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Wandern Wandern: Auf den Spuren der Heiligen Elisabeth

Von Thomas Heinze und Christian Wiesel 12.06.2007, 08:49
Budapest ist nach 2643 Kilometern der Zielpunkt für die Wanderer, die sich in Eisenach auf den Weg gemacht haben. (Foto: dpa)
Budapest ist nach 2643 Kilometern der Zielpunkt für die Wanderer, die sich in Eisenach auf den Weg gemacht haben. (Foto: dpa) Ungarisches Tourismusamt

Eisenach/Budapest/dpa. - Nach der Wende war der 1983 unter dem Namen «InternationalerBergwanderweg der Freundschaft Eisenach-Budapest» ins Leben gerufeneFernwanderweg fast schon in Vergessenheit geraten. Mittlerweileerfreut er sich wieder wachsender Beliebtheit.

Mit den südpolnischen Beskiden oder dem slowakisch-ungarischenGrenzgebiet passiert der «EB», wie der Weg abgekürzt heißt, Gegendenmit sehr wenig Zivilisation. Das Wandern in der Wildnis garantiertursprüngliche Naturerlebnisse. Dazu gehören aber auch sintflutartigeGewittergüsse, zermürbende Hitze und widerspenstige Stechmücken. «Der"EB" hat eine Persönlichkeit und ist kein kommerzielles Konstrukt wieder Harzer Hexenstieg oder der Rothaarsteig», meint Bert Winkler, derdem Freundeskreis der EB-Wanderer vorsteht.

In Deutschland schlängelt sich der «EB» durch einige derbeliebtesten Wanderregionen. Dazu gehören der Rennsteig, dasVogtland, das Erzgebirge und die Sächsische Schweiz. Kurz hinterEisenach führt die Strecke durch die Drachenschlucht, ein dreiKilometer langes, extrem enges Tal, durch das Wanderer mit großemRucksack manchmal kaum hindurchpassen.

Im Gegensatz zu den Nachbarländern ist die Ausschilderung inDeutschland recht gut. Sie zeigt einen roten Rahmen mit denBuchstaben «EB» und die Silhouette von fünf Bergen, die für die fünf«EB»-Länder stehen. Sich in Polen, Tschechien oder der Slowakei zuverlaufen, gehört für viele Wanderer dazu. In Ungarn gibt es dannwieder eine gute Beschilderung. Karten für einzelne Etappen sindvorhanden, eine Wanderkarte für den ganzen Weg gibt es dagegen nicht.

Die Streckenführung soll an die ungarische Prinzessin Elisabetherinnern, die im Jahr 1211 von Budapest auf die Wartburg bei Eisenachgebracht wurde. Die damals Vierjährige sollte in deutscher Umgebungaufwachsen, um später mit dem Thüringer Landgrafen verheiratet zuwerden. Heute wird Elisabeth als Nationalheilige verehrt. Auf derWartburg erinnert eine Ausstellung vom 7. Juli bis 19. November anihren 800. Geburtstag (Internet: www.elisabeth-wartburg.de).

Die Route der Heiligen Elisabeth war das Bindeglied, das 1983 vonder DDR, der Tschechoslowakei, Polen und Ungarn bei der Eröffnung desWeges gewählt wurde. «Das war für die atheistisch angehauchten Länderungewöhnlich», sagt EB-Wanderer Bert Winkler. Der ursprüngliche Planfür einen Fernwanderweg - eine Route von der Ostsee bis ans SchwarzeMeer - hatte wegen Grenznähe, Visa- und anderen politischen Problemenaufgegeben werden müssen. Lange Zeit wurde der Weg von vielen auchwegen der begehrten Wanderabzeichen abgelaufen, die es bis 1990 gab.Heute dürfen sich die Wegbezwinger beim Freundeskreis der«EB»-Wanderer mit ihrer Unterschrift auf einem Wimpel verewigen - eine symbolische Anerkennung für schweißtreibende 2643 Kilometer.