Wahl Wahl: Ailton wurde Deutschlands «Fußballer des Jahres»
Hamburg/dpa. - Vom «Millionen-Missverständnis» zu Deutschlands«Fußballer des Jahres» - der außergewöhnliche Weg von Ailton in derFußball-Bundesliga hat einen neuen Höhepunkt erreicht. Zum ersten Malverleihen die deutschen Sportjournalisten und der «kicker» den Titeldes besten Fußballers an einen ausländischen Spieler. Mit 216 Stimmensetzte sich der Brasilianer, der in der vergangenen Saison mit WerderBremen Meister, Pokalsieger und Torschützenkönig wurde, gegen PhilippLahm (VfB Stuttgart/172 Stimmen) und Michael Ballack (Bayern München/63 Stimmen), den «Fußballer des Jahres» 2002 und 2003, durch.
«Das ist unglaublich und motiviert mich noch mehr. Ich bin dererste Ausländer, der Fußballer des Jahres ist. Das ist super», sagteder 31-Jährige. Zugleich brachte Ailton sich noch einmal als Kandidatfür die deutsche oder brasilianische Nationalmannschaft ins Spiel.«Das Ergebnis faxe ich Jürgen Klinsmann und Carlos Alberto Parreira»,kündigte er unter dem Eindruck des Wahlerfolgs an.
Zum «Trainer des Jahres» wurde mit großer Mehrheit Werder-CoachThomas Schaaf (375 Stimmen) vor Peter Neururer (VfL Bochum/91)gewählt. «Fußballerin des Jahres» wurde Birgit Prinz (1. FFCFrankfurt/221) vor ihrer Team-Kollegin Nia Künzer (110).
Schaaf hob noch einmal die Leistungen Ailtons hervor, der in dervergangenen Spielzeit 28 Treffer für Werder erzielte - mehr warenseit den 29 Toren von Karl-Heinz Rummenigge in der Saison 1980/81keinem Bundesliga-Spieler mehr gelungen. «Natürlich hat Toni dieseAuszeichnung verdient. Er war in der vergangenen Saison eineauffällige Erscheinung», sagte Schaaf, der jedoch zugleich daraufverwies, dass die Auszeichnung auch ein Verdienst der Mannschaft sei:«Das Zusammenspiel hat bei Werder geklappt.»
Dabei hatte das Deutschland-Abenteuer für Ailton denkbar ungünstigbegonnen: Im Oktober 1998 noch unter Wolfgang Sidka für 5,5 MillionenMark an die Weser geholt, fristete der bis dahin teuerste Einkauf derVereinsgeschichte unter dessen Nachfolger Felix Magath ein ehertrauriges Dasein: Ailton drückte zumeist die Ersatzbank und wäre amliebsten zurück in die Heimat geflüchtet. Der sensible Stürmer galtbereits als «Millionen-Missverständnis», ehe sich unter Schaaf sowohlfür Werder als auch für Ailton alles zum besseren wendete.
Insgesamt brachte Ailton es in 169 Bundesliga-Spielen auf 88Treffer für die Bremer, bevor er zur neuen Spielzeit zum FC Schalke04 wechselte. Nachdem der Transfer Anfang Oktober 2003 bekanntgeworden war, brachte Ailton die Skeptiker mit absoluterProfessionalität und weiteren Toren zum Verstummen. An seinem Statusals Publikumsliebling in Bremen änderte der Wechsel genau so wenigwie seine gelegentlichen Eskapaden. Ob als «Kugelblitz», «Null-null-Ailton» oder «Scheich vom Deich», der für die Auswahl Katars spielenwollte - Ailton lieferte stets die bunten Geschichten, die dasPublikum wollte.
Der sachliche Schaaf bildet den Gegensatz zum ParadiesvogelAilton. In Bremen ergänzten sich die beiden Naturelle bestens. Dergebürtige Mannheimer, der im Mai 1999 die Nachfolge Magaths antrat,schaffte es durch kontinuierliche Arbeit, Werder vom Beinahe-Absteiger zum Double-Gewinner zu machen. Mittlerweile gilt er alslegitimer Nachfolger von «König Otto» Rehhagel. «Wir schätzen seineRuhe und Ausgeglichenheit», meinte Clubchef Jürgen L. Born überSchaaf, der mit der Champions-League-Teilnahme die Früchte des BremerErfolgs im Gegensatz zu Ailton noch ernten darf.
Ganz andere Ziele verfolgt derzeit die «Fußballerin des Jahres»Birgit Prinz. Beim olympischen Fußball-Turnier von Athen standbereits am (heutigen) Mittwoch die Vorrundenpartie gegen denMitfavoriten China an. Für Prinz, die 2003 Weltmeisterin, WM-Torschützenkönigin und «Weltfußballerin des Jahres» wurde, ist derOlympiasieg der letzte große Titel, der noch in der Sammlung fehlt.