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Wandern unter Tage - Unterirdisches Bergerlebnis im Allgäu

Von Birgit Klimke 07.09.2007, 09:49

Burgberg/dpa. - Mit dem Allgäu verbindet Martin Metzger wie viele Feriengäste alles, was mit Bergen zu tun hat. «Dass ich mir einen der Berge einmal von innen ansehen würde, hätte ich allerdings nicht gedacht.»

Rundum begeistert ist Metzger, als er mit seinem elfjährigen Sohn Jonathan aus dem 70 Meter langen Stollen am Grünten kommt. Das unterirdische Bergerlebnis war für die beiden der Höhepunkt der zweistündigen Führung durch die Erzgruben-Erlebniswelt bei Burgberg in Bayern.

«Nach der Führung werdet ihr mit anderen Augen durch das Allgäu wandern», verspricht Grubenführerin Gabriele Hajek den Besuchern, die sich im etwa 1000 Meter hoch gelegenen Museumsdorf versammelt haben. Dort wird in drei Hütten anhand von Schautafeln und Originalfunden die Geschichte des Bergbaus am Grünten dargestellt. Eine vierte Hütte, in der die Besucher dem Schmied bei seiner Arbeit mit glühendem Eisen über die Schulter schauen können, entsteht derzeit und soll demnächst eröffnet werden. Um das einzige Schau-Bergwerk der Region abzurunden, will der Verein «Historischer Bergbau Allgäu» neben der Schmiedehütte noch einen historischen Kohlemeiler errichten.

Mit Wanderschuhen und Rucksäcken ausgerüstet, macht sich Gabriele Hajek mit einer Besuchergruppe auf den Weg. Zwischen dem Museumsdorf und den beiden Gruben, die für Besucher erschlossen wurden, liegen einige Höhenmeter. Unterwegs erzählt die Grubenführerin viele interessante Details über die Geologie der Allgäuer Alpen und die Arbeit der Knappen. «Die jüngsten unter ihnen waren erst zwölf Jahre alt», erzählt sie den Besuchern. Insgesamt soll es am Grünten 17 Gruben geben, in denen von 1470 bis 1859 Eisenerz abgebaut wurde. Dass es ein mühsames Handwerk unter schwersten Bedingungen war, wird den Besuchern klar, als sie eine dieser Gruben betreten. «Das sind ja Kühlschranktemperaturen», wundert sich Jonathan Metzger, als er durch den tiefen Zugangsstollen läuft. Darin herrschen Temperaturen um acht Grad, während draußen die Sonne scheint.

Im Grubenschacht, drei Meter breit und etwa 100 Meter tief, ist noch jede Menge Eisenerz zu sehen. Es ist an der rostroten Farbe deutlich zu erkennen. «Angeblich lagern am Grünten noch 50 000 Tonnen davon», informiert Hajek die erstaunten Besucher. Dass dieses Erz eines Tages wertlos wurde, lag an seiner schlechten Qualität durch hohen Schwefel- und Phosphoranteil, sagt die Fachfrau. «Als 1853 die Eisenbahn ins Allgäu kam, brachte sie besseres Erz. Dadurch kam der Bergbau am Grünten zum Erliegen.» Wie bedeutend dieses Handwerk für die Region aber bis Mitte des 19. Jahrhunderts war, beweist das Wappen der Stadt Sonthofen. Es zeigt zwei gekreuzte Hämmer als Symbol für die Verarbeitung des am Grünten gewonnenen Eisenerzes.

Gabriele Hajek legt bei ihrer Führung großen Wert darauf, alles kindgerecht zu erklären. Denn in erster Linie sind es Familien, die sich die Erzgruben-Erlebniswelt als Ausflugsziel ausgesucht haben. An guten Tagen, so sagt Hajek, kommen bis zu 500 Besucher ins Museumsdorf. Auch Martin Metzger aus dem Schwarzwald will noch einmal kommen, um sich die Schmiedehütte und den Kohlemeiler anzusehen. «Es ist eine tolle Abwechslung zum üblichen Wanderprogramm im Allgäu. Noch dazu lernt man etwas über die Geschichte der Region.»

Infos zum Wandern unter Tage: www.erzgruben.de