandweit erwarten die Experten dagegen nur vier Prozent weniger Arbeitslose. Die Arbeitslosenquote in Sachsen-Anhalt würde demnach um 1,3 Prozentpunkte auf sieben Prozent sinken.

Arbeitsmarkt in Sachsen-Anhalt zeigt sich stabil

„Der Arbeitsmarkt zeigt sich bisher robust und stürzte nicht ins Bodenlose“, sagt Markus Behrens, Geschäftsführer der Landesarbeitsagentur. Denn anders als etwa der Einzelhandel, das Gastgewerbe und viele Dienstleister komme die Industrie, die Bauwirtschaft, das Handwerk, aber auch der Online-Handel vergleichsweise gut durch die Krise. Zudem habe sich die Kurzarbeit als stabilisierender Faktor erwiesen.

„Hier zeigt sich ein Vorteil unserer kleinteiligen mittelständischen Wirtschaftsstruktur“, kommentiert Sachsen-Anhalts Ministerpräsident Reiner Haseloff (CDU) die Prognosen.  Er verbucht sie auch als ein  „Ergebnis unserer Arbeitsmarkt- und Wirtschaftspolitik“. Der „Corona-Effekt“, also die Zahl der Arbeitslosen, die aufgrund der Pandemie-Folgen in den vergangenen zwölf Monaten ihre Arbeit im Land verloren haben und nicht vermittelt werden konnten, liegt derzeit bei etwa 13.000. 

Mehr Rentner in Sachsen-Anhalt: Positiver Effekt für Arbeitsmarkt

Doch weniger Stellenstreichungen in Firmen erklären nur zum Teil die bessere Entwicklung in Sachsen-Anhalt. Darauf weist auch Behrens hin: „Dazu kommt ein starker Kompensationseffekt durch die demografische Entwicklung in den ostdeutschen Flächenländern, der bereits seit einigen Jahren zu einem starken Rückgang der Arbeitslosigkeit geführt hat.“

Konkret heißt das: Es scheiden mehr ältere Arbeitnehmer aus dem Erwerbsleben aus als jüngere auf den Arbeitsmarkt kommen. Dadurch entspannt sich die Lage, Erwerbslose finden leichter einen Job.

Die demografische Entwicklung wird auch deutlich, wenn man sich die Dynamik am Arbeitsmarkt anschaut, also wie viele Stellen neu geschaffen werden. In dieser Prognose liegt Sachsen-Anhalt hinter dem deutschen Schnitt. Im Jahr 2021 rechnen die Forscher des IAB mit durchschnittlich 799.900 sozialversicherungspflichtigen Jobs in Sachsen-Anhalt.

In Sachsen-Anhalt entstehen mehr Jobs

Die Industrie- und Handelskammer Halle-Dessau (IHK) verweist darauf, dass viele Betriebe keine geeigneten Fachkräfte finden.   Es dauert laut Arbeitsagentur inzwischen im Schnitt mehr als 100 Tage, bis Firmen eine ausgeschriebene Stelle neu besetzen können. In einigen Handwerksberufen sind es sogar deutlich mehr als 200 Tage.

Trotz des anhaltenden Lockdowns in einigen Branchen erholt sich die ostdeutsche Wirtschaft derzeit, wie der Geschäftsklimaindex des Ifo-Instituts in Dresden zeigt. Insgesamt lag der Wert im März bei 4,8 Prozent, im Januar waren es noch minus 8,4 Prozent. „Vor allem Industriefirmen blicken positiv in die Zukunft“, sagt Ifo-Wirtschaftsforscher Joachim Ragnitz.  (mz/Steffen Höhne)